Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
Vom Netzwerk:
wunderschöner See, umgeben von üppigen Wäldern und erfüllt von vielfältigem Leben, aber dann kam der große Krieg gegen die drei Hexen hierher. Um den See tobte eine gewalt i ge Schlacht, in der zwei Schwestern tödlich verwundet wu r den. Ihr unheiliges Blut floss in den See und vergiftete alles darin. Fische, Pflanzen, selbst die Tiere die davon tranken, verendeten qualvoll. Me n schen, die daraufhin versuchten, das tote Wasser zu überqueren, verschwanden spurlos. So hat es mir mein Großvater erzählt und der hat es von seinem Gro ß vater und …“
    Natas hatte gebannt den Ausführungen des Erzählers zug e hört und zuckte erschrocken zusammen, als ihn Wolf jäh unterbrach.
    „Ich kenne die Geschichte! Aber von dem Damm hab ich noch nie jemanden erzählen hören. Kannst du ihn uns ze i gen?“
    „Natürlich!“, freute sich Binschli, „dazu bin ich doch hier! Aber zuerst sollten wir noch etwas ausruhen, bis die Sonne aufgeht! Bei Nacht ist es zu gefährlich!“
    „Einverstanden! Aber versuch nicht uns hinters Licht zu führen, oder ich werde mein Werk doch noch vollenden!“ Misstrauisch schaute Wolf zu Natas, der den strengen Blick verwundert erw i derte.
     
    Während der alte Binschli und Natas mit ihrem Schnarchen, den weitentfernten Wölfen Konkurrenz machten, begab sich Wolf auf einen kleinen Hügel oberhalb des Sees, um über die schwarze, spiegelnde Oberfläche des Mondsees zu blicken, der seinem Namen in dieser Nacht alle Ehre machte.
    Früh am Morgen erwachte Wolf  auf dem kleinen Berg, auf dem er in der Nacht ungewollt eingeschlafen war. Erschr o cken über seine Nachlässigkeit sprang er auf, verlor dabei fast das Gleic h gewicht, konnte sich aber noch rechtzeitig an einem Felsen a b stützen. Verstohlen schaute er sich um, ob auch niemand diese Unachtsamkeit beobachtet hatte. Seit fast zehn Jahren hatte er nicht mehr so tief und unbedarft geruht.
    „Das muss die Macht des Sees sein!“, murrte er verschlafen, streckte sich ausgiebig und begab sich, noch leicht beno m men, auf den Weg zurück ins Lager. Zu seiner Erleichterung war alles noch so, wie er es verlassen hatte. Die Zurückgebliebenen schli e fen immer noch tief und fest an der erloschenen Feuerstelle, ohne seinen nächtlichen Ausflug bemerkt zu haben.
    Der Morgen war frisch und graue Wolken hemmten den wä r menden Einfluss der aufgehenden Sonne, die nur verei n zelt die natürliche Barriere überwandt und vergeblich versuchte, dem fah-len Grün dieses Waldes Leben einzuhauchen. Eine erdr ü ckende Stille beherrschte diesen Ort, denn nicht ein einziger Vorbote des anbrechenden Tages zwitscherte sein hoffnungsvo l les Lied.
    Wolf ging zu Natas, der tief versunken in seinen schützenden Fellen vor sich hin döste und weckte ihn mit einem kräftigen Ruck. „Es wird Zeit aufzubrechen, Natas!“
    Der Junge reagierte mit der Gelassenheit eines aus dem Schlaf Gerissenen, stand seelenruhig auf und packte schlaftrunken seine Sachen zusammen, während Wolf den Sattel auf die Schultern wuchtete, um auch Sturm für den Aufbruch vorz u bereiten. Das Tier schnaubte unruhig, als sein Herr das schwere Geschirr anle g te und trat unruhig auf der Stelle.
    „Ruhig mein alter Freund“, flüsterte er ihm ins Ohr und strich im sanft über den Nacken, „alles in Ordnung!“
    „Totenstill! Nicht wahr!“ Binschli war erwacht und streckte sich ausgiebig.
    „In dieser Gegend hört man keine Vögel und keine zirpenden Insekten. Die Lebewesen des Waldes meiden den See!“ Er stand auf und strich dem beschäftigten Jungen beim Vor ü bergehen über das zersauste, blonde Haar.
    „Ich werde euch den Weg weisen, wie versprochen. Gegen einen  geringen Obolus, versteht sich. Es ist schwer hier zu überleben und die Leute in den Dörfer vertrauen einem edlen Metall mehr, als einem edlen Menschen!“ Noch bevor er seine Satz beendet hatte, flog eine blitzende Silbermünze durch die Luft, die Wolf aus einiger Entfernung mit dem Daumen weggeschnippt hatte. Dankbar griff Binschli danach und fing sie ungewöhnlich g e schickt aus der Luft. Er hob sie in die Höhe, betrachtete sie i n tensiv und versuchte sich mit seinen verbliebenen Zähnen daran.
    Gierig zog er einen kleinen Beutel aus seinem vielfarbigen U m hang und ließ sie triumphierend hineinfallen. „Sehr großzügig! Noch einen von diesen Kostbarkeiten und der Weg nach Elde r wall ist frei. Zwei Silberstücke verlangt dieser Halsabschneider Karben für den Einlass in die sicheren Stad t mauern. Man

Weitere Kostenlose Bücher