An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
davon. Ausgiebig gähnend schaute sie ihm nach, bis er hinter einem größeren Geröllhaufen verschwunden war, dann breitete sie eine alte Decke in der Nähe Adlers aus und ließ sich erschöpft darauf nieder. Nach einigen Minuten fiel sie in einen unruhigen Schlaf, denn der harte, unangenehm kühle Boden machte ihr zu schaffen. Instinktiv drehte sie sich zu dem Schl a fenden neben ihr, um sich bei ihm zu wärmen. Adler erwiderte die schlafwandelnde Annäherung Gals, legte ebenso seinen Arm um sie und drückte die Frau zufrieden brummend an sich. E r schrocken von der unverhofften Lie b kosung blickte sie dem friedlich Schlummernden direkt ins Gesicht, ohne seiner liebevo l len Umarmung entkommen zu wollen oder empörten Vers u chen, die Distanz zwischen ihnen wieder herzustellen. Stattdessen schloss sie mit einem gehei m nisvollen Lächeln wieder ihre Augen und ließ einen wohl behüteten Schlaf ihren Geist entführen.
Als Adler zwei Stunden später mit dröhnendem Schädel e r wachte und die Zwergin in seinen Armen bemerkte, war der Schmerz schnell vergessen und er blieb still liegen, um inte r essiert ihr ebenmäßiges Gesicht zu betrachten, mit den kle i nen spitzen Oh-ren und der vorwitzigen Stupsnase, die ihn zum Schmunzeln brachte. Ohne weiter darüber nachzude n ken, hob er vorsichtig die Hand und strich ihr zärtlich durch die langen, schwarzen Haare, um sie im selben Moment z u rückzuziehen, als sie langsam erwachte und sich genüsslich räkelte. Ihre Blicke trafen sich und Adler erkannte in ihren dunklen Augen einen flüchtigen Schi m mer, den er zwar schon in den Gesichtern vieler Frauen bemerkt, aber immer erfol g reich übergangen hatte. Doch dieses Mal traf ihn dieser kurze Augenblick tief in seiner Seele und entfachte ein lange verge s senes Feuer in seinem Innersten.
Als Stier wohlgelaunt und leise summend das Lager seiner Freu n de erreichte, lösten diese schnell ihre verräterische Uma r mung, sprangen auf und zupften sich geschäftig zurecht, um ihn dann mit freudiger Miene zu begrüßen.
„Ihr seid ja schon wach!“, staunte Stier und blickte verwirrt in das heitere Antlitz seines Kumpanen, „dann können wir ja aufbr e chen!“
„Dem steht nichts im Wege, alter Freund!“ Adler räusperte sich und warf einen verstohlenen Blick zu Gal, die hektisch ihre S a chen, ohne aufzuschauen, zusammenpackte.
„Ja! Es wird Zeit, den Schritt zu wagen!“, stimmte sie leise zu und machte sich dann sogleich auf zu dem reißenden, unt e rirdischen Strom, der sich in der Nähe unaufhaltsam seinen Weg durch das Gestein bahnte.
Wenig später standen die drei am Abgrund und betrachteten lan-ge die tosenden Wassermassen, die sich durch die natürl i che, stei-nerne Rinne wälzten, bis Gal ein Seil aus ihrem Ruc k sack packte und die beiden Enden ihren überraschten Begleitern entgege n hielt.
„Binden wir uns zusammen, um einander nicht zu verlieren!“, er-klärte sie lautstark gegen den ohrenbetäubenden Lärm.
Die beiden Männer nickten zustimmend und jeder von ihnen wickelte sich einen Teil des Stricks um die Hüften. Stier als erster, dann Adler und als letztes Gal.
„Das wird ein wilder Ritt!“, rief Gal, „nur leichte Bewaffnung und das nötigste an Proviant, sonst werden wir ertrinken!“
Schweren Herzens trennten sich die zwei Krieger von ihren lie b gewonnenen Waffen. Adler schleuderte seinen Bogen weit ins In-nere der Höhle, während Stier seinen schweren Hammer bedäc h tig vor sich auf den Boden legte, sich leise für dessen treue Dien s te bedankte und dann, ohne Umschweife, brüllend in die Tiefe sprang.
Als das Strang, der sie alle verband mit rasender Geschwi n digkeit kürzer wurde, drehte sich Adler hastig zu Galina und wollte ihr noch etwas sagen, wurde aber durch einen gewalt i gen Ruck in die Tiefe gerissen und verschwand johlend in den tosenden Fluten. Die Waldzwergin atmete tief ein, sprang augenblicklich hinterher und wurde ebenso von dem unbä n digen Strom mitgerissen. Der Aufprall war hart und raubte ihr fast die Sinne. Mit aller Kraft packte sie das gespannte Seil, als ihr das Wasser ins Gesicht schlug und versuchte ihren Kopf über Wasser zu halten, um nach Luft zu schnappen. Verschwommen erkannte sie im Zwi e licht, dass die schäumenden Stromschnellen sie auf einen engen Tunnel zutrieben, der bis unter die Decke gefüllt war und vom Haup t strang abzweigte, also hielt sie den Atem an, verließ die sichere Oberfläche und wurde verschluckt von der unbarmherz
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