An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Taus und auch sie schleppte Stier eilig an Land, legte sie aber ungleich sanfter auf die kühle Erde. Mit Entsetzten stellte er fest, das sie nicht so mühelos aus dem Reich der Dämmerung zurüc k kehrte, wie sein Freund und ihre Arme schlaff auf den Boden hingen. „Sie atmet nicht!“, schnaubte er atemlos, legte seine Hä n de auf ihre Brust und versuchte sie wiederzubeleben.
Adler rollte sich auf den Rücken, atmete tief durch, richtete sich auf und versuchte sich mit noch benebelten Sinnen einen Übe r blick zu verschaffen. „Pack sie unter den Achseln, verschränke die Arme vor ihrem Brustkorb und richte sie auf!“, stammelte er.
Sogleich befolgte Stier den Rat, stellte Gal auf die Füße und presste ruckartig ihren Oberkörper zusammen. Nach einigen quä-lenden Sekunden erbrach sie eine ungewöhnliche Menge an Wa s ser und kam langsam zu sich. Keuchend sank sie in sich, als Stier seinen Griff lockerte und verweilte mit geschlossenen A u gen auf den Knien.
„Willkommen zurück!“, entgegnete ihr Adler erschöpft, „was für eine stürmische Fahrt. Hätte ich das gewusst, wäre ich lieber in der Höhle verhungert!“ Dankend hob er die Hand in Richtung seines Freundes, der als einziger von ihnen sicher auf den Beinen stand.
„Dankt mir später. Wir brauchen hier ein Feuer, sonst werden wir an der Kälte zu Grunde gehen!“ Er schlug sich beherzt mit be i den Händen auf die Schultern und verschwand in der Dunkelheit auf der Suche nach etwas Bren n barem. Wenig später kehrte er mit einigen, von den Wassermassen ang e schwemmten, dürren Zweigen zurück und entzündete geschickt mit einem Feuerstein, den er sicher in einem gegerbten Ziegenl e derbeute an seinem Gürtel aufbewahrte, ein kleines Feuer. Ohne falsche Scham, ent-ledigte sich die kleine Gruppe ihrer nassen Kleider und wär m te sich gegenseitig an den lebensspe n denden Flammen.
Gal schlief sofort ein und ließ ihren Kopf auf Adlers Schu l tern sinken, der diese Geste mit einem liebevollen Lächeln honorierte.
„Du empfindest etwas für sie, oder?“, flüsterte Stier und warf seinem Kameraden einen fragenden Blick zu.
„Würde ich nein sagen, müsste ich lügen, alter Freund!“ Adler schmunzelte und blinzelte Stier zu, der die Antwort mit einem wohlwollenden Nicken akzeptierte, genüsslich gähnte, die Augen schloss und der Waldzwergin ins Reich der Träume folgte. Der Bogenschütze blieb mit seinen Gedanken alleine zurück und schaute sich daraufhin interessiert um.
Die Größe der Höhle konnte man nur erahnen, denn der Schein der Glut erleuchtete nur einen kleinen Teil des gewalt i gen Sees, der sich friedlich vor ihnen ausbreitete. Das teils felsige, teils san-dige Ufer des schmalen Gestades, welches den Dreien das Leben gerettet hatte, mündete in einem kleinen Pfad, der tief in ein verzweigtes Tunnelsystem zu führen schien. Die schroffen Fel s wände, mit ihren waagerecht verlaufenden, verschieden farbigen Formationen zeugten davon, dass die natürl i che Kaverne vor lan-ger Zeit vollkommen überflutet gewesen sein musste und erst in jüngerer Vergangenheit vom Wasser freigeg e ben worden war.
Auch Adler musste schließlich der Erschöpfung seinen Tribut zollen, die seine Augenlider schwer wie Blei werden ließ. Bald hatte er den ungleichen Kampf verloren, senkte langsam sein Haupt und schlief im schwächer werdenden Schein des Feuers ein.
Schutzlos und eng umschlungen verharrte die kleine Gruppe, bis ein kühler Windhauch die letzten wärmenden Flammen hinwe g fegte und die pulsierende Glut schwächer wurde.
„Weiß einer von euch, wo wir hier sind?“, flüsterte Gal, nac h dem sie schon eineWeile bei Bewusstsein war.
Die beiden anderen verneinten Gals Frage mit einem stu m men Kopfschütteln, während sie noch schlaftrunken und im Geda n ken das magische Flimmern der Asche beobachteten.
„Na dann müssen wir es herausfinden!“ Gal stand auf, packte ihre halbwegs trockene Ausrüstung und legte mit geschickten Handgriffen ihre Kleidung an. Das unang e nehm feuchte Leder knirschte widerspenstig, als sie es leise fl u chend über die Arme streifte.
Ihre beiden Begleiter taten ihr gleich und waren ebenso uner f reut über den gewöhnungsbedürftigen Zustand ihres gegerbten Kö r perschutzes, doch schon nach kurzer Zeit waren alle drei bereit, ihren Weg fortzusetzen.
„Das war nicht der Weg der Schlange da oben im Tunnel!“, eri n nerte sich Gal, „die Abzweigung war viel zu klein für Snaati!“
„Du hast
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