An den Feuern von Hastur - 9
wahrscheinlich weil wenige Leute, die sie kannte, dort gewesen und noch weniger bereit waren, uber ihre Erfahrungen zu sprechen.
Nun h ö r zu, denn ich muß dir erz ä hlen, wie dein Leben in Arilinn aussehen wird , sagte Fiora, und gehorsam setzte Leonie sich wieder.
In Arilinn mußte es anders zugehen als hier, wenn Fiora sie eigens darauf vorbereitete. Zweifellos war das Leben dort h ä rter. Aber es winkte ein unvergleichlicher Lohn.
Erstens, man wird dir keinen Kontakt mit Menschen außerhalb des Turms erlauben , sagte Fiora. Das meine ich w ö rtlich, Leonie. ü berhaupt keinen Kontakt. Nicht mit deinem Vater, nicht mit deinem Bruder, nicht mit deiner liebsten Freundin, nicht einmal, wenn deine ganze Familie im Sterben l ä ge. Du sollst alle deine Gedanken auf das konzentrieren, was innerhalb des Turms vor sich geht, und lernen, daß das Geschehen draußen dich nicht zu k ü mmern braucht, bis du Bewahrerin geworden und f ä hig bist, eigene Entscheidungen zu treffen.
Das weiß ich , antwortete Leonie. Ihr habt es mir bereits erz ä hlt; Das werde ich ertragen k ö nnen.
Doch sie dachte anders, obwohl sie Fiora das nie geradeheraus gesagt h ä tte. Man konnte sie nicht in ein Gef ä ngnis sperren und Lorill draußen halten, solange sie das nicht selbst w ü nschte. Und er wiederum w ü rde mit dem Rest der Welt in Kontakt stehen. Ich werde nicht so isoliert sein, wie Fiora glaubt.
Du brauchst nicht alles einzupacken, was du mitgebracht hast , fuhr Fiora fort. In Arilinn hat man deine Maße, und du wirst die meiste Zeit Roben wie die meine tragen. Nimm ein Kleid oder zwei mit und ein paar Andenken, die zu behalten man dir in den ersten paar Wochen oder Monaten erlauben wird. Sp ä ter wirst du auch diese wenigen privaten Dinge aufgeben m ü ssen, und aller Besitz aus deinem fr ü heren Leben wird eingelagert werden. Das geh ö rt zu dem Prozeß der Losl ö sung.
Der Losl ö sung? fragte Leonie neugierig. Was ist das? Von so etwas habt Ihr mir noch nie erz ä hlt.
Eine Bewahrerin darf keine anderen Bindungen haben als die an ihre Arbeit und ihre Mitarbeiter , erwiderte Fiora ruhig. Deshalb mußt du alles aufgeben, an das du dich gebunden hast. Erst deine Verwandten und Freunde, dann deine Besitzt ü mer. Damit soll dir bewußt gemacht werden, daß Besitzt ü mer nichts bedeuten und deine einzigen wahren Verwandten die Menschen sind, mit denen du im Turm zusammenarbeitest. Deine Loyalit ä t muß in erster Linie ihnen geh ö ren, dann den Dom ä nen als Ganzes und erst danach deiner Familie. Sogar dein Zwillingsbruder — vielleicht wird dir nicht erlaubt ihn ö fter als einmal im Jahr zu sehen, und bis zu diesem ersten Besuch wird nach deiner Ankunft in Arilinn ein volles Jahr verstreichen.
Leonie schwieg nachdenklich, und Fiora l ä chelte ein bißchen traurig. Es w ü rde keine leichte Aufgabe sein, Leonie zu unterrichten — aber, oh, welche lohnende Aufgabe, und welche Ehre w ü rde dieses M ä dchen seinen Lehrern machen!
Allerdings stellte Leonie ein Problem dar, das weit ü ber Fioras eigene F ä higkeiten hinausging. Fiora war als Lehrerin kein Neuling, und ihre F ä higkeiten waren betr ä chtlich, aber mit Leonie wurde sie nicht fertig.
Marelie jedoch w ü rde mit ihr fertig werden. Fiora zweifelte nicht daran, daß die furchteinfl ö ßende Bewahrerin von Arilinn ein Katzenwesen zur Bewahrerin schulen konnte, wenn sie es sich in den Kopf setzte. Deshalb, dachte Fiora, wird sie lernen, ob es ihr paßt oder nicht.
Was ist mit meinem Bruder? wollte Leonie wissen. Warum kommt er hierher?
Das letzte, was Leonie von Lorill geh ö rt hatte, war, daß er sich immer noch in Caer Donn aufhielt. Er hatte nichts davon erw ä hnt, daß er nach Hause zur ü ckkehren wollte. Wie konnte sie erfahren, was mit den Sternenleuten geschah, wenn Lorill in Dalereuth war? Dein Vater ist der Meinung, er solle eine gr ü ndlichere Ausbildung bekommen , antwortete Fiora diplomatisch. Er braucht noch Schliff, bevor er neue Auftr ä ge f ü r den Rat ausf ü hrt.
Der ä ltere Hastur hatte ihr verzweifelt mitgeteilt, sein junger Welpe habe sich mit Kermiac Lord Aldarans eigener Schwester kompromittiert.
Lord Stefan Hastur war zornig gewesen, ebenso auf sich selbst wie auf seinen Sohn. Soviel war Fiora klargeworden.
Er muß lernen, daß nicht jede Frau, die ihn ansieht, mit ihm flirten will. Er muß lernen, daß man Frauen nicht als Spielzeug behandeln darf. Ich denke, wenn er unter der Zucht Frau steht, w ä hrend er sein laran
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