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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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er. »Auf rauen Pfaden zu den Sternen.«
    »Wow«, sagte ich und ließ mir die Worte durch den Kopf gehen. »Das ist schön.«
    »Nicht wahr?«, freute sich Walcott und betrachtete verliebt sein Tattoo, offenbar in der Annahme, dass ich davon gesprochen hatte. »Gerry hat echt Talent.«
    »Jetzt mal ehrlich, Walcott.« Sogar bei dem schwachen Licht konnte ich erkennen, dass Drew die Augen verdrehte. »Übertreibst du’s nicht ein bisschen mit deinem Kansas?«
    »Nö«, meinte Walcott schlicht und krempelte den Ärmel wieder nach unten. »Das ist meine Heimat, Alter. Man muss stolz auf seine Heimat sein. Du bist, woher du bist. Wenn nicht, wirst du immer nur umherirren.«

    »Das glaubst du doch nur, weil du noch nie irgendwo anders warst«, konterte Drew.
    Schweigen breitete sich aus und ich fuhr mit den Händen über die Grashalme, die – wie ich jetzt wusste – Walcott gemäht hatte. Ich sah ihn an und konnte mir vorstellen, wie er sich fühlte. Bis vor drei Tagen war ich auch noch nie woanders gewesen.
    Doch Walcott schien das nichts auszumachen. Er zuckte die Schultern und klopfte sich die Hände ab. »So, ich werd dann mal weitermachen«, sagte er. »Danke für die Zwiebelringe. War nett, euch zu sehen, Leute.« Er ging zu seinem Traktor und wollte gerade raufklettern, als er noch einmal umkehrte und zu uns zurückkam. »Man muss nicht weggehen, um zu wissen wo man zu Hause ist. Man weiß einfach, wo man hingehört. Und wenn man das nicht weiß, hat man ein Problem.«
    »If you have to look any further than your own backyard to find your heart’s desire, you never really lost it to begin with? «, fragte Drew ein wenig spöttisch.
    Ich wandte mich zu ihm um und überlegte, warum dieser Satz in meinen Ohren so vertraut klang.
    »Ja«, sagte Walcott und warf seinen Traktor an. Damit war die nächtliche Stille wieder dahin. »Genau.« Er wendete und fuhr den Hügel hinunter. Mit einer Hand winkte er uns noch zu, bevor er aus unserem Blickfeld verschwand.
    Wir sahen ihm hinterher. Alle drei starrten wir auf die Stelle, wo er verschwunden war, als ob wir darauf hofften, dass er wiederkam. Schließlich nahm Roger seinen Becher von Freddy’s Frozen Custard in die Hand und ich gab einen
zu Drew hinüber. Vorsichtig probierte ich ein bisschen von meinem, dann noch ein bisschen. Das Eis war cremig, kühl und süß und es fühlte sich angenehm im Hals an. Es war dicker als normales Eis, hatte aber die Konsistenz von Frozen Yogurt. Und es war genau das, was ich in diesem Moment wollte.
    »Tut mir leid wegen Walcott«, sagte Drew nach einer Weile. »Ich hätte das wahrscheinlich nicht sagen sollen. Aber er begreift nicht, dass er einfach sein Leben vergeudet, wenn er immer nur hier rumhängt. Und er ist noch nie irgendwo gewesen oder hat irgendwas gemacht ...« Er sah Roger an. »Jetzt unterstütz mich doch endlich, Magellan. Ich meine, man muss doch mal runter von seiner Scholle. Man muss raus und was sehen. Aber das heißt doch nicht automatisch, dass ich nicht weiß, wo mein Zuhause ist. So ein Blödsinn.«
    »Aber ...«, erwiderte ich und setzte mich in den Schneidersitz. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, mich in dieses Gespräch einzumischen, doch plötzlich sprudelten die Worte aus mir heraus, ohne dass ich sie aufhalten oder auch nur zurechtlegen konnte. »Aber was, wenn dein Zuhause verschwunden ist?« Ich dachte an das Schild der Immobilienmaklerin und an das Welcome HOME , das weder mir noch meiner Familie galt – niemandem, der tatsächlich dort wohnte.
    »Was dann?« Roger sah mich mit gerunzelter Stirn an.
    »Von da an sind wahrscheinlich die Leute, die auch von dort kommen, dein Zuhause«, meinte Drew. »Deine Familie.«
    »Und was, wenn die auch verschwunden ist?«, fragte ich und schaute weder zu Roger noch zu ihm, sondern starr geradeaus
auf die Hügellandschaft. Ich brachte mich dazu, es auszusprechen und meine Stimme dabei im Griff zu haben. »Ich meine, was ist, wenn deine Familie auch nicht mehr da ist?« Drew warf mir einen Blick zu. In seinem Gesicht sah ich Überraschung und ein wenig Mitleid.
    »Dann suchst du dir ein neues Zuhause, schätz ich mal«, sagte er. »Oder? Du findest eben was anderes, wo du dich zu Hause fühlst.«
    Nach ein paar Momenten des Schweigens, als ob wir eine Zeit zum Aufbruch vereinbart hätten, packten wir unseren Müll zusammen, und nachdem der Rasen keine Spur unserer Anwesenheit mehr verriet, gingen wir quer über den Golfplatz zurück. Wir waren schon fast

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