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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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würde. Während ich meine Hände wusch, betrachtete ich mich im Spiegel. Ich dachte zurück an mein Spiegelbild in Yosemite. Ich sah jetzt ganz anders aus – was nicht nur daran lag, dass ich nicht geweint und mir danach das Gesicht mit einem wahrscheinlich aus Baumrinde hergestellten, kratzigen Papierhandtuch abgetrocknet hatte. Ich war braun geworden und komplett neu eingekleidet. Aber das war auch nicht der eigentliche Grund. Ich betrachtete mich noch einen Moment und straffte meine Schultern.
    Als ich wieder an den Tisch kam, verstummte das Gespräch der Jungs sofort, was mich etwas irritierte. Aber noch ehe ich etwas sagen konnte, wurde das Dessert gereicht. »Derby Pie«, informierte uns Lucien. »Ganz typisch für Louisville. Lasst es euch schmecken.« Er winkte den Kellner noch einmal heran und sagte: »Und ein Glas Maker’s Mark bitte.«

    Der Kellner musterte erst Roger und mich und sah dann wieder Lucien an, der ganz gelassen wirkte. »Selbstverständlich«, antwortete der Kellner dann und verschwand.
    »Hast du gerade Alkohol bestellt?«, erkundigte ich mich perplex und fragte mich, ob in Kentucky die ansonsten üblichen Altersbeschränkungen nicht galten.
    »Oh Mann«, kommentierte Roger begeistert mit vollem Mund. Er hob anerkennend die Gabel in Luciens Richtung und mampfte fröhlich weiter. Nun probierte ich den Nachtisch ebenfalls. Die Pie-Füllung bestand aus Schokolade, Erdbeeren und Pekannüssen und schmeckte köstlich. Warum waren die in Kentucky eigentlich nicht erfolgreicher damit, ihre leckeren Spezialitäten in den Rest des Landes zu exportieren?
    Der Kellner stellte Lucien ein halb gefülltes kleineres Glas mit zwei Eiswürfeln und einer dunkelbraunen Flüssigkeit hin.
    »Was ist das denn?«, fragte ich. »Wollen die in Kentucky keinen Ausweis sehen?«
    »Nicht immer«, erwiderte Lucien lächelnd. »Was wir hier vor uns haben, ist ein echter Kentucky Bourbon. Ihr wisst schon, dass Bourbon das einzige alkoholische Getränk ist, das seinen Ursprung in Amerika hat?« Roger und ich schüttelten den Kopf. »Ist aber so«, fuhr er fort. »Und nur wenn der Whiskey aus Kentucky stammt, darf er auch Bourbon heißen. Ansonsten wird er einfach als Sour Mash bezeichnet.«
    »Genau wie bei Champagner«, warf ich ein, weil ich das bei den Proben für ein Stück von Noel Coward gelernt hatte. »Nur wenn er in der französischen Champagne hergestellt wurde, darf er auch so heißen. Ansonsten ist es einfach Sekt.«

    »Ja, genau«, bestätigte Lucien. Er stellte das Glas Bourbon in die Mitte des Tisches und fragte: »Also, wer fährt nachher? Ich mach das gerne, wenn das für euch okay ist.«
    Roger sah zu mir herüber und trank einen Schluck Soda. »Ich fahre wieder, kein Problem«, meinte er.
    »Oh«, antwortete Lucien, »okay.«
    »Ähm, ich fahre im Moment nicht so richtig Auto«, erklärte ich in das daraufhin entstandene Schweigen hinein. Doch nachdem ich es ausgesprochen hatte, merkte ich, dass damit eigentlich nichts klarer war als vorher. »Also ... ich kann nicht«, fügte ich hinzu, brach dann aber ab, weil mir klar wurde, dass keiner etwas verstehen würde, wenn ich nicht sagte, warum.
    »Na ja, wie auch immer«, entgegnete Lucien und zeigte auf den Bourbon. »Magst du?«
    Ich lehnte dankend ab und nippte an meinem zweiten Sweet Tea.
    Lucien schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du willst also allen Ernstes einen echten Bourbon aus der Region ablehnen?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Ui«, machte ich und sah zu Roger hinüber, der aus unerfindlichen Gründen grinsend an die Decke starrte. »Oh, natürlich nicht.« Unter den aufmerksamen Blicken der beiden zog ich das Glas zu mir heran und nahm es in die Hand. Es war erstaunlich schwer. Ich roch an der Flüssigkeit, ließ es jedoch gleich wieder sein, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob man das nur bei Wein so macht. Auf jeden Fall roch das Zeug ungefähr wie alter Baumstumpf. Vorsichtig nahm ich einen Schluck und hätte ihn beinahe über den Tisch gespuckt.
Das Zeug roch nicht nur nach Baumstumpf, sondern schmeckte auch so. Wie ein verräucherter noch dazu. So ungefähr musste wahrscheinlich ein Waldbrand schmecken, stellte ich mir vor. Ich zwang mich, es herunterzuschlucken, woraufhin es mir in der Kehle brannte, dass mir die Tränen kamen. »Hmm«, keuchte ich, als ich wieder sprechen konnte. »Der ist aber ... süffig.«
    Ich schaute auf und sah, dass Roger und Lucien sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegten. »Tut mir

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