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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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verhielt.
    „Er gewöhnt sich schon noch an dich!“, ermutigte Wolf den Jun-gen, gleichwohl beunruhigt von dem auffälligen Verha l ten seines Tieres, dessen untrüglichem Instinkt er bisher immer blind ve r traut hatte.
     
    „Morgen früh überqueren wir den Lacu Loudin!“ Mit der A n kündigung riss Wolf den Knaben aus seinen Gedanken, der ihn daraufhin irritiert durch den Hitze flirrenden Atem der Flammen anschaute. Wolf lächelte als er den fragenden Blick bemerkte.
    „Du wirst schon sehen! Schlaf jetzt!“
    Wolf beugte sich über das Feuer und riss von dem kleinen Hasen, der über der Glut auf einem Ast aufgespießt war, eine magere Keule ab. Er lehnte sich auf seinen Sattel und schweifte im Geiste durch die verschränkten Baumwipfel in den sternenklaren Hi m mel. Vorsichtig hob er die Hand, um von dem mageren Fleisch abzubeißen und haderte noch stumm mit seiner schmerzenden Schulter, bevor er überr a schend innehielt, seine beiden Dolche unter den Achseln ergriff und langsam aus den Lederhalftern her-vorzog. A n gestrengt versuchte er etwas, in den sie umgebenden schattenreichen Baumreihen, zu erkennen, denn ein flüchtiges H u schen im Augenwinkel hatte ihn stutzig gemacht.
    Natas indes war eingeschlafen, schmatzte friedlich und wan d te sich wohlig in der Wärme der Felle, als Wolf sich langsam erhob, beinahe lautlos von der Feuerstelle entfernte und in der Nacht verschwand.
    Mit einem lauten Krachen und Knistern stob eine schmächt i ge Gestalt aus einem nahen Gebüsch und fiel direkt vor das Feuer, dicht gefolgt von Wolf, der brutal das Haupt des Ei n dringlings nach oben riss und ihm eine Klinge an die Gurgel drückte.
    „Halt! Halt! Nein! Bitte!“, stotterte der Unbekannte mit heis e rer Stimme, „ ich will nichts Böses, hab nur Hunger! Bin alt und grau! Kein Räuber, bin ich nicht! Mein Name ist Bi n schli!“
    Wolf reagierte nicht auf das wirre Gerede und drückte ihm das Messer ungerührt an den Hals.
    Natas war mit einem spitzen Schrei aufgeschreckt und starrte mit großen Augen in das verängstigte Gesicht eines greisen Mannes, dessen Züge fahl und krank wirkten.
    „Nicht doch vor dem Kind! Bitte! Seid kein Narr! Ich kann euch vielleicht helfen!“ Hilfesuchend blinzelte der Alte Natas an und entblößte seine wenigen Zähne mit einem hoffnungsvollen L ä cheln.
    Der Junge schaute zu Wolf und schüttelte vehement den Kopf, dieser zögerte einen kurzen Moment und verringerte dann den Druck seiner Klinge. „Helfen? Bei was denn?“ Er zog sein Me s ser zurück und verset z te dem Mann mit dem Knie einen Tritt, so dass er mit dem Gesicht voran ins Gras fiel. „Beim Baden vie l leicht, so wie du stinkst!“ Verächtlich verstaute er seine beiden Lebensretter unter den Armen und setzte sich zurück ans Feuer.
    „Ich hoffe, da draußen sind nicht noch mehr von deiner Sorte! Du kannst dem Knaben danken, dass du noch am Leben bist, alter Mann!“
    „Danke euch, kleiner Herr!“, er nickte Natas freundlich zu. „Ich sehe, ihr habt da etwas Köstliches am Spieß!“
    „Bedien dich!“, entgegnete Wolf trocken, hielt aber die gierige Hand fest, die ohne Zögern nach dem kargen Mahl griff, „aber sag mir vorher, was dich in diese Gegend führt und warum du uns belauert hast?“
    „Belauert! So etwas tue ich nicht! Ich bin nur meiner Nase und meinem Bauch gefolgt! So ist es! Ich bin der Hüter des Sees!“
    Wolf lachte laut auf. „Wenn etwas keinen Schutz braucht, dann dieser alte verfluchte See, den sogar die schlimmsten Söldner mei-den!“
    „Ihr kennt also die Gefahr, Reisender?“
    „Natürlich kenne ich die Geschichten, aber wir haben keine a n dere Wahl. Es ist der schnellste Weg nach Elderwall. Auf dem Landweg würden wir zwei Tage verlieren!“
    Der aushungerte Greis nagte gierig an dem Knochen des Tieres und sein Schmatzen übertraf das des Jungen bei we i tem.
    „Es gibt einen schmalen Damm in der Mitte des Sees. Er ist knapp unter der Oberfläche und kaum zu erkennen, aber breit genug, um Reiter und Ross trockenen Fußes ans andere Ufer zu bringen. Glaubt mir! Den Mondsee durchschwimmen zu wollen, selbst mit einem starken Pferd, wie ihr es habt“, er zeigte mit seinen knochigen Fingern in Richtung des grase n den Sturms, „das ist wahre Todessehnsucht, edler Reisender!“ Er setzte sich bequem hin und zupfte seine Flickenjacke, die aus Tausenden zusammengenähten Fetzen zu bestehen schien, z u recht.
    „Hört zu!“, fuhr er fort, „vor tausend Jahren war das hier ein

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