An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Sphäre eintrat.
Die Gesandtschaft passierte das tote Land und die große Brücke, um durch das geöffnete Tor in den mit Leichen übersäten Inne n hof zu gelangen. Die Raben, die sich gerade noch an den Übe r resten der Toten gelabt hatten, erhoben sich empört und laut krächzend in die Lüfte.
Während seine Begleiter keinerlei Notiz von dem grauenvo l len Anblick nahmen und sich unbeirrt den von steinernen Drachen gesäumten Eingang näherten, neigte Epitar sein Haupt zu Boden.
Die aufgescheuchten Vögel zogen ihre Kreise immer höher und verschwanden in den diesigen Höhen des riesigen Inne n hofes, bis ihre lautstarken Rufe verhallten.
Antes Borgo hatte sich schnellen Schrittes an die Spitze der Gruppe gesetzt, um sie durch die sich langsam schließende Pforte zu führen, bevor er stehen blieb und sich umdrehte. „Ihr müsst uns auf dem Fuße folgen und keinesfalls stehen bleiben, anson s ten wird euch das hungrige Gemäuer ve r schlingen!“
Der Technokrat nickte stumm. Die Fünf überschritten zügig die Schwelle, bevor das schwere Holztor knarrend in die alten Schlösser fiel und die Festung ihr unglaubliches Verwirrspiel be-gann. Mauern verschoben sich, Türen verschwanden und tauc h ten anderorts wieder auf, Treppen führten scheinbar ins nichts, um kurz darauf einen neuen Durchgang preiszugeben. Die drei Lei b gardisten folgten unbeeindruckt und stur ihrem Herrn, der so eilig voranschritt, als würde nur er den Weg durch dieses Chaos kennen. Epitar passte sich der schnellen Gangart an, o b wohl er müde und erschöpft war und sein Atem immer kürzer wurde.
Nach einiger Zeit erreichten sie den düsteren Kuppelsaal im Her-zen der Burg und der lange Gang, durch den sie eingetreten w a ren, verschwand augenblicklich hinter einer massiven Mauer dunklen Gesteins. Bedrückende Stille herrschte und nur das Klappern der Rüstu n gen hallte durch das Heim der mächtigen Hexe.
Antes und seine Begleiter zogen ehrfürchtig ihre Helme ab, als sie in das Zentrum der sechs majestätischen Säulen traten, die schon seit einer Ewigkeit die schwere gläserne Halbkugel trugen.
Ste i nerne Fratzen, kunstvoll in ihre Oberflächen eingemeißelt, schi e nen die Gäste argwöhnisch zu begutachten. Fahles Licht er-käm p fte sich seinen Weg durch das vergilbte Dach und der Staub von Jahrhunderten schwebte glitzernd durch die schwachen Strahlen, die den Boden erreichen konnten.
„Die Stimme des alten Volkes bittet um eine Audienz, He r rin!“ Der Ruf des Generals verlor sich unbeantwortet in den enormen Ausmaßen des Bauwerkes.
Hoch oben in dem Gewölbe formte sich von den Soldaten u n bemerkt ein Schatten aus dem feinen Rauch, der von der Decke hängenden Feuerkelche, die den Raum nur spärlich mit ihren fla-ckernden Flammen erhellten. Die filigrane G e stalt nahm hoch über den Besuchern immer klarere Formen an und senkte sich langsam und lautlos nach unten. Ohne zu ahnen, dass sein Ruf nicht unbeachtet geblieben war, trat Antes ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Wer weiß ob ihr der unerwartete Besuch recht ist und sie uns nicht gleich alle aufspießen lässt!“, murmelte er, drehte sich um und schaute fragend zu seinen Leuten, die verunsichert seinen Blick erwiderten.
Epitar wartete geduldig in der Mitte der drei Leibgardisten und erschien mit seinem gesenkten Haupt, als würde er mediti e ren.
Als Borgo instinktiv nach oben blickte, konnte er gerade noch der dunklen Wolke ausweichen, die auf sie herabstürzte und den wehrlosen Technokraten in ihrer Mitte, augenblicklich in die Hö-he katapultierte. Die drei Gardisten brachten sich mit einem be-herzten Sprung in Sicherheit, rollten sich geschickt ab und zogen blitzschnell ihre Schwerter, um den vermeintlichen Angriff abz u wehren.
„Lasst die Waffen stecken oder sie wird euch töten!“, schrie der General seinen Leuten zu.
Geistesgegenwärtig ließen die erfahrenen Soldaten ihre Kli n gen verschwinden, um hilflos mit anzusehen, wie ihr Schutzbefohl e ner, wie ein Spielball, durch die Luft geschleudert wurde. Das schwa r ze Etwas verdichtete sich immer mehr und nahm langsam me n schliche Gestalt an. Eine zierliche Hand hatte den wehrlosen Vertreter des alten Volkes am Hals g e packt und schleuderte ihn, in schwindelerregender Höhe, krachend gegen eine der großen Säulen. Steine splitterten und feiner Staub rieselte auf die übe r raschten Soldaten, die in der diesigen Höhe kaum etwas erkennen konnten.
„Bleibt ganz ruhig und bewegt
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