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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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der Eintrittswunde hatte den Pelz in ein feucht glänzendes Rot getaucht und der Krieger stöhnte vor Schmerzen, als er sich wieder aufrichtete.
    „Du weißt, was das ist?“
    Natas nickte.
    „Und du weißt, dass es da raus muss?“
    Wieder bejahte er die Fr a ge.
    „Also nimm meinen Dolch, schneide die Wunde auf und zieh die Spitze heraus, bevor es sich entzü n det!“
    Wolf zog seinen Dolch aus dem Stiefel und reicht ihn dem Ju n gen.  Widerwillig nahm dieser das Messer und schaute ihn flehend an.
    „Tut mir leid. Aber ich kann es nicht selbst machen. Hier! Nimm dieses Kraut in den Mund, kau darauf herum, bis es weich ist und streiche es am Schluss auf die Wunde.“
    Er steckte ihm die erwähnte Pflanze in den Mund, woraufhin der Junge unfreiwillig anfing zu kauen. Es schmeckte fürc h terlich und ein leichter Brechreiz stieg seinen Hals empor.
    „Ich weiß, es schmeckt widerlich, aber es hemmt die Blutung und verhindert Wundbrand.“ Er lächelte Natas zu und nickte ermut i gend.
    „Noch etwas! Sollte ich kurzzeitig das Bewusstsein verlieren, tu was ich dir gesagt habe und versuch danach das Feuer wieder zum Brennen zu bringen, sonst werden wir beide erfrieren.“
    Er hatte verstanden und kaute angewidert weiter das Kraut. Wolf setzte sich aufrecht hin, nahm einen Lederriemen zw i schen die Zähne und drehte ihm den Rücken zu.
     
    Natas begutachtete die Wunde auf Wolfs Schulter und den langen,  kunstvoll verzierten Pfeil mit seinen schönen gespreizten Federn am Ende.
    „Mach schon!“, drängte ihn der Verletzte und kaute ungedu l dig auf dem Lederriemen herum.
    Natas schnitt den dicken Pelz an der Stelle auf, aus der das G e schoss ragte, Blut floss in dicken Rinnsalen über die scharfe Kli n ge und er musste sich zusammenreißen, um nicht selbst das B e wusstsein zu verlieren. Bald hatte er die Ei n trittswunde freigelegt und konnte nun den länglichen Schnitt in der Haut, der durch das Eindringen der Pfeilspitze entsta n den war, besser sehen. Natas schluckte und setzte die kalten Spitze des Messers auf Wolfs Haut, worauf dieser leicht z u sammenzuckte.
    „Ich weiß, dass du das kannst!“, murmelte er.
    Die scharfe Klinge durchtrennte die Haut mühelos, als er es, mit leichtem Druck über die Schulter zog. Der Schnitt klaffte auf und noch mehr Blut quoll heraus. Natas musste würgen, denn der bittere Geschmack der Heilpflanze, auf der er kaute und das, was er gerade tun musste, war fast zu viel für ihn. Er versuchte nicht daran zu denken und schnitt tiefer in das Fleisch. Wolf stöhnte vor Schmerzen und biss immer fester auf das Leder, er spürte das warme Blut seinen Rücken heru n ter laufen und versuchte seine Gedanken in eine andere Ric h tung zu lenken, während ihm dicke Schweißperlen über das Gesicht liefen.
    „Wenn der Schnitt groß genug ist, dann zieh den Pfeil lan g sam heraus und pass auf die Widerhaken auf!“, stammelte Wolf mit angestrengter Stimme.
    Der Junge tat, wie ihm befohlen, als der Krieger unversehens nach vorne kippte. Er hielt den Pfeil fest in der Hand, wä h rend das Gewicht des Fallenden ihn aus der Schulter riss. Wolf hatte, wie vorausgesagt, das Bewusstsein verloren und lag nun schwer a t mend neben dem kleinen Feuer.
    Natas hielt verdutzt das blutige Geschoss in der Rechten, das tropfende Messer in der Linken und hatte aufgehört zu kauen. Dann besann er sich, warf erschrocken den Pfeil weg und beugte sich über den ohnmächtigen Krieger. Er entledigte sich des üblen Breies in seinem Mund, drückte ihn auf die blutende Wunde und wartete eine Zeit lang, bis er sich daran machte das, vor sich hin glimmende, Feuer wieder zu entfachen. 
     
        In der  Morgendämmerung erwachte Wolf aus seiner B e wusst-losigkeit. Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Schulter, als er versuchte sich schnell aufzurichten.
    „Gottverdammt!“, zischte er,“wie konnte ich das vergessen!“ Er fasste sich an die Schulter, spürte den getrockneten Pflanze n brei und nickte zufrieden.
    Der Junge lag zusammengerollt in einer Decke an seiner Seite und atmete tief. Nachdenklich betrachtete er das schlafende Kind und strich ihm mit der flachen Hand über den Kopf, zog sie aber sogleich wieder zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Um den Jungen nicht zu wecken, schlich er sich vorsichtig aus der Felsnische und trat ins Freie. Die Sonne ging gerade auf und tauchte die Ebene in ein atemberaubendes, rotglühendes Pan o rama. Der Schnee fing buchstäblich an zu leuchten und er

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