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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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den Atem. Seine Vorstellungen vom Himmel waren nun nicht mehr rein hypothetisch. Erlebte er ihn nun, da, wo er gerade war? Mähte er irgendwo einen unendlichen Rasen und hörte dabei Elvis? War er glücklich? Ich kniff die Augen zu. Wie mochte es ihm gehen, wenn wir nicht da waren? Wenn ich nicht da war, um ihn mit Life Savers zu versorgen und darauf aufzupassen, dass er sich nicht verfuhr?
    Ich presste meine Hände gegen das Gras und kämpfte gegen die Gefühlswoge an, die mich nach unten ziehen wollte. Sie flaute schließlich ab, aber nur ganz allmählich.

    »Das ist Derek Walcott«, hörte ich Drew gedämpft sagen, und es klang wie aus ganz weiter Entfernung. »Walcott, das ist Amy und das ist Magellan.«
    »Roger«, korrigierte dieser. »Hi.«
    Ich öffnete die Augen wieder, wobei ich froh war über den Schutz, den mir die Dunkelheit gewährte, und hob zur Begrüßung die Hand, da ich meiner Stimme noch nicht so recht über den Weg traute.
    »Ihr wart bei NuWay?«, erkundigte sich Walcott interessiert und kam näher. »Irgendwas übrig?«
    »Zwiebelringe«, antwortete Drew und hielt sie ihm entgegen. »Hau rein.«
    »Oh, danke.« Walcott nahm die Pappschachtel entgegen. »Ich bin hier voll am Verhungern. Schon seit zwei Stunden mähe ich in der Gegend rum und hab erst die Hälfte geschafft.«
    »Ich hab dir doch gesagt«, belehrte ihn Drew und warf ihm ein Ketchuptütchen zu, das ihm an die Stirn flog, »mach’s lieber vormittags, da geht’s schneller, weil es hell ist.«
    »Vormittags ist es aber heiß«, nörgelte Walcott und setzte sich neben Roger. »Das hatten wir doch alles schon.«
    Drew zuckte die Schultern. »Na ja, dein Problem – oder wie sagt man so nett: It’s your funeral .«
    Roger hob den Kopf. »Hey, das wär doch mal ein cooler Songtitel«, warf er ein.
    »Ist es schon«, sagte ich, ohne nachzudenken. Die drei Jungs drehten sich zu mir um, und ich fühlte, wie meine Wangen ein bisschen glühten. Ich hatte einen kleinen Kloß im Hals, redete aber weiter, da mir ja kaum etwas anderes übrig blieb. »Aus dem Musical Oliver! . Kennt ihr das?« Kannten
sie natürlich nicht, wie mir ihre ratlosen Blicke verrieten. »Na ja, egal. Ist jedenfalls ein Musical und da gibt es ein Lied, das heißt ›That’s your funeral‹.«
    »So ’n Mist aber auch«, sagte Walcott trocken. »Aber ich denke schon, dass wir ihn trotzdem verbraten können. Kann mir nicht vorstellen, dass sich unser Publikum so sehr mit Musicalfans überschneidet.«
    »Walcott hat ’ne Band«, klärte Drew mich auf. »Aber frag ihn bloß nicht danach, sonst dreht er dir sofort seine Demo-CD an.«
    »Du hast ’ne Band?«, fragte ich. Drew stöhnte.
    »Hab ich«, sagte Walcott und wischte sich die Hände an seinen Kakishorts ab, was dezente Fettspuren hinterließ. »The Henry Gales. So ’ne Art Emo-Punk-Alternative mit kleinem Hardcore-Einschlag. Wir spielen aber auch Covers, auf Hochzeiten.«
    »Versteht sich«, sagte Roger grinsend. »Große Sache.«
    »Gestern Abend hatten wir ’nen Gig«, berichtete Walcott, und eine leicht träumerische Miene machte sich auf seinem Gesicht breit. »Das war voll genial. Genau darum geht’s, sag ich euch. Da stehen lauter Fremde vor dir in der Dunkelheit, denen erzählst du deine Wahrheit. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn es funktioniert, ist es der Hammer.«
    »Henry Gale«, murmelte ich vor mich hin und merkte nur halb, dass ich gerade laut dachte. Der Name sagte mir etwas, ich wusste nur nicht mehr, was. »Warum hab ich das schon mal gehört?«
    »Ist aus dem Zauberer von Oz«, erklärte Walcott. »Dorothys Onkel.«

    »Walcott ist nämlich mächtig stolz auf Kansas«, lästerte Drew.
    »Könntest du ja auch mal versuchen«, fauchte Walcott zurück. »Landesverräter, du. Einfach nach Colorado abhauen und die Hawks im Stich lassen.« Drew zuckte nur die Schultern, und ich hatte den Eindruck, dass dieses Gespräch nicht zum ersten Mal stattfand. »Aber jetzt guckt euch bitte mal das hier an. Hab ich letzte Woche bei Sailor Gerry machen lassen.« Er schob den Ärmel seines T-Shirts nach oben, und ein schwarzes Tattoo, das sich über seinen Oberarmmuskel erstreckte, kam zum Vorschein. Offenbar war es ein Schriftzug, aber stilisiert und gotisch, sodass ich mir absolut keinen Reim darauf machen konnte.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Roger.
    »Ad astra per aspera «, sagte Walcott. Mir sagte das nichts, aber Drew schüttelte nur den Kopf. »Das Staatsmotto von Kansas«, erklärte

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