Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
Vom Netzwerk:
Wunschdenken. Vielleicht war er gar nicht bloß einfühlsam gewesen, als Drew für mein Empfinden zu schnell gefahren war. Vielleicht wusste er, warum mich das störte, und hatte es schon die ganze Zeit gewusst. »Ich will aber nicht fahren«, antwortete ich und versuchte, meiner Stimme einen ruhigen und festen Klang zu geben, hörte aber das leichte Zittern, das sich trotz aller Mühe nicht unterdrücken ließ.
    »Und warum eigentlich? Willst du darüber reden?« Er warf mir einen Blick zu.
    Ich sah sein Profil und spürte mein Herz klopfen. Das Auto fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so sicher an. »Weißt du, was passiert ist?«, fragte ich. Meine Stimme klang schon jetzt ganz erstickt.
    Roger schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke nur, dass du vielleicht darüber reden solltest.«
    Mein Herz hämmerte in meiner Brust. »Ja, aber ich will nicht«, sagte ich so entschieden, wie ich konnte.
    »Ich will nur ...« Er schaute zu mir und ich sah, dass seine Brille wieder verschmiert war. Auf dem rechten Glas war ein dicker Fingerabdruck zu erkennen. Ich beschloss, mich lieber
auf diesen zu konzentrieren und nicht darauf, wie er mich anschaute. Nämlich so, als ob er enttäuscht von dem war, was er sah.
    »Du kannst gerne mit mir reden.«
    »Weiß ich doch«, sagte ich vorsichtig. »Hab ich denn noch nicht mit dir geredet?« Meine Strategie war, ihn absichtlich falsch zu verstehen. »Wir haben uns doch die ganze Zeit unterhalten, oder?«
    Er seufzte und schaute hinaus auf die Straße. Natürlich kaufte er mir das nicht ab. Selbstverständlich wusste ich ganz genau, was er meinte. Aber mit Walcott zu reden, war die eine Sache gewesen, weil ich wusste, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Mich Roger anzuvertrauen, war eine völlig andere Geschichte. Denn mit ihm musste ich danach wieder im Auto sitzen, Meile um Meile, Stunde um Stunde. Und was, wenn es zu viel für ihn war?
    »Ich bin nur ...«, begann ich. Ich holte tief Luft, um nicht schon zusammenzubrechen, ehe ich überhaupt angefangen hatte. »Es ist nur sehr schwer für mich. Darüber zu sprechen. Meine ich.« Oder in einem Satz zu sprechen, wie es schien. Für Amy! wäre das kein Thema gewesen. Amy! hätte kein Problem damit gehabt, mit jemandem, der ihr anbot zuzuhören, über ihre Gefühle und Ängste zu reden. Aber andererseits hatte Amy! wahrscheinlich gar keine Probleme. Amy! ging mir unglaublich auf die Nerven.
    »Ich weiß«, sagte Roger leise. Der Mix war zu Ende, aber er drückte nicht noch einmal auf Play. Das winzige Display an seinem iPod leuchtete noch einen kurzen Moment und ging aus. Das einzige Geräusch im Auto war jetzt das rhythmische
Schwupp-wupp der Scheibenwischer, das für einen Moment deutlich zu vernehmen war und gleich danach wieder vom Trommeln des Regens verschluckt wurde.
    »Es ist ja nicht so, dass ich nicht reden will«, sagte ich, ohne viel darüber nachzudenken. Doch als die Worte meinen Mund verlassen hatten, ging mir plötzlich auf, wie wahr sie waren. Ich wollte reden. Am liebsten hätte ich monatelang geredet. Und da saß jemand, der mir zuhören wollte. Warum also kam es mir so unmöglich vor? Als ob mich jemand gebeten hätte, Portugiesisch oder irgendeine ähnlich vertrackte Sprache zu sprechen. »Ich bin nur ...« Mir fehlten offenbar sogar die Worte, um diesen einfachen Satz zu Ende zu bringen. Ich legte die Arme um meine Knie, zog sie gegen die Brust und sah wieder aus dem Fenster.
    »Also gut«, sagte Roger nach einer Weile. »Ich fange an, okay? Twenty Questions.«
    »Oh«, sagte ich und war ein bisschen überrascht, wie schnell wir das Thema wechselten. Denn, ehrlich gesagt, wollte ich gerade anfangen zu reden. »Okay. Ist es ein Mensch?«
    »Nein.« Roger lächelte. »Ich dachte, dass ich dir Fragen stelle. Weil es dann vielleicht leichter für dich ist, etwas zu sagen.«
    Einerseits war ich erleichtert, andererseits etwas bange, dass wir uns plötzlich nur mit mir beschäftigten und ich etwas sagen sollte. »Zwanzig kommt mir ein bisschen viel vor. Wie wär’s mit fünf?«
    »Five Questions? Ist jetzt nicht unbedingt dasselbe.«
    »Und ich darf dir auch Fragen stellen«, fügte ich noch hinzu. »Ist sonst unfair.«

    Roger trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und nickte schließlich. »Okay«, sagte er. »Bist du bereit?« Ich nickte auch. Eigentlich wollte ich es nur möglichst schnell hinter mich bringen. »Warum willst du nicht Auto fahren?«, war seine erste Frage.
    Ich schluckte und konzentrierte

Weitere Kostenlose Bücher