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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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Kater drehte sich im Sprung um und ließ sich mit einem dumpfen Geräusch auf den Schoß seines Frauchens fallen.
    «Guter Kater», dröhnte Elisabeth und drückte das Tier an sich, so daß die Luft aus seinen Lungen entwich, wobei es lauthals schrie, was den Commissaris und de Gier auffahren ließ. Aber der Kater schloß die Augen mit sinnlichem Vergnügen und setzte sein unterbrochenes Schnurren fort. «Also? Johannisbeergenever oder Kaffee?»
    «Ich möchte lieber Kaffee, meine Liebe», sagte der Commissaris.
    «Machen Sie ihn, Brigadier», sagte Elisabeth. «Sie finden alles in der Küche. Ich bin sicher, Sie können besser Kaffee kochen als ich. Und während Sie zu tun haben, können der Commissaris und ich ein wenig plaudern. Wir haben uns seit vielen Monaten nicht gesehen, nicht wahr, Liebling?»
    De Gier machte sich in der Küche zu schaffen und ließ fast die schwere Kaffeekanne fallen, als er daran dachte, was er soeben gesehen hatte. Als Elisabeth sich setzte, hatte er einen Blick auf ihre Füße geworfen, die in Stiefeln Größe 46 steckten. De Gier hatte zwar schon Transvestiten gesehen, aber das waren immer junge Leute gewesen. Erst vor einer Woche hatte er an einer Razzia in einem Bordell teilgenommen, wo die Prostituierten alle als Frauen verkleidete Männer und Jungen waren. Als er sie verhörte, um jemand ausfindig zu machen, den ein hysterischer Kunde des Raubes verdächtigte, hatte er ein wenig Ekel empfunden, aber nicht viel. Er wußte, der menschliche Geist kann sich in jede Richtung wenden. Aber de Gier hatte noch nie einen alten Mann getroffen, einen alten, großen Mann, der sich wie eine Frau kleidete. Elisabeth war ein Mann. Oder war sie keiner? War dies vielleicht doch ein weibliches Wesen, das zufällig in den Körper eines Mannes geraten ist? Das Hausboot war bestimmt das einer Frau. Die kleine Küche, in der er sich jetzt bewegte, hatte alle Anzeichen eines hausfraulichen Waltens. Töpfe und Pfannen waren arrangiert, Tischdecken und Vorhänge passend zu dem beengten Raum genäht, das Steingutgeschirr passend zu den ordentlich aufgereihten Tassen auf dem obersten Regal des Küchenschranks ausgesucht, und ein kleines, gehäkeltes Deckchen lag sogar auf dem Kühlschrank, um ihm ein nettes und schmuckes Aussehen zu geben. Der Raum, in dem Elisabeth jetzt mit dem Commissaris plauderte – er konnte ihre tiefe Stimme durch die dünne Trennwand hören –, könnte Teil eines viktorianischen Museums sein; die Sessel, die Stövchen zum Wärmen der Füße, der Teetisch, die gerahmten vergilbten Fotos von Männern mit gewichstem Schnurrbart und Vatermörder waren vor sehr langer Zeit einmal große Mode gewesen.
    «Kommen Sie klar, Brigadier?»
    De Gier zuckte zusammen. Elisabeth stand leicht gebückt in der offenen, niedrigen Tür und füllte sie ganz aus.
    «Ja, Elisabeth.» Seine Stimme schwankte. Sie war jetzt in der Küche, und er sah den Commissaris durch die offene Tür. Der Commissaris gestikulierte wild. Ja, ja, er würde das Geheimnis schon nicht verraten. Worüber regte sich der dumme kleine Mann eigentlich so auf?
    «Ja, Elisabeth, der Kaffee läuft durch den Filter, ich habe Zucker, Sahne, Tassen, Löffel, ja, ich habe alles.»
    «Sie sind unartig», sagte Elisabeth. «Sie haben die Untertassen vergessen. Sie sind nicht verheiratet, nicht wahr, Brigadier? Ich wette, Sie leben allein. Sie hatten doch wohl nicht vor, den Kaffee nur in Tassen zu servieren, oder? Was halten Sie von diesen Tassen? Ich habe sie vorige Woche gekauft. Danach habe ich jahrelang gesucht. Meine Mutter hatte solche Tassen. Sie kosteten ein paar Cents, als ich noch klein war, und jetzt zahlt man genauso viele Gulden, aber das macht nichts. Ich habe sie trotzdem gekauft. Und Tabby hat auch eine Untertasse; der ungezogene Kater stößt sie durch die Gegend, sobald sie leer ist. Er wird sie noch zerbrechen, wenn er nicht aufpaßt, und ich muß ihm dann wieder einen häßlichen Emailleteller geben. Der ungezogene Kater war gestern so wütend auf mich, daß er nicht darauf achtete, wohin er ging, und vom Dach in die Gracht fiel. Und ich mußte ihn mit einem Besen wieder herausfischen und bekam als Dank dafür nur einen dicken Kratzer. Hier, schauen Sie mal.»
    Sie rollte den Ärmel auf, und de Gier sah ein dickes haariges Handgelenk mit einer tiefen Kratzwunde.
    «Ich hab auch eine Katze», sagte er und zeigte ihr seinen rechten Handrücken, wo ihn Olivier morgens gekratzt hatte.
    «Ha», sagte Elisabeth und versetzte

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