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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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das ganze Land bis zum Hafen von Endlant zogen, stob das gelockerte Erdreich explosionsartig hervor, als ein großer Abschnitt des ehemals stolzen Verteidigungsrings schlagartig absackte. Tiefe, weitgefächerte Risse kletterten b e denklich knackend an den aufgeschichteten Quadern empor, haush o he Gesteinsbrocken lösten sich an den Bruchstellen und stürzten mit zerstörerischer Wucht in die Tiefe, während die ganze Stadt unter der geballten Kraft der Freisetzung erzitterte.
     
    Die Druidas hatten schon lange den Kampf gegen Borgos Horden aufgegeben, waren geflohen oder im Kampf gefallen. In ihrem Rausch hatten die blindwütigen Angreifer alles und jeden, Soldat oder Zivilist, niedergemetzelt, selbst Frauen und Kinder waren ihnen zum Opfer gefallen und ihre leblosen Körper säu m ten die alte Brücke auf dem Weg zum nördlichen Tor. Der Übe r gang hatte sich für die Unglücklichen schlussendlich als tödliche Sackgasse erwiesen, die bittere Gewissheit des Unabwendbaren in ihren erstarrten Gesichtern.
    Während vereinzelte Soldaten des siegreichen Heeres gierig die Leiber der Toten durchsuchten und das allgegenwärtige Wi m mern der Überlebenden unter ihrem unbarmherzigen Stahl er- s tarb, zogen ihre Kameraden in Horden brandschatzend und plündernd im Schatten des unerreichbaren Zyklopen durch die gefallene Stadt, um die letzten Spuren unschuldigen Lebens en d gültig auszulöschen.
    Als die Erde sich unter ihren Füßen aufbäumte, unzählige der Prachtba u ten im Zentrum der Stadt der scheinbaren Naturgewalt nachg a ben und viele der Plünderer in den Trümmern begraben wurden, eilte die Kunde der einstürze n den Mauer durch ihre Reihen.
    General  Borgo, der erwartungsvoll seinen Blick von den Zinnen der südlichen Mauer über die brennende Stadt schweifen ließ, vernahm mit regem Interesse die Kunde über einen abgeschni t tenen Stadtteil im Norden, der von dem mysteriösen Erdbeben am stärksten betroffen sein sollte.
    „Der Atem des Drachen!“, murmelte er unhörbar für seine G e folgschaft, die den großen Sieg mit reichlich geistreichen Geträ n ken euphorisch feierte.
    Im einsetzenden nächtlichen Regen, der sich aus dunklen Wo l kentürmen sintflutartig über das Inferno ergoss, mit seinen kü h lenden Tränen das Blut der Unschuldigen von den Straßen schwemmte und die unkontrollierten Feuersbrünste eindämmte, machte sich eine kleine Gesandtschaft von zwölf geisterhaft ver-mummten Kriegern, abseits der wilden Feierlichkeiten, auf den Weg in das entlegene Armenviertel.
     
     
     
    II. Der Schicksalsweg
     
    Der verborgene Tempel wurde von den heftigen Erdbew e gungen in seinen Grundfesten erschüttert, einige der stämmigen Säulen zerbarsten wie Reisigzweige unter der enormen Belastung des Zerwürfnisses und stürzten, von der ungestümen Urgewalt ihrer Jahrhunderte überdauernden Anordnung entrissen, mit oh-renb e täubendem Getöse zu Boden.
    Dichter, beißender Trümmernebel erhob sich unter dem gewal-t i gen Druck der zerberstenden, steinernen Giganten und stob in weitreichenden Wirbeln durch die, ihrer mystischen Stille berau b ten, Hallen.
    „Was ist das?“, schrie Stier den anderen zu, die wie er unablässig versuchten, das Ungleichgewicht des beweglichen Untergrunds auszugleichen. Er rammte den Stiel seines Hammers in das au f gewühlte Erdreich, um seinen Stand zu sichern, doch die sich aufbäumenden Steinplatten unter seinen Füßen, die sich drö h nend aus ihrem Fundament erhoben und übereinander schoben, ließen ihn kläglich scheitern. Er polterte rücklings die soeben entstandene, schräge Ebene herunter und überschlug sich unter lautstarkem Protest mehrmals, bis er es schaffte sich wild schnau-bend, wie sein Namensvetter, wieder aufzurichten.
    „Das Tore ist offen!“, rief Melldorn euphorisch, der selbst ein Opfer des unsteten Untergrunds geworden, wie der Rest der Be-troffenen die Balance verloren und gestürzt war. Hektisch klopfte er sich den Staub von der Kleidung und tastete panisch seinen Körper nach Verletzungen ab, bevor er sich überglücklich au f richtete und auf die mannshohe Öffnung zurannte, die sich unter den beiden überkreuzten Opalithflügeln aufgetan hatte.
    „Das ist es!“, schwärmte er wie von Sinnen, ohne auch nur einen Gedanken an seine Leidensgenossen zu verschwenden, „das En-de meiner langen Reise. Die Erfüllung meines unwürdigen D a seins!“
    Sein unachtsames Vorpreschen wurde durch eine scharfe Klinge jäh beendet, die sich

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