An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Tales, das noch verschont geblieben ist. Ich tausche dort meine Felle gegen Proviant ein. Unter ihnen gibt es einen alten, blinden G e schichtenerzähler, von dem niemand weiß, wie alt er eigentlich ist. Er kennt alle Lege n den und Weissagungen der Dru i den. Er hat den Menschen dort von solch einem Symbol erzählt, jedenfalls hat mir einer der Bau-ern nach ein paar Kelchen Met davon berichtet. Vielleicht sollten wir ihn bei Tagesanbruch aufsuchen?“
„Denkst du, der Weg dorthin ist sicher?“
„Es ist nicht weit und, hey, der große Bär begleitet und b e schützt euch!“, polterte er, verstummte aber sogleich wieder, als der Ju n ge sich mürrisch auf der Pritsche wälzte.
Wolf gähnte und rieb sich seine schmerzende Schulter.
„Morgen werden wir weiter sehen!“, flüsterte er, drehte sich um und schlief vor Erschöpfung ein.
Der Hüne stand auf, griff seine Axt und seinen Bogen und ve r ließ leise die alte Hütte.
„Ich werde heute nacht auf euch aufpassen!“, sprach er mit sich selbst, als er die alte Tür schloss und die Dornenbusc h wand da-vor stellte.
Eiseskälte fegte über das dunkle Land, als er den Schutz des Felsens verließ. Bär aber hatte sich in den vielen Jahren, in denen er hier oben lebte, daran gewöhnt und stapfte mit großen Schri t ten durch den Schnee, um einen Aussichtspunkt oberhalb des Ve r steckes zu erreichen.
Zur gleichen Zeit, weit entfernt in den Feuerbergen östlich der dunklen Festung, jagten zwei Pferde durch die Nacht und der kalte Wind zehrte an den Mänteln der Reiter, die ihren Tieren keine Pause gönnten.
Adler und Stier waren schon den ganzen Tag unterwegs und trieben ihre Rösser bis zum Äußersten. Weißer Schaum hatte sich an den Stellen gebildet, an denen das Zaumzeug auf der Haut rieb. Wild keuchend und mit offenem Maul galoppierten sie über eine leicht Anhöhe, als einer der Reiter sein Pferd bremste und es mit den Hufen über den Boden rutschte, um den mörderischen Ritt zu beenden. Adler zog die Zügel fester an, um das aufgeregte Tier in den Griff zu bekommen. Seine Haare klebten in feuchten Strähnen auf dem Gesicht und dichte Atemwolken formten sich vor seinem Mund. Er zog seinen Schal herunter, um besser Luft zu bekommen. Stier hatte es ihm gleich getan und stoppte nur mühsam dicht hinter seinem Gefährten.
„Ich denke, wir sind weit genug weg, lass uns hier Rast m a chen. Die Pferde sind erschöpft und wir brauchen wohl auch eine Pa u se!“ Adler rutschte müde vom Sattel.
Nachdem sie die Tiere versorgt hatten, machten sie gemei n sam ein kleines Feuer, um sich daran aufzuwärmen. Dann saßen sie sich wortlos gegenüber und starrten Gedanken versunken in die wärmende Glut, die in dieser kalten, sternenklaren Nacht unb e darft mit ihren langen Schatten spielte. Und obwohl der Schein der Flammen weithin sichtbar war und mögliche Verfolger auf ihre Spur bringen konnte, dachte keiner der beiden Männer auch nur daran, diese kleine wohl i ge Oase aufzugeben.
„Wo sollen wir ihn suchen?“, unterbrach Stier die tröstende Stille.
„Er wird nach Elderwall gehen, da bin ich mir sicher“, Adler starrte nachdenklich in das Feuer, „der Junge wird nur dort in Sicherheit sein. Jedenfalls für eine Weile.“
„Hannah?“ Stiers Frage ließ seinen Freund aufhorchen.
„Ich denke schon. Sie ist die einzige, der er dort vertrauen kann.“
„Aber das ist fast zehn Jahre her, und sie war doch eigentlich nur ein Freudenmädchen!“
„Sie hat ihn geliebt, Stier!“, sprach Adler leise, “hast du ihre A u gen nicht gesehen, als wir ihn völlig betrunken aus ihrem Zimmer geholt haben? Er wäre dort geblieben, wenn wir ihn nicht einfach mitgenommen hätten.“
„Gut! Dann müssen wir in die Stadt und sie finden. Aber wie kommen wir da rein? Die frygischen Seher am Stadttor wü r den uns erkennen.“
„Bis wir dort sind, werde ich mir was einfallen lassen. Aber was mir mehr Sorgen bereitet sind unsere Verfolger.“
„Verfolger?“ Stier gähnte.
„Denkst du, sie hat uns einfach so gehen lassen, mein Freund? Nein! Ich denke, sie will, das wir ihn finden und ihre Häscher zu ihm und dem Jungen führen. Sie weiß, dass wir seit unserer Kind-heit zusammen sind. Hass oder Vergeltung mögen ihre Bewe g gründe sein, nicht die unseren. Ich kann sein Handeln noch nicht verstehen oder warum ein kleiner Junge solch einen Einfluss auf unseren Freund hatte, aber bevor ich ihn zum Teufel schicke, werde ich ihn fragen und seine Antwort wird
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