Amy on the summer road
langsamer und sah ihr einen Moment zu, wie sie den Ball gegen die Wand spielte und ihren eigenen Aufschlag parierte, sobald er zu ihr zurück kam – immer und immer wieder.
Als Charlie noch kleiner war, hatte er auch Tennis gespielt. Und zwar so respektabel, dass der Trainer große Hoffnungen in ihn setzte. Mein Vater hatte damals auch so eine Linie an die Rückseite unserer Garage gemalt. Nahezu jeden
Abend hörte ich, wie der Tennisball rhythmisch gegen die Wand prallte. Als Charlie vor zwei Jahren aufhörte oder aus der Mannschaft rausgeworfen wurde – da bin ich mir bis heute nicht sicher –, war für mich das Schwerste daran, mich an das Fehlen dieses Geräuschs zu gewöhnen. Es war, als würde ich immerzu darauf lauschen, obwohl ich wusste, dass es nicht wiederkommen würde.
Das Mädchen verfehlte einen ihrer Bälle und ging los, um ihn aufzuheben, wobei sie sich ein bisschen dehnte. In dem Moment sah sie uns und winkte uns mit dem Schläger zu. Dann wandte sie sich wieder ihrer Übungswand zu und trainierte weiter, diesmal ihre Rückhand. Sie trug komplett weiße Tenniskleidung und bei der grellen Beleuchtung wirkte sie seltsam exotisch und fehl am Platz – wie ein großer Nachtfalter im Scheinwerferlicht.
Drew bog scharf nach rechts ab und Roger und ich folgten ihm auf den Golfplatz.
»Ist das denn legal?«, fragte Roger.
»Natürlich nicht«, entgegnete Drew, ohne den Schritt zu verlangsamen. »Ist das ein Problem?«
Roger sah mich an und zuckte die Schultern, dann beeilte er sich, wieder zu Drew aufzuschließen. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, meine Flip-Flops auszuziehen und barfuß zu laufen. Das Gras auf dem Golfplatz war dicht und kurzgeschoren. Es fühlte sich beinahe so an, als ob ich oben auf den Halmspitzen stehen und mit den Füßen gar nicht einsinken würde. Einen Moment fuhr ich mit den Zehen kreuz und quer darüber, doch dann musste ich losrennen, um die Jungs nicht aus den Augen zu verlieren.
Wir liefen zu dritt nebeneinander in gerader Linie über die Spielbahn. Rings um uns war nichts als offene Weite und die sanft gewellte Hügellandschaft wurde flankiert von dunklem Wald. Es war ganz still, keiner von uns sprach, während wir gingen. Ab und zu kamen wir an einem der Sandhindernisse vorbei, die inmitten des dunklen Golfplatzes unwirklich hell wirkten. Sie mussten erst kürzlich in Ordnung gebracht worden sein, denn in alle war ein kompliziertes verschlungenes Muster eingeharkt. Dadurch strahlten sie irgendwie Ruhe und Gelassenheit aus, so wie ich es auf Fotos von japanischen Zen-Gärten gesehen hatte, und wirkten überhaupt nicht mehr wie die Quelle von Stress und Ärger, die sie vermutlich waren. Trotz der Dunkelheit konnten wir unseren Weg problemlos erkennen, der gelegentlich von einem Scheinwerfer beleuchtet wurde oder vom Mond, der hell am riesigen Himmel stand. Die Sterne funkelten hier mit viel mehr Leichtigkeit, denn weder Straßenlaternen noch Leuchtreklame machten ihnen Konkurrenz.
Drew hielt an der Abschlagsfläche von Loch 12 an, wobei es sich dem Schild zufolge um ein Par 4 handelte. Er setzte sich auf den Rasen, nahm Roger die Nu Way -Tüte ab und machte sich daran, unser Fast-Food-Picknick auszubreiten. Ich setzte mich dazu, ließ meine Flip-Flops fallen und stellte die Eisbecher ab. Den Burger, den Drew mir reichte, nahm ich etwas skeptisch entgegen.
»Danke«, sagte ich, beäugte ihn und bemühte mich, begeistert zu klingen. Er war kleiner als erwartet – zwei Hälften in rot-weißem Nu Way -Einwickelpapier. Ein bisschen sah er
aus wie ein auseinandergefallener Hamburger und das Fleisch wirkte irgendwie krümelig.
»Also dann«, freute sich Drew und rieb sich die Hände. Er deutete auf die Sachen, die er auf den braunen, glatt gestrichenen NuWay -Papiertüten verteilt hatte. »Wir hätten hier Kroketten, Pommes und Zwiebelringe. Dazu Ketchup, Senf, Spezialsoße ...«
»Kroketten?«, fragte Roger und griff sich eine Portion. »Im Ernst?«
»Hab dir doch gesagt, dass Nu Way das einzig Wahre ist. Die sind echt der Hammer. Und jetzt zu den Burgern. Keine Sorge, wenn die ein bisschen krümeln. Crumbly is good .«
»Das hatte ich schon auf diesem Schild gelesen«, sagte ich und räusperte mich. »Aber, ähm, warum eigentlich?«
»NuWay ist berühmt dafür. Die Burger sind eben krümelig bei denen. Keine Ahnung, warum. Muss man probiert haben, um es zu glauben.«
Drew sah uns gespannt an – in Erwartung unseres ersten Bissens. Ich musterte
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