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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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hatte die Jacke ausgezogen und die Krawatte abgelegt und saß in der Ecke des Raums an einem Fenster, das er geöffnet hatte. Es gab den Blick frei auf einen kleinen Hof, wo auf einer Mauer eine Reihe Spatzen herumlungerte, die winzigen Schnäbel offen und die Flügel halb ausgebreitet. Grijpstra schnaufte und wischte sich das Gesicht mit einem großen, schmutzigweißen Taschentuch ab. Er sah glücklich aus, trotz der Hitze. Er hatte die Verabredungen mit den beiden Freundinnen von Abe Rogge getroffen und würde bald den Commissaris abholen. Und inzwischen hatte er nichts zu tun, außer de Gier zuzusehen.
    «Ich bin nicht dein Liebling», sagte de Gier. «Ich bin Kriminalbrigadier de Gier, städtische Polizei Amsterdam, und werde dich aufsuchen, um ein paar Fragen zu stellen. Es ist nicht ernst, reine Routine.»
    «Polizist?» fragte die schmeichelnde Stimme. «Das sind auch Lieblinge. Ich habe einen netten Kunden, der Polizeioffizier ist. Vielleicht bist du wie er. Wann kommst du, Liebling? Jetzt gleich?»
    «Jetzt gleich», sagte de Gier und verzog das Gesicht am Telefon, «und deine Freundin Alice möchte ich ebenfalls sprechen. Würdest du sie bitten, zu dir zu kommen? Ich habe ihre Telefonnummer hier, und die ersten drei Ziffern sind die gleichen wie deine. Sie muß in deiner Nähe wohnen.»
    «Aber gewiß», sagte Minette. «Sie wohnt im selben Haus, zwei Treppen höher. Ich werde sie bitten zu kommen, dann machen wir für dich eine Doppelnummer.»
    «Nein», sagte de Gier, «nur keine unnötigen Anstrengungen, meine Liebe. Ich möchte nur ein paar einfache Antworten auf ein paar einfache Fragen. Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir. Zieh dir etwas an.»
    Grijpstra kicherte. De Gier machte eine Handbewegung, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    «Was soll ich anziehen, Liebling? Ich habe eine schicke Uniform mit blanken Knöpfen und Lederstiefeln und mit einer kleinen Peitsche. Oder wäre es dir lieber, wenn ich mich in Spitze werfe. Oder soll ich vielleicht mein schwarzes Abendkleid anziehen. Es hat einen schönen Reißverschluß und fällt herab, wenn du …»
    «Nein!» De Gier schrie fast. «Wie ist die Adresse?»
    «Alkemalaan fünf-null-drei, Liebling, aber du mußt mich nicht so anschreien.» Die Stimme triefte immer noch von Liebenswürdigkeit.
    «Bis gleich», sagte de Gier.
    «So ein Idiot», sagte sich Minette, als sie geziert den dunkelroten Hörer auf das Telefon auf ihrem Nachttisch legte, «und grob dazu. Was will der eigentlich? Der will sich doch nicht etwa Nutten auf reißen? Der andere Polizist hat auch gesagt, er wolle Fragen stellen, aber er ist wegen der üblichen Sache gekommen und über Nacht geblieben. Das sind alles Idioten.»

    «Guten Tag», sagte de Gier. «Ich bin Brigadier de Gier. Ich habe vor etwa einer Viertelstunde angerufen. Bist du Minette?»
    «Nein, Süßer», sagte die kleine Frau. «Ich bin Alice. Minette wartet drinnen auf dich. Komm rein, Schatz.»
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm und zog sanft. «Herrje», seufzte sie, «bist du aber hübsch! »
    «Ja», sagte de Gier, «ich bin ein schöner Mann.» Er sah in die lächelnden Augen und stellte fest, daß sie grün waren. Katzenaugen. Das Gesicht war dreieckig wie das einer Gottesanbeterin. Er hatte eine Farbaufnahme von einer Gottesanbeterin in einem Buch gesehen, das er in der Öffentlichen Bücherei gefunden hatte. Das Insekt hatte grausig attraktiv ausgesehen, die Verkörperung einer unbewußten Furcht mit reizendem Gesicht, aber langen Armen und Klauen. Ein Raubinsekt, hatte der Text zum Bild gelautet. Ein Wesen, vor dem man sich in acht nehmen muß.
    Das Mädchen drehte sich um, und er folgte ihm in den kleinen Korridor. Ein kleines Mädchen, kaum größer als ein Meter fünfzig, aber wohlgeformt und hübsch gekleidet in kurzen Samthosen und weiter, fließender Bluse. Die nackten Füße waren winzig. Ein Kobold, ein stolzierender Kobold. Er schätzte die Frau auf Ende Zwanzig, aber ihr glattes Gesicht zeigte noch keine Spuren von Verlebtheit. Vielleicht war sie noch nicht zu lange in dem Gewerbe. Er bewunderte den runden, strammen Hintern und das zu einem Knoten aufgesteckte schwarze, glänzende Haar.
    «Das ist nun Minette», sagte Alice, drehte sich um und trat einen Schritt zurück, um ihn vorangehen zu lassen. «Hier hast du deinen Brigadier, Minette.»
    «Oha», sagte Minette, «ist er nicht reizend?»
    De Gier fühlte sich erleichtert. Minette war nichts Besonderes. Ein molliges Mädchen, ziemlich breit in

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