An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
i gen Fins-ternis der schmalen Röhre, die gerade mal so groß war, dass ein erwachsener Mensch hindurchpasste.
´Das kann nicht der Weg der Schlange sein!`, schoss es ihr durch den Kopf, als die Geschwindigkeit zunahm und das Grollen der Wassermassen über ihr dumpfer wurde. Hilflos wurde sie von dem starken Sog hin und her geworfen, während ihr Herz immer schneller schlug und ihre Lungen panisch nach Atemluft verlan g ten. Eine halbe Ewigkeit wurde sie orientierungslos durch die schmale Röhre geschleudert und mehrere Male unsanft an die, von der zermürbenden Kraft des Wassers glatt g e scheuerten, Felswände geschmettert. Sie krümmte sich zu einem kleinen Bün-del und hielt die, mit Schürfwunden übersäten Arme schü t zend über ihren Kopf, um die unangenehmen Rendezvous mit dem harten G e stein zu überleben. Tief in ihrem Inneren erinnerte sie sich an die dichten grünen Wälder ihrer Heimat, das saftig grüne Gras auf den Auen, we l ches sanft wiegend im Sommerwind mit den federleichten weißen Blüten des Aurumbaumes spielte, ihren Vater, der sie mit ausge b reiteten Armen lachend empfing und an Adlers eigenartigen Gesichtsausdruck in der Höhle, bevor er in den Fluten ve r schwand.
Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie wie ein G e schoss ins Freie katapultiert wurde und durch die Luft flog. So-gleich kehrte das Leben in ihren schmerzenden Kö r per zurück, als sie den Mund öffnete und gierig nach Luft schnappte. Ihre durchnässten Haare schlugen ihr ins Gesicht und verwehrten ihr die Sicht auf den bodenlosen Abgrund, in den sie zu stürzen schien, bevor ein schmerzhafter Ruck ihren freien Fall auffing und sie benommen an dem Seil pendelte.
„Ist sie noch am Leben?“, schrie Stier gegen den tosenden Wa s serfall an, als er Gal einige Meter unter sich leblos an dem Strang hängen sah, während er sich mit aller Kraft an einem kleinen Felsvorsprung klammerte.
„Ja! Sie atmet!“, brüllte Adler zurück, der ebenfalls haltlos über dem Abgrund hin und her schwang. „Ich kann mich nicht mehr lange festhalten. Ihr beide seid zu schwer!“
Stier versuchte sich mit aller Kraft an dem scharfkantigen Gestein empor zu ziehen. Er stöhnte vor Schmerzen, als die Muskeln in seinen kräftigen Oberarmen allmählich aufgaben und das Blut seiner Hände ihm ins Gesicht tropfte. Mit einer allerletzten, fast übermenschlichen Anstrengung zog er sich ein weiteres Mal nach oben, um die rettende kleine Klippe zu erklimmen, doch das marode Gestein zerbrach unter seinem festen Griff, und mit einer Mischung aus Wut und Verzwei f lung in seinem Gesicht fiel er mit rudernden Armen rücklings in die Tiefe, der wirbelnden Gischt des gewaltigen Wasserfalls entgegnen.
Adler schloss die Augen, als er mit den beiden anderen von dem bodenlosen Schlund verschlungen wurde und sie immer schneller dem Unabwendbaren entgegen stürzten.
Stier schrie unentwegt wilde Flüche auf dem langen Weg nach unten, während Gal immer noch ohne Bewusstsein durch die starken Aufwinde herumgeschleudert wurde. Die aufgebrac h ten Wellen eines unterirdischen Sees, genährt von der mächt i gen Kaskade hoch über ihnen, fing den freien Fall weitestg e hend ab, aber die schmerzhafte Wucht des Aufpralls raubte dem zornigen Stier fast die Sinne und er sank bis auf den Grund des Gewässers, bevor er sich, knapp an Atemluft, aber immer noch bei Bewus s t-sein, vom Grund abstieß und mit kräftigen Zügen wieder zurück an die bläulich glitzernde Oberfläche schwamm.
Als er seinen erschöpften und durchnässten Leib auf ein naheg e legenes steiniges Ufer schleppte und sich hustend auf den Rüc k en drehte, packte er unnachgiebig den nassen Strick an seiner Taille, sprang auf, taumelte kurz und fing dann an, das Seil einz u holen. Immer schneller glitt der seidene Faden, an dem das Leben seiner Freunde hing, durch seine blutigen Hände und färbte ihn dunke l rot. Kraftvoll stemmte er sein ganzes Gewicht gegen die Wa s ser-massen und endlich tauchte der scheinbar leblose Körper Adlers aus den Fluten auf. Stier stapfte ihm eilig entgegen, packte ihn an seiner Jacke und zog ihn unsanft an Land, wo er ihn bäuchlings auf die Erde fallen ließ. Augenblicklich fing der Gerettete an zu würgen, als die L e bensgeister zurückkehrten und er seine Lungen von Flüssi g keit befreite.
Stier brummte zufrieden, während er ununterbrochen den g e flochtenen Hanf aus dem Wasser zerrte.
Dann erschien auch die bewusstlose Gal am anderen Ende des
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