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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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sen!“, antwortete Tohil.
    Die alte Holztür der Schenke öffnete sich langsam und dicke Schneeflocken, aufgepeitscht durch die kalte Luft, die herei n stürmte, wirbelten über den alten Boden.
    Ein mit Fellen behangener, kleiner Mann trat herein und schloss das Tor hinter sich. Die aufgewirbelte weiße Gischt legte sich wieder langsam auf die feuchten Dielen des Ei n gangs.
    Gebannt schauten die Menschen auf den seltenen Gast, der die fröhliche Runde so unverhofft mit seiner Anwesenheit beehrte.
    Tohil war der erste, der das Wort ergriff. „Ehrwürdiger M o rekai! Wir sind sehr erfreut über deinen Besuch, setz dich zu uns und habe Teil an unserem kleinen Fest zu Ehren unserer Gäste!“
    „Geschwätz! Geschwätz!“, krächzte der Geschichtenerzähler, „spar dir deinen Atem, Tohil. Führ mich zu den Fremden. Ich habe ihr Kommen vorhergesehen und nur wegen dem Ju n gen, der bei ihnen ist, habe ich meine wohlige Hütte verla s sen!“
    Natas blickte verunsichert zu Wolf, der beschwichtigend seine Hand hob.
    „Wo ist er?“ Der Greis zog einen langen knorrigen Stock aus seinem Mantel.
    Wolf  wurde nun doch unruhig und stand langsam auf.
    „Setzt dich wieder, Wolf! Ich bin blind und brauche ihn, um mich zurecht zu finden!“ Mit diesen Worten zog der Mann seinen Pelz aus und warf ihn über einen Stuhl, der in seiner Nähe stand. Sichtlich überrascht stockte der Krieger in seiner Bewegung, um sich dann langsam wieder hinzusetzen.
    Keiner der Leute in dem Wirtshaus sprach ein Wort und selbst Tohil zog es nun vor, den Griesgram nicht mehr a n zusprechen.
    Morekais Gestalt war klein und gebückt, seine langen weisen Haare hingen in feuchten Strähnen über sein zerfurchtes, hag e res Gesicht und der ungepflegte lange Bart hing fast bis auf den Fußboden. Kleine wache Augen, deren graue Tr ü bung auf seine erwähnte Blindheit hinwiesen, blickten anges t rengt in den Raum, so als könnte er dennoch etwas erkennen. Sein schmächtiger, aus-gezehrter Körper war bedeckt mit einem langen Gewand aus ge-gerbten Tierhäuten und die groben bra u nen Stiefel, die er an den Füßen trug, schienen etwas zu groß geraten.
    Mit kleinen, schnellen Schritten eilte er durch den Raum und hielt dabei den unförmigen Stab nach vorne, um nicht an einem Hi n dernis hängen zu bleiben. Dabei stellte er sich so geschickt an, dass Wolf an der Finsternis seiner Augen zu zweifeln begann.
    Behände, wie ein Halbwüchsiger, umging er die vielen Me n schen, die im Raum verteilt waren und ihm erstaunt dabei zusahen.  Schließlich blieb er an dem großen Tisch stehen, an dem Bär mit seinen Begleitern saß.
    „Ah! Du bist auch hier, Jäger von Hadret! Deine Felle halten meinen faltigen Körper gut warm!“, kicherte er und entblößte da-bei seinen zahnlosen Mund.
    Der Hüne schaute zu seinem Kameraden, der ihm gegen ü ber saß, Wolf jedoch beobachtete den Zwerg mit ange s pannter Miene und ließ ihn nicht aus den Augen.
    „Ich spüre dein Misstrauen, Krieger“, sprach der Zwerg und wandte sich ihm zu, “aber meine alten Knochen hätten deiner Kraft und Erfahrung nichts entgegenzusetzen, mein junger Freund. Der Verstand ist die einzige Waffe, die auf lange Sicht den wirklichen Sieg mit sich bringt. Erinnere dich an meine Wo r te, wenn du alt wirst und deine Kraft nachlässt!“
    Wolf sah dem Greis teilnahmslos in die grauen Augen, so als hätte das Gesagte keinerlei Wirkung bei ihm hinterlassen.
    „Hochmut ist ein schlechter Ratgeber. Muriel hat dich in den langen Jahren mehr beeinflusst, als ich angenommen hatte!“
    Aufgeregt sprang Tohil von seinem Stuhl. Die anderen Dorfb e wohner taten ihm gleich und die Armbrustschützen griffen blit z schnell nach ihren Waffen, um sie auf den mutmaßlichen Feind zu richten.
    „Er ist ein Söldner Muriels?“ Tohil blickte vorwurfvoll zu Bär, der sich auch erhoben hatte und beschwichtigend die Hände hob.
    Nur Wolf saß scheinbar ruhig da und behielt Morekai im Auge, ohne auf die Pfeile zu achten, die auf ihn gerichtet waren. Seine Hände waren tief in seinem Mantel vergraben und umschlossen die Dolche links und rechts an seiner Seite.
    Natas war zwischenzeitlich geschickt unter dem Tisch hindurc h gekrochen und drückte sich nun ängstlich an seinen Beschützer.
    Der Tumult schien kurz vor einer Eskalation, als der kleinwüc h sige Greis seine Stimme erhob und mit seinem Stab beherzt auf die Erde stampfte. „Ihr Narren! Habt ihr nichts dazugelernt?  Kennt ihr nur Hass und Aggression, wenn die

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