ampir-Phantome
sich die Gestalt so, dass sie den Blick auf Crispin verdeckte. Es war in diesem Fall gut so.
Sie sah es nicht, aber sie hörte ein schreckliches Geräusch, weil die Pferde in diesen Augenblicken wie durch einen Zufall bedingt recht ruhig geworden waren.
Crispin fiel wenig später zu Boden.
Jetzt sah Lorna ihn wieder.
Er war gegen die Wand gefallen und dort zu Boden gerutscht. So saß er in einer halb sitzenden und halb liegenden Stellung, aber das war nicht so wichtig für sie. Ihr ging es nur um den Kopf, der auf eine Art und Weise zur Seite herabhing, als hätte er den Kontakt mit dem übrigen Körper verloren.
Das war auch so, und Lorna jagte ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf.
Sie hatte in der Praxis nie damit zu tun gehabt, aber leider genug darüber gehört und gelesen.
Genick gebrochen!
Eine schreckliche Vorstellung, die Hitzewellen in ihr hochtrieb. Sie hatte sich hingesetzt und glaubte, dass aus ihren Poren heiße Flammen schlagen werden. Die Welt um sie herum war von nun an nur noch ein grauenvolles Etwas, in dem es nichts Positives mehr gab.
Das blutige D auf der Stirn näherte sich ihr, als sich die Gestalt zu ihr hinabbeugte.
»Nein, nein...«
Kein Flehen half. Der Vampir verfolgte seine eigenen Pläne und zog sie auch durch. Locker und leicht zog er die blonde Lorna in die Höhe. Sie spürte einen Schwindel und rechnete damit, ebenfalls getötet zu werden, aber sie bekam eine Galgenfrist, denn der nächste Ruck sorgte dafür, dass sie auf den halb nach vorn gestreckten Armen des Mannes lag und von ihm weggetragen werden konnte.
Dracula II hatte gewonnen, und er würde weiterhin der Sieger sein. Lorna aber wünschte sich, in eine Ohnmacht zu fallen. Der Gefallen wurde ihr nicht getan.
Der Vampir trug sie weg.
Sie blieben nicht innerhalb des Stalls. Schon wenige Sekunden später stieß der Blutsauger die Tür auf und trat mit seiner Beute hinaus in die graublauen Schatten der Dämmerung...
Der Tag neigte sich dem Ende zu, und der Himmel bekam eine andere Farbe. Suko hatte längst die Scheinwerfer eingeschaltet, deren Licht bereits eine geraume Weile durch eine Natur huschten, die von keiner Menschenhand kultiviert worden war.
Das Gestüt lag wirklich irgendwie am Ende der Welt, aber wir fanden es trotzdem, und als der letzte Wegweiser als bleiche Figur am Straßenrand erschien, da war es nicht mehr weit bis zum großen Eingangsbogen am Beginn des Geländes.
»Weißt du was?«, fragte ich.
»Ja.«
»Was denn?«
»Du bist der Meinung, dass wir hier anhalten sollten um uns dem Ziel zu Fuß nähern.«
»Perfekt.« Ich grinste Suko zu.
»Das kommt davon, wenn man so lange zusammenarbeitet.«
»Genau.«
Mein Freund lenkte den BMW vom Weg weg. Er fuhr ihn zwar nicht hinein ins Feld, aber eine wild wuchernde Hecke gab ihm ein wenig Schutz vor neugierigen Blicken.
Wir verließen den Wagen und schritten über einen Untergrund hinweg, der von zahlreichen Pferdehufen aufgewühlt worden war, sodass wir mit den Schuhen an manchen Stellen einsackten.
Es war noch nicht ganz dunkel geworden. Über uns zeigte der Himmel eine seltsame Farbe. Da mischten sich die grauen Töne zusammen mit einem letzten Weiß. Das alles ballte sich in den Lücken zwischen den Wolken zusammen.
Soweit wir das feststellen konnten, wurden wir nicht beobachtet. Niemand lauerte am Wegrand, es gab auch keine Kameras am Eingang, die das Gelände innen und außen bewachten.
Die Bauten waren nur an ihren dunklen Umrissen zu erkennen. Ein großer flacher diente als Stall. Dort hörten wir auch die Pferde hin und wieder schrill wiehern. Es gab weitere Ställe oder kleine Bauten, die sicherlich als Lager dienten.
Abgesehen vom Wiehern der Pferde herrschte eine frühe abendliche Stille auf dem Gelände. Man schien jeden Schritt und auch jedes Wort doppelt so laut zu hören.
»Und?«, fragte Suko.
»Gefällt mir nicht.«
»Stimmt. Und wohin jetzt?«
Das war die Frage. Es gab verschiedene Alternativen, und wir ließen noch mal unsere Blicke schweifen. Ich hatte das Gefühl, die Ställe links liegen lassen zu können, und wenn wir nach links schauten, dann war der größte Bau einfach nicht zu übersehen.
Die Reithalle!
Das erkannten wir auch in der Dunkelheit. Ein recht hoher Bau, der allerdings nicht nur aus Steinen bestand, denn die Seite, gegen die wir schauten, war recht frei.
Suko, der bessere Augen besaß als ich, fand auch heraus, warum. »Die Mauer besteht aus Glas, John!«
Ich schluckte. Tatsächlich, Suko
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