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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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Sein Bruder sagte es leise und ruhig. «Jetzt!»
    Arturo blickte zum Fenster. Zu spät. Ein Mann schob den Vorhang beiseite und machte einen Schritt herein, wobei er Jaiquinché beiseiteschob. Die Machete, die er halb hob, diente zweifellos anderen Zwecken, als Kakaofrüchte von den Bäumen zu hauen. «Was ist das hier für eine Versammlung?», rief er mit hartem Bellen, das erahnen ließ, dass er sich auf eine andere Weise niemals mit den Sklaven unterhielt. «Du weißt doch, Ángel: Es ist dir verboten, in andere Hütten zu gehen oder jemanden in deine zu lassen. Nicht einmal diesen Reisigbesen, der sich deine Mutter nennt. Gott sei mein Zeuge – wenn’s nach mir ginge, hätte ich dir längst die Gurgel umgedreht. Wer ist der Kerl da, der dir so verdammt ähnlich sieht?»
    Arturos Hand zuckte hinter seinen Rücken, wo ein Messer im Bund seiner Kniehose steckte. Den Mann zu erledigen wäre nicht schwer, aber was käme danach? Vielleicht ließ sich mit Reden dieser Lage entkommen. Allerdings gehörte es nicht zu seinen herausragenden Talenten.
    Und Ángel, der es vielleicht vermocht hätte, zog es vor, den Mann zu reizen. «Sehen Sie noch mal genau hin, Luiz. Ich kann’s für Sie leider nicht tun.»
    Arturo verwünschte Ángels lose Zunge. Seine Finger fanden den Messergriff, legten sich darum. Der Sklavenaufseher bemerkte seine Absicht; er riss Jaiquinché an der Schulter zu sich und legte ihr die Klinge an den Hals.
    «Ich hab’s schon begriffen, Ángel: Das muss ein Bruder von dir sein. Du», er drehte die Mutter in Arturos Richtung. «Messer weg und hinsetzen!»
    Was andernfalls geschähe, bedurfte keiner Erklärung. Sie stand starr, und ihr faltiges Gesicht war ihm noch so fremd, dass Arturo nicht herauslesen konnte, ob sie sich der Gefahr bewusst war. Er warf das Messer in nicht allzu weiter Entfernung zu Boden und ging in die Knie.
    «Ángel, fessle ihn.»
    «Womit, Luiz?»
    Luiz wühlte mit der freien Hand in der Hosentasche und holte eine säuberlich aufgerollte Lederschnur heraus, die er Ángel hinwarf. Vermutlich trug er sie für genau solche Zwecke bei sich. «Damit, und jetzt sag nicht, du siehst nichts. Ich kenne dich, Ángel; du weißt, wo die Schnur liegt.»
    Tatsächlich griff Ángel zu und kauerte sich hinter Arturo, der spürte, wie er einen äußerst nachlässigen Knoten knüpfte.
    «Mich legst du nicht aufs Kreuz, Ángel. Fest anziehen! Ich schlage ihr den Schädel ab, wenn du schlampst.» Der Aufseher ließ die Mutter los und kam herangestapft, die Machete hoch erhoben. Arturo wollte aufspringen. Doch der lose Knoten zog sich zu, als er die Arme vorzuziehen versuchte. Er machte die Beine lang, um den Mann von den Füßen zu holen. Es gelang; Luiz knickten die Knie ein. Ein nutzloses Manöver. Arturo erwartete den Moment, da der Mann ihm den Kopf vom Rumpf holen würde. Doch es war nur der Krug mit dem Rest des Wassers, mit dem Luiz ihm den Schädel einschlug.

    Seinem Empfinden nach war er nur kurze Zeit weggetreten. Er blinzelte gegen den Schmerz und das Blut an, das ihm in die Augen geflossen war. Nein, dem Brennen nach war es nur Schweiß. Und sein Schädel hatte standgehalten. Er erspürte die Lederschnur um seine Handgelenke im Rücken. Den mit Unrat übersäten Boden, auf dem er lag. Eine weitere Schlinge um seinen Hals, die ihm das Atmen erschwerte. Als er sich um eine Winzigkeit bewegte, zog jemand die Schlinge stramm. Der Aufseher, erkannte er, kniete neben ihm, bereit, ihn vollends zu erwürgen, sollte er eine falsche Bewegung machen. Er versuchte sich an einem tiefen Atemzug, soweit es ihm möglich war. Wieder straffte sich die Schnur.
    Er dachte nach. Seine Hände befanden sich genau dort, wo sein Messer saß. Er tastete danach. Dann fiel ihm wieder ein, dass er es hatte fortwerfen müssen. Wo war die Mutter, wo war Jaiquinché? Unfähig, den Kopf zu heben, sah er sie aus den Augenwinkeln am Boden kauern. Sie hielt sich den blutenden Hinterkopf und wiegte sich wie unter großen Schmerzen, ohne einen Laut zu tun. Tränen der ohnmächtigen Wut traten ihm in die Augen.
    «Ángel?»
    «Ich bin hier, Bruder», kam die Antwort in seinem Rücken. «Gefesselt.»
    «Maul zu, Ángel!», knurrte Luiz. Arturo fragte sich, worauf sie hier alle warteten. Draußen gab es Unruhe; es klang, als hätten sich sämtliche Sklaven vor der Hütte versammelt. Steckte tatsächlich noch Leben in ihnen, dass sie das wagten? Aber es musste ja so sein – freie Menschen hätten sich lautstark über die

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