An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
lose Reittier mit einem Ruck, stieg auf seinen Rücken und sprang mit einem beherzten Satz an eine der unteren Querstreben der schweren hölzernen Portale, die dem Druck der Menschenma s sen unbeeindruckt standhielten.
In jugendlichem Übermut erklomm er die senkrechte Holzwand, die außer den weit auseinanderliegenden waagerechten Riegeln wenig Halt bot und erreichte mit kraftvollen Sprüngen den ob e ren Sturz. In schwindelerregender Höhe schwang er sich daran empor und zog sich auf dem breiten, mit zahlreichen Boge n schützen besetzten Übergang der gewaltigen Festungsanlage.
Atemlos rannte er durch die hektischen Verteidigungslinien, die unablässig und ohne Rücksicht auf eigene Verluste Hunderte von tödlichen Bolzen auf den übermächtigen Feind niederprasseln ließen, der sich scheinbar unbeeindruckt im Schutze seiner gr o ßen Schilde durch die dicht gedrängten Reihen der Flüchtlinge pflügte.
Selbst die Druidas am Boden, die tapfer versuchten, den barbar i schen Vorstoß zu unterbinden, hatten den fanatischen Angreifern nur wenig entgegenzusetzen.
Unzählige von ihnen fielen und ihre leblosen Leiber wurden ach-los von der blökenden Masse niedergetrampelt, die beharrlich versuchte, das vermeintlich sichere Freiland zu erreichen.
Jonder wähnte sich unbemerkt angesichts seines schwerwiege n den Vorhabens und hastete entschlossen zu dem Hebel, der den uralten Mechanismus der Pforten in Gang setzten würde, als sich ihm der Kommandant der südlichen Streitkräfte entgegenstellte.
„Das werdet ihr nicht tun!“, herrschte er den jungen Soldaten an, „bei den Göttern! Ich werde euch töten, wenn ihr das versucht!“
Trotzig zog er sein Schwert und hielt es Jonder ins Gesicht.
„Selbst wenn ihr das Siegel des Karben in eurem Besitz hättet, würde ich es euch nicht erlauben diese armen Menschen dem sicheren Tod zu überlassen!“
Schweigend hielt der Gesandte des Zacharias inne und hielt dem zornigen Blick des Älteren stand, bevor er ihm unvermittelt mit einem geschickten Handgriff die Klinge aus der Hand schlug, um ihn herum wirbelte und von hinten mit dem Unterarm am Hals packte.
„Ihr setzt das Leben aller Unschuldigen aufs Spiel!“, flüsterte er ihm eindringlich ins Ohr und lockerte seinen festen Griff, als die verzweifelte Gegenwehr seines Kontrahenten nachließ. Vorsic h tig legte er den Bewusstlosen zu Boden, trat an den übe r großen Hebel und betätigte ihn, ohne einen Augenblick des Zweifels.
Tonnenschwere Gewichte begannen sich knarrend in Bewegung zu setzten und großgliedrige Ketten glitten schrill pfeifend über eine Vielzahl von tief eingekerbten Walzen, welche das antike Triebwerk mit einem tiefen Grollen in Bewegung setzten. Die gewichtigen Flügel des äußeren Walls setzten sich in Bewegung und schabten durch die tiefen Führungsrinnen im Boden.
Entsetzt über den enger werdenden Fluchtweg, schrien die Me n schenmassen innerhalb der Mauern auf und begannen sich im rücksichtslosen Überlebenskampf hindurchzuzwängen.
„Was habt ihr getan?“, der Kommandant erlangte allmählich wi e der das Bewusstsein und klagte Jonder an.
„Zacharias ist tot und das Erbe Raphaels verloren. Zerstört das Getriebe, wenn die Tore geschlossen sind und flieht solange ihr noch könnt!“, erwiderte der junge Druidas kühl, packte ein langes Tau am Boden, band es um eine der Innenstadt zugewandten Zinne, nahm Anlauf und sprang mit dem anderen Ende fest in den Händen über die gegenüberliegende Klippe in die Tiefe.
In einem halsbrecherischen Bogen schwang er an der gewaltigen Mauer hinab, bis das stabile Seil den freien Fall erwartungsgemäß beendete. Mit einem unangenehmen Ruck wurde er an die glatte Wand geschleudert, er drehte sich geschickt um die eigene Ac h se, fing den heftigen Aufprall mit den Füßen voran auf und ungeac h tet des brennenden Schmerzes in seinem linken Bein, den die Kollision mit dem alten Quader verursacht hatte, glitt er mit blo-ßen Händen zügig an dem verbleibenden Seil nach unten.
Am Ende des Strickes angelangt, ließ er los, stürzte mehrere Ellen hinab, landete unsanft auf der abschüssigen Böschung am Fuße der Festung. Trotz seines verletzten Beines eilte er geschickt den schroffen Abhang hinunter und gelangte völlig erschöpft auf einem schmalen Feldweg, der sich versteckt zwischen dichten Strä u chern hindurchschlängelte.
Als er das dumpfe Grollen der sich schließenden Tore vernahm, verharrte er für einen kurzen Moment und hörte mit
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