An den Feuern von Hastur - 9
ckfalteten, statt ganz
abgeworfen zu werden. Das war auch vern ü nftiger, denn dann konnten die Schoten von neuem benutzt werden und gingen nicht bei
jedem Wechsel von Schneesturm und Tauwetter verloren. Ysaye war fasziniert. Wie sinnvoll war eine solche Evolution hier!
Wenn der Schneesturm, den sie ü berlebt hatten, typisch f ü r das Wetter auf diesem Planeten war, war irgendeine Art von Anpassung
notwendig gewesen. B ä ume und Str ä ucher, die jedesmal, wenn es
schneite, die Bl ä tter abwerfen mußten, w ü rden nicht lange bestehen,
und niedrigere Pflanzen, die bei jedem Temperatursturz abstarben,
schafften es nie, Samen zu bilden. Abgesehen von der w ä chsernen
Außenhaut, den sch ü tzenden Schoten und der tropischen Reaktion
auf Dunkelheit und K ä lte, mußten sie so etwas wie ein Frostschutzmittel in den Adern haben. Alles in allem eine ä ußerst interessante
Anpassung.
Sie folgten dem Pfad einen langen Hang hinauf und stiegen in ein
kleines Tal ab. Dann kamen sie an etwas, das ein Dorf sein mochte,
eine Anh ä ufung von dunklen, ein- und zweigeschossigen h ö lzernen
Bauten, bei denen sich unm ö glich erkennen ließ, ob es Wohnh ä user, Tierst ä lle oder beides waren. Aber hinter ihnen, halbwegs auf einem weiteren Hang, erhob sich das Geb ä ude, das sie von der F ä hre aus gesehen hatten. Elizabeth hatte es eine Burg genannt. Auf die Terraner wirkte es mehr als imposant. Aus grauem Stein erbaut, ragte es ü ber dem Dorf auf wie ein Besch ü tzer der H ä user und ihrer Bewohner. Es besaß viele Stockwerke und T ü rme und war dem technischen Niveau der Schutzh ü tte fast ebenso ü berlegen, wie es f ü r die Kuppeln auf dem Mond ihm gegen ü ber galt. Elizabeths Burg war mit Sicherheit das Eindrucksvollste, was sie bisher auf dem Planeten gesehen hatten! Ysayes Erwartungen nahmen eine abrupte Kurve nach oben. Eine Kultur, die f ä hig war, ein solches Geb ä ude zu errichten, mußte gut organisiert und zumindest so weit entwickelt sein, daß sie einiges von Technik und Mathematik verstand. Ysaye versuchte, nicht an eine andere m ö gliche Schlußfolgerung zu denken — wenn eine Kultur ein Bauwerk wie dieses hinstellte, das so offensichtlich der Verteidigung diente, gab es auch etwas, gegen das sie sich verteidigen mußte.
Der Eingeborene f ü hrte sie durch eine Reihe gewaltiger Tore und T ü ren in das dunkle Innere.
In einer Art Vorraum blieben sie kurz stehen. Die M ä nner berieten sich miteinander, und einer entfernte sich. Ysaye betrachtete die sp ä rliche M ö blierung dieses Raums, die haupts ä chlich aus funktionalen B ä nken und Tischen aus schwerem Holz bestand. Ein seltsamer Gedanke: Holz war hier etwas so Allt ä gliches, daß H ä user daraus gebaut wurden, w ä hrend es auf Terra so teuer war, daß eine einzige dieser B ä nke ein Jahresgehalt Ysayes verk ö rperte.
Schließlich erschien eine Frau und forderte Ysaye, Elizabeth und Aurora durch Gesten auf, ihr zu folgen. Versuchten die Eingeborenen, die Gruppe aufzuspalten? Ysaye schoß einen beunruhigten Blick zu Commander Britton hin ü ber, der ihr mit einem Kopfsch ü tteln antwortete. Gehen Sie auf sie ein , sagte er zu den drei Frauen. Ich denke nicht, daß irgend jemand hier B ö ses im Schilde f ü hrt. Und außerdem hat jeder von Ihnen Grundkenntnisse im waffenlosen Nahkampf. Es wird Ihnen schon nichts passieren. Diese Leute rechnen sicher ü berhaupt nicht damit, daß eine Frau eine Kampfausbildung haben k ö nnte.
Ysaye biß sich nerv ö s auf die Unterlippe, aber im Grunde blieb ihr keine andere Wahl. Die drei Frauen folgten der Eingeborenen eine Treppe hinauf in ein ger ä umiges Zimmer, das l ä nger und breiter als die Schutzh ü tte und mit offensichtlich f ü r Menschen bestimmten M ö beln eingerichtet war, Schemeln, einem oder zwei St ü hlen, Schr ä nken und mehreren niedrigen Tischen. B ä nke zogen sich an der Wand entlang, die eine Feuerstelle enthielt. Eine zweite Frau war anwesend, wohl eine Dienerin. Sie nahm Kleidung f ü r die drei Terranerinnen aus den schweren Schr ä nken an der einen Wand. Die erste Frau gab ihnen zu verstehen, sie sollten den Anweisungen der Dienerin folgen, und ging. Ysaye war ein bißchen nerv ö s, aber sie waren drei gegen eine. Sollte etwas schiefgehen, w ü rden sie doch bestimmt diese eine etwas primitive Frau ü berw ä ltigen k ö nnen! Die Kleidung war f ü r das Wetter hier und die unzureichende Heizung geeignet. Ein Feuer brannte im Kamin, obwohl man nicht
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