ampir-Phantome
des Hauses befand. Die Gebühr dafür war zwar sauteuer, aber immer noch besser, als herumzukurven und so jede Menge Zeit zu verlieren.
Curtis House war ein imposantes Gebäude, das bestimmt seine 100 Jahre auf dem Buckel hatte. Ein bisschen klassizistisch sah es schon aus. Vor allen Dingen wegen der beiden Säulen, die den Eingang flankierten, der aus keiner wuchtigen Holztür bestand, sondern sehr modern war, denn vor uns fuhr eine dicke Scheibe zurück, als sich durch unser Kommen ein bestimmter Kontakt schloss.
Uns nahm eine große Halle auf.
Die zahlreichen Schilder, die wir an der Hausfront gesehen hatten, wiederholten sich hier. Der Besitzer hatte die Räume an verschiedene Firmen oder Selbstständige vermietet. Zwei Anwälte, ein Zeichenbüro, ein Physiotherapeut und auch ein Werbegrafiker bot seine Dienste an.
In der Halle glänzte es vor Sauberkeit. Wir trauten uns kaum, richtig aufzutreten, aber wir mussten den Weg gehen, um die kleine Loge zu erreichen, die als Glaskasten mitten in die Halle hineingebaut worden war. Es handelte sich um dickes Glas, und so ging ich davon aus, dass es schusssicher war.
Im Kasten selbst stand ein baumlanger Kerl, der uns schon längst gesehen hatte. Er trug einen grauen Anzug, der ihm zwar passte, der aber nicht zu ihm passte.
Sein Lächeln hatte die Freundlichkeit eines Tigers. Ich wollte nicht erst lange um den heißen Brei herumreden und holte zunächst meinen Ausweis hervor, den ich ihm zeigte.
»Damit Sie erst gar nicht mit irgendwelchen Ausreden beginnen«, sagte ich. »Wir möchten zu Lord Lionel Curtis, und wir wissen auch, dass er sich hier aufhält.« Der letzte Satz war ein Bluff gewesen, den der Knabe allerdings schluckte.
»Ja, Sir Lionel befindet sich im Haus«, bestätigte er.
»Wunderbar. Wo müssen wir hin?«
»Moment, Moment. Ich bin gezwungen, Sie anzumelden.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das sind Sie nicht. Wir möchten nämlich nicht, dass man uns anmeldet.« Ich beugte mich näher an die Scheibe heran. »Sollten wir erfahren, dass Sie es doch getan haben, werden Sie Ärger bekommen, Mister.«
Der menschliche Kleiderschrank biss sich auf die Unterlippe. »Ich habe verstanden.«
»Wohin?«
»In die erste Etage.«
»Sehr schön, danke.«
Es gab eine Treppe und einen Lift. Da er soeben eintraf und zwei junge Frauen in schicken Business-Kostümen entließ, nutzten wir die Gelegenheit und schlüpften in die Kabine. Bevor sie sich schloss, hörten wir noch die kichernden Stimmen der beiden, wie sie versuchten, mit dem Mann im Glaskasten zu scherzen.
Seidenweich fuhr der Lift an. Die Kabine war mit blank poliertem Mahagoniholz getäfelt worden. Man hatte eben Stil, aber hinter dieser Fassade sah es oft anders aus.
Ein Flur mit beigem Teppichboden nahm uns auf. Die Geräusche der Schritte wurden verschluckt.
Die Türen zu den Büros waren ebenfalls aus Mahagoni gefertigt. Obwohl sie sicherlich alt waren, sahen sie nicht so aus.
An den Schildern erkannten wir, dass der Lord hier sein Büro besaß. Die Mitarbeiter beschäftigten sich mit seinen Liegenschaften und Besitztümern. Nach außen hin gab er den perfekten Geschäftsmann ab. Was wirklich hinter ihm steckte, wussten nur wenige.
Wir erreichten auch sein Zimmer.
Natürlich gab es ein Sekretariat. Wir klopften gegen die Tür, befanden uns zwei Schritte weiter in einem großen Raum, dessen Decke eine Stuckverzierung zeigte.
Zwei Frauen um die vierzig schraken regelrecht zusammen, als sie uns plötzlich sahen. Beide erbleichten, und als sich die beiden endlich gefangen hatten, standen wir bereits zwischen den Schreibtischen.
»Wir möchten zu Lord Curtis«, sagte ich.
Die Frau vor mir schob ihre Brille zurecht. Der Rahmen passte zu den rötlich gefärbten Haaren.
»Das ist nicht möglich.«
»Aber er ist anwesend...«
»Ja, schon, nur...
Ich zeigte meinen Ausweis. Die Frau sprach nicht mehr weiter, sondern las den Text.
»Scot... Scot...«, stotterte sie entsetzt.
»Genau das, Madam. Und jetzt werden wir Ihrem Chef einen Besuch abstatten. Ich deutete auf die breite Tür mit dem bräunlich-roten Innenpolster.
»Da ist er doch, oder?«
»Ja, das schon. Aber...«
»Wir finden den Weg!«
Es machte mir immer wieder Spaß, diese oft sehr zickigen Frauen sprachlos werden zu lassen. Dass wir gegen das Polster klopften, brachte nichts, deshalb stieß ich die Tür recht schwungvoll auf und blieb so schnell stehen, dass Suko gegen mich prallte.
Der Lord war nicht allein. Er hatte Besuch.
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