An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
unerbittlich durch seinen Leib bohrte und zwischen seinen Schulterblättern wieder austrat.
Gesenkten Hauptes spie er keuchend einen blutigen Schwall auf seine Brust, bevor er dem Tode geweiht, mit einem letzten ve r zweifelten Atemzug, zusammensackte, seine weit aufgerissenen Augen erstarrt in ungläubiger Bestürzung.
„Wer es wagt die heiligen Besitztümer des Druidas zu betreten, wird meinen kalten Stahl spüren, so wahr ich der bucklige Kas i mir bin!“, fauchte der missgestaltete Folterknecht Karbens, der den Durchgang mit seinen beiden übergroßen Begleitern ve r sperrte und achtlos mit dem Fuß den toten Körper Melldorns von seiner Klinge trennte.
Natas war spurlos verschwunden, die nahende Konfrontation schien unausweichlich, doch ungeachtet dessen verspürte Wolf eine unerklärliche, innere Ruhe an Hannahs Seite, die trotz der heftigen Erschütterungen und des furchterregenden Anblicks der beiden Wächter mit ungewöhnlicher Entschlossenheit seine Nähe suchte und fest seine Hand umgriff.
„Geh und versuch ungesehen den Durchgang zu erreichen. Noch einmal werde ich dich nicht im Stich lassen. Vertrau mir!“, zär t lich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und verlor sich für einen flüchtigen Moment in ihren unergründlichen, dunklen Au-gen, dann nickte sie, wandte sich langsam von ihm ab und ve r schwand im schützenden Schatten einer Säule.
„Holt sie euch, meine Kinder!“, schmetterte Kasimir den warte n den Giganten hinter sich zu und wies zornig auf die Eindring-li n ge.
Adler, der etwas abseits von den anderen stand, bestückte gei s tesgegenwärtig seinen Bogen mit drei Pfeilen und schickte die tödliche Fracht mit hundertfach bewährter Fertigkeit auf ihren Weg. Noch bevor die beiden Kolosse wild schnaubend aus dem Rüc k en Kasimirs hervortraten, wurde er, überrascht von der Schne l ligkeit des einäugigen Angreifers, durch das mörderische Trio von den Beinen gerissen, das sein lederumwickeltes Haupt durchboh r te und sein Lebenslicht erbarmungslos auslöschte.
Umso wutentbrannter preschten die beiden Goliaths mit lautem Gebrüll dem Mörder ihres Herrn entgegen und erhoben erbost ihre übergroßen, zweischneidigen Äxte.
Adler spannte abermals seinen Bogen und ließ, unbeeindruckt von der Größe seiner Kontrahenten, mehrere seiner Todesboten mit Hilfe der ächzenden Sehne durch die geschickten Finger glei-ten, doch ihre geschmiedeten Spitzen zerschellten klaglos an der starken Panzerung der Wüteriche, die in besinnungsloser Raserei auf ihn zu stürmten .
Der Bogenschütze duckte sich und hechtete unter einem der übergroßen Hiebwerkzeuge hindurch, welches ihn so knapp ver-fehlte, dass für einen kurzen Moment das eigene Antlitz in der spiegelglatten Oberfläche des Stahles aufblitzte und einige Haa r strähnen seines wallenden Schopfes von der rasiermesserscharfen Schneide durchtrennt, schwerelos empor wirbelten.
Der schwergewichtige Angreifer, von der unkontrollierten Wucht seines erfolglosen Schlages nach vorne katapultiert, verlor kur z zeitig das Gleichgewicht und stampfte mit seinen muskulösen Beinen bedrohlich nahe an seinem flinken Opfer vorbei.
„Hinter dir!“, schrie Gal ihm zu, die für den Kampf gewappnet beide Dolche aus ihren Halftern gezogen hatte und ihm en t schlossen zu Hilfe eilte, gefolgt von Wolf und Stier.
Noch ehe die warnenden Worte in den gewaltigen Katakomben verhallt waren, sauste die Hacke des zweiten Scharfrichters, gleich einer Guillotine auf ihren liebgewonnenen Begleiter hernieder, doch die geschärften Sinne des erfahrenen Schützen bewahrten ihn mit einem beherzten Sprung vor dem todbringenden Fallbeil, das sich mit funkensprühendem Getöse direkt neben ihm in das aufgeworfene Gestein grub.
Mit geiferndem Gegrunze versuchte der unnachgiebige Riese ver-geblich sein Werkzeug aus der unglücklichen Verankerung zu rei-ßen und achtete in seinem Bemühen nicht auf Adler, der die Chance erkannte, todesmutig auf den dicken Holm der verkeilten Axt sprang, behände den schmalen Steg empor rannte, dabei rasch seinen Bogen bestückte, anlegte und aus nächster Nähe seinen Bolzen in das ungeschützte, dunkle Auge des Feindes schoss.
Der Getroffene bäumte sich mit einem kehligen Knurren auf, packte den hölzernen Schaft, riss ihn sich aus der blutenden Wu n de, zerbrach ihn wie ein Grashalm in seinen Pranken und wandte sich rasend vor Zorn wieder seinem an Größe weit unte r legen Kontrahenten zu, der keinen Augenblick zauderte,
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