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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Musikschullehrer namens Viktor bekommen. Ich habe ihn nicht ausfindig machen können, obwohl er anwesend ist. Kein einziger der Kandidaten ist der Veranstaltung heute ferngeblieben, also muss Viktor da sein. „Vielleicht ist es der Lederjacken-Rocker“, schmunzle ich. In meiner Nase kitzelt es würzig. Die Körperreaktion ist eine Abwehr. Ich selbst empfinde den Geruch allerdings ganz anders. Es riecht für mich wie die süßeste Erinnerung überhaupt. Ich mache beide Augen auf und greife in meine Tasche. Gut, dass ich auch Blanko-Karten eingesteckt habe. In Großbuchstaben schreibe ich „Soni“ auf die Vorderseite. „In Liebe, Tom“, kritzle ich hinein und versuche Lorenzos Körper so geräuschlos wie möglich von der Bank zu hieven.
    Eine Minute später habe ich die Blumen der beiden gefunden und bei einem der Sträuße das Kärtchen ausgetauscht. D en anderen Strauß lasse ich unbeschriftet. Besser als wenn ich einen Fehler mache und Lilli am Ende die falsche Karte in Händen hält.
    „Wer ist da?“, höre ich hinter mir. So viel zum Thema geräuschlos. Die beiden kommen näher. „Ach, das ist nur der DJ“, beruhigt Tom die Kleine. Er bleibt wenige Schritte von mir entfernt stehen. Ich stecke die Karte schief in das Grünzeug hinein und verstecke die Hände hinter meinem Rücken.
    „Richtig. Und nicht mit dem Kellner zu verwechseln“, ergänze ich.
    „Ich bin Soni“, sagt die junge Frau und tritt näher. Ich versuche meine Erwartung an die Situation zu drosseln. Gelingt mir natürlich überhaupt nicht.
    „Und ich bin der Blumenmann!“, grinse ich sie an. „Hier!“ Ich greife zu den Rosen und reiche sie ihr. Tom zieht noch immer an seiner Zigarette und beobachtet uns etwas distanziert.
    „Wofür sind die denn?“, fragt seine Begleiterin, nimmt den Blumenstrauß an sich und riecht daran.
    „Dafür , dass du diese Meute hier ertragen hast!“, zwinkere ich ihr zu und deute mit dem Kopf zu Tom. Für einen Moment habe ich den Eindruck, dass er verschwinden will. Er tänzelt nervös auf der Stelle herum, so als müsste er pinkeln. „Hast du die Karte gesehen?“, beeile ich mich. Sie steckt ihre kleine Hand zwischen die Blüten, angelt das Papier heraus, riecht zwischendurch wieder an den Rosen und sieht sich dann endlich den Schriftzug an. Meine Nerven sind so angespannt wie Toms Blase und seine Ungeduld. Ich starre Soni an, beobachte ihre Augen, die zwischen den Blumen, der Karte in ihrer Hand und Tom neben ihr hin und her springen.
    Bis so etwas wie ein Lächeln über ihre Lippen huscht, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. Für mich zumindest.
    „Danke!“, sagt sie, gar nicht erst in Toms Richtung, sondern ein bisschen ins Nichts, als ahnte sie, von wem der Strauß in Wahrheit ist. „Rauchen wir noch eine?“, fragt sie anschließend Tom, dessen einzige Wandlung die Tatsache ist, dass er ruhiger wirkt und sein Auf-dem-Sprung-sein-Tänzeln nahezu komplett zurückfährt.
    „Ich muss dann aber wirklich gehen, ja?“, erklärt er sich und folgt der winzigen Frau zurück auf die andere Seite der Terrasse. Ich nicke zufrieden, nicht wirklich sicher, was hier gerade passiert ist , und setze mich zurück auf die Bank neben die Blumen. Fast gleichzeitig kommt ein Kellner raus und beginnt kleine Teelichter zu verteilen, die für eine romantische Stimmung sorgen sollen, auch wenn ihm gleich drei Gäste nacheinander folgen, die davon offenbar völlig unbeeindruckt sind. Es sind die Ersten, die die Party verlassen, die Ersten, die wohl nicht fündig geworden sind und nun weitersuchen werden. Diesmal wo anders. Aus dem Café dringt Musik von den „Kings of Leons“. Meine Stimmung erhellt sich, weil ich feststelle, dass die beiden Frauen eh nur meine Wackelkandidatinnen sind. Also nicht zu schade darum, dass sie gehen. Der flüchtende Mann ist eine von Tanjas drei Bekanntschaften, die es im Vorfeld gerade mal zu bierseligen Kumpels geschafft haben. Offenbar hat sich auch unter den anderen Frauen keine gefunden, die mehr von ihm wollte als das.
    Ich sehe zu meinem Blumentisch und überlege hineinzugehen, um mir ein Bild zu machen, wie weit der Rest der zukünftigen Pärchen ohne mich gekommen ist. Ich nehme an, es zählen nur die, die auch wirklich durch meine Hand zusammengefunden haben. „Also Beeilung, Mark!“ Dass Soni und Tom nicht auf der Terrasse stehen und rauchen, fällt mir erst auf, als ich rübersehe. Ich stehe auf und schlendere über die Terrasse mit den winzigen Lichtern zum Eingang. An der

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