An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
euch nicht“, sprach Borgo zu seinen Männern und hob dabei beschwichtigend die Hand in Richtung der beiden Dunkelelfen, die lautlos aus den tausend Schatten der Halle getreten waren und die Eindringlinge mit ver-steinerten Mienen beobachteten.
Muriel hatte ihre Metamorphose vollendet und hielt Epitar mit einer Hand an der Kehle, dessen Beine hilflos mehrere Meter über dem Boden baumelten. Mit dem Rücken an die steinerne Säule gepresst, schnappte er röchelnd nach Luft, als die Hexe mit der freien Hand ihre Kapuze nach hinten strei f te und ihre wilden langen Haare auf die Schultern fielen. Mit tiefschwarzen, leuc h tenden Augen hob sie ihr Opfer empor, direkt vor ihr hasserfül l tes Gesicht.
„Welch unerwarteter Besuch zu solch später Stunde“, zischte sie und ein irres Lächeln umspielte ihre Lippen, „eure Anw e senheit erfüllt mein Herz mit großer Freude und ihr seid herzlich wil l kommen in meinem trauten Heim, in das ihr mich gesperrt habt!“ Mit den letzten Worten erhob sie ihre Stimme und ihr Griff wu r de stärker. Sie schwang herum und zog ihr Opfer dabei mit sich, bis beide weit oben in der Mitte der Kuppel schwebten.
„Was habt ihr denn erwartet?“, ihr schönes Gesicht hatte sich zu einer furchterregenden Fratze verändert und ihre Stimme war tief und durchdringend, „erzählt mir, welchem Zweck euer Besuch dient, bevor ich euch bei lebendigem Leib die Haut vom Körper reiße und euren Kopf an der höchsten Zinne der Burg zur Schau stelle!“
„Denkt nicht, wir seien wehrlos!“, röchelte Epitar und hob sein Haupt, um Muriel direkt ins Antlitz zu blicken.
Amüsiert hob die Hexe die Augenbrauen, als eine schi m mernde Aura den Körper ihres Opfers umhüllte und kleine Blitze über den zerfledderten Umhang zuckten, der die ble i che Haut des Technokraten bedec k te. Muriel erkannte die Gefahr zu spät und ihr Gesichtsausdruck wandelte sich schlagartig in blankes Entse t zen. Eine gewaltige Explosion schle u derte sie in die dunklen Schatten der Festung zurück. Die Druckwelle erschütterte die al-ten Mauern und die Männer am Boden hatten Mühe, das Gleic h gewicht zu halten, als der Boden unter ihnen zu beben begann.
Irritiert über die Niederlage ihrer Herrin zückten die beiden Dunkelelfen ihre Waffen. Messa, der Ältere von beiden hatte blitzschnell seine beiden schwarzen Krummsäbel vom Rüc k en gezogen, während Belsim mit einem schimmernden Elfe n bogen die erschrockenen Soldaten taxierte.
„Ruhig Blut! Wir haben mit dieser Sache nichts zu tun!“ A n tes stellte sich schützend vor seine Männer und hob b e schwichtigend die Hände auf halber Höhe.
Der Technokrat schwebte noch einige Momente regungslos in der Luft, bevor er, wie ein Stein, herunter fiel und mit den Füßen voran aufprallte. Er ging in die Knie und stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab, bevor er sich langsam wieder aufricht e te und seine Stimme erhob. „Ich bin nicht hier, um zu kämpfen, Muriel!“ Seine ungewöhnl i che Stimme drang bis in die dunkelsten Winkel der Halle und der General war sichtlich verblüfft über die Leichtigkeit, mit der Ep i tar den brutalen Angriff weggesteckt hat-te. Eine eisige Stille legte sich erwartungsvoll über die angespan n te Situation, keiner der Anwesenden wagte es, den Schleier des Schweigens zu durchdringen. Soldaten und Dunkelelfen standen sich regungslos gegenüber und warteten den nächsten Schritt ihres Gegenübers ab, als unverhofft ein herzhaftes Gelächter den Raum erfüllte.
„Denkt ihr tatsächlich, eure armseligen Errungenschaften kön n ten meiner Macht standhalten? Wäre mein Hass größer als meine Neugier, hättet ihr diesen Angriff nicht überlebt, alter Feind!“
Aus den Schatten trat eine schwarze Gestalt zu der überrasc h ten Gruppe. Muriel bedeutete Messa und Belsim die Waffen zu se n ken, worauf die beiden genauso lautlos in der Dunkelheit ve r schwanden, wie sie erschienen waren.
Antes überwandt als erster seine Anspannung und verbeugte sich, während sie an ihm vo r beischritt. „Herrin!“, flüsterte er ergeben. Seine Männer taten es ihm gleich und senkten eh r furchtsvoll ihr Haupt.
„Antes, mein treuer General, ihr tatet gut daran, meinen Gast unversehrt zu mir zu führen!“ Sie nickte ihm zu und wandte sich dann Epitar zu.
„Tausend Jahre sind seit unserem letzten Zusammentreffen ve r gangen und ich glaube mich zu erinnern, dass unser gege n seitiges Verständnis unter keinem guten Stern stand, was Tausenden
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