An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
sie tief ins Reich unruhiger Träume, während Gal auf einem schm a len Vorsprung, verborgen im Halbdunkel, über sie wachte.
III. Die Schenke zum durstigen Elfen
Kasims Wunde machte ihm zu schaffen und obwohl seine be-sonderen Fähigkeiten den Heilungsprozess beschleunigten, reic h ten sie nicht aus, die schwere Verletzung in der nötigen Zeit heilen zu lassen. Er hatte viel seiner bisherigen Geschwindigkeit verl o ren, so dass sich sein Passagier kurzerhand entschloss, ihn zu entla s ten.
„Na los! Setz mich schon ab, ich werde selbst laufen!“
Der Dunkelelf blieb stehen, ging in die Knie und ließ seine Last vom Rücken steigen. „Das hat doch keinen Sinn! Wir sollten die Schenke am Ra n de der unsteten Landen aufsuchen, dort kenne ich Leute, die dir helfen können!“, misstrauisch beäugte er das Blut an K a sims Hand, welches unentwegt auf das nasse Gras tropfte.
„Bis zum Abend müssten wir dort sein. Was denkst du?“
Kasim blickte den Zwerg mit seinen schwarzen Augen durc h dringend an und nickte dann zögerlich.
„Na also! Der beste Krieger ist nichts wert, wenn er verletzt ist. Folge mir einfach und schau mich bitte nicht mehr so an, da könnte man ja Angst kriegen!“ Pfeifend ging er den schmalen Pfad entlang, ohne sich weiter umzuschauen.
Maks entschloss sich die Hauptstraßen durch Chalderwal l chan zu benutzen, denn nur so war ein schnelles Voranko m men mit dem geschwächten Dunkelelfen gewährleistet. Auf den breiten, eb e nen Wegen trafen sie allerdings regelmäßig auf patroullierende Truppenteile Elderwalls, und Maks hatte große Mühe, die züge l lose Angriffslust seines Begleiters zu unterbinden, der in seinem kritischen Zustand gegen die kampfstarken Verbände des Fei n des keine Chance gehabt hätte. Unauffällig verbargen sie sich in dem endlosen Trott der Flüchtlinge, die ihre Städte und Dörfer verla s sen hatten, um in Elde r wall Schutz vor den plündernden Horden Muriels zu erbi t ten.
Die traurige Schar der Heimatlosen nahm keine Notiz von ihnen und so konnten sie unerkannt eine größere Wegstrecke in Ric h tung der unsteten Landen hinter sich bringen, um zu der berüc h tigten Schenke zu gelangen, von der Maks erzählt hatte. Im fahlen Licht des hereinbrechenden Abends erreichten sie schließlich das heruntergekommene Wirtshaus, das etwas abgel e gen von der Hauptstrasse in einem kleinen Waldstück lag.
Das uralte, zweistöckige Gebäude konnte sein Alter kaum ve r bergen. Die dunklen, derben Holzbalken, mit denen das Haus vor Ewigkeiten erbaut worden war, schienen von Ungeziefer zerfre s sen und wenig vertrauenswürdig. Einige Fenste r scheiben waren zerbrochen, andere noch einigermaßen intakt, mit kleinen u n scheinbaren Rissen auf der gewölbten Oberfl ä che. Schmutziges, wenig einladendes Licht drang durch das vergilbte Glas nach au-ßen und verstärkte den ungastlichen Eindruck der maroden U n terkunft. Gedämpfte Musik war im Inneren zu hören, übe r tönt von lautstarkem Stimmengewirr und dem Klirren von Gl ä sern, die zusammengestoßen wu r den.
Maks betrat als erster die kleine, überdachte Veranda vor dem Eingang und stieg die morschen Stufen empor, dicht gefolgt von Kasim. Die beschlagene, robuste Holztuer aus schwarzem E i chenholz schwang ungewöhnlich leichtgängig zur Seite und ve r kantete sich mit einem unangenehmen Quietschen auf dem rauen Dielenboden. Der kühle Abendwind fegte herein, ließ die Kerzen im Raum hektisch flackern und irrwitzige Schatten tan z ten über die Gesichter der illustren Schar, die hier verkehrte. Augenblic k lich erstarb das rege Treiben in dem schäbigen Eta b lissement und Dutzende misstrauische Augenpaare musterten die Neuanköm m linge argwöhnisch. Viele von ihnen versuchten ihr Antlitz unter schmutzigen Kapuzen und hochgestellten Kragen vor neugier i gen Blicken zu verbergen. Selbstbewusst stolzierte der Zwerg durch den Raum, ignorierte die zweifelhafte Gesel l schaft an den umliegenden Tischen und steuerte zielsicher auf den Schanktisch zu, auf dem mehrere einfache Krüge mit frischg e zapftem Bier auf zahlende Kundschaft warteten. Der Dunke l elf indes wartete in der offenen Tür und beobachtete aufmerksam das Verhalten der Anwesenden. Maks umging den großen Feue r platz in der Mitte, über dem ein schwarzer Topf mit rätselha f tem Inhalt köchelte und genoss beim Vorbeigehen die wohlige Wärme der glimme n den Kohlen. Unbedarft schob er die Krüge zur Seite und beugte sich auf
Weitere Kostenlose Bücher