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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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einen auf die Dauer mehr als eintönige Arbeit. Oder eintönige Hiebe. Hier, damit kannst du es hinunterschlucken.» Er schob ihm einen klobigen Tonkrug zu, in dem Wasser schwappte.
    Er hatte sich, wohl um Arturo einen Gefallen zu tun, einen Stoffstreifen um die Augen gebunden. Arturo wäre es lieber, er hätte ihn weggelassen; so hatte er den Eindruck, sein Bruder besäße sein Augenlicht und verberge es aus einem seltsamen Grund. Im zitternden Feuerschein wirkten seine Züge fremdartig. Sein Lächeln, ja, an das erinnerte sich Arturo am besten. Der Bruder hatte oft so gelächelt. So spöttisch. So wie jetzt.
    «Du bist so ernst und still wie früher, Ary.»
    Arturo trank einen Schluck des schalen Wassers und stellte den Krug beiseite. Sollte er seinen anderen Namen verraten, den er längst als den wahren empfand? Aber Ángel hätte darüber womöglich gelacht. «Wo ist unsere Mutter? Auch hier?»
    «Ja.»
    «Und wie geht es ihr?»
    «Wie soll es einem hier schon gehen? Aber sie hat ihr Augenlicht noch.»
    Keine beruhigende Antwort.
    «Bist du sicher, dass hier niemand hereinschaut, Ángel?»
    «Wenn wir nicht auffallen, geschieht nichts.»
    Einen zermürbten Eindruck machte Ángel nicht. Aber er hatte früher auch gelacht, wenn der Vater ihn geschlagen oder er sich verletzt hatte. «Wie lange bist du hier?», fragte Arturo mit gedämpfter Stimme, wenngleich seine Worte im Krach der Musik unterzugehen drohten. «Wie geschah es überhaupt?»
    Ángel winkte ab. «Wie geschieht so etwas? Man wird eingefangen und verschleppt. Und wie lange – ach, viel zu lange, was denkst du denn? Lass uns nicht mit mir deine kostbare Zeit vergeuden. Was ist mit dir? Wie lebst du, Bruder? Immer noch in der Mission?»
    Arturo passte es nicht, dass Ángel das eigene Schicksal abtat, als sei es nichts. Und was sollte er sagen? Er hatte zeigen wollen, was aus ihm, dem kleinen Bruder, den Ángel im Stich gelassen hatte, geworden war: ein Herumtreiber, ein Mann ohne Geld und Zukunft. Nun zeigte Ángel ihm, dass er alles besaß, was ein Mann brauchte: seine Gesundheit und seine Freiheit.
    Der Tag wird kommen, an dem du mir dankbar sein wirst, mein Sohn …
    «So ist es.»
    «Du scheinst es nicht schlecht in der Mission zu haben, da du immer noch dort bist, kleiner Bruder», erwiderte Ángel lächelnd. Es war ein steifes Lächeln. Als sei er sich jeder Handbewegung und jedes Schrittes sicher, nur nicht dessen, was sein Gesicht tat. «Denn inzwischen könntest du ja vermutlich gehen, wohin du willst.»
    Arturo verzichtete darauf zu erklären, dass er das im Grunde längst tat. Nur endgültig verlassen hatte er die Mission noch nicht. «Warum flüchten die Sklaven nicht? So schwierig scheint es nicht zu sein. Keine Ketten, wenige Aufseher …»
    «Dafür umso härtere Strafen. Jeder, der außerhalb des Geländes angetroffen wird, wird erschossen. Und dann war es ein gnädiger Tod. Ich musste selbst einmal zwei Frauen aneinanderbinden – sie wurden in den Fluss geworfen. Manchmal legt man einen Flüchtigen gefesselt auf Ameisenhügel im Wald. Und glaube nicht, der verdammte Kakao da oben sei grausamer als andere Herren.»
    Kakao – so nannte man jene Mantuanos, die über die größten Kakaoplantagen herrschten und den Handel mit der Alten Welt kontrollierten. Nicht in seinen kühnsten Träumen vermochte sich Arturo auszumalen, wie groß ihr Reichtum war.
    «Don Valero ist nicht nur der hiesige Kakao. Er ist der Befehlshaber der Festung. Ein Royalist. Obwohl er seine Pardoherkunft nicht verleugnen kann, der verdammte Hund; er ist so wenig Spanier wie du und ich. Seine Mutter soll ein Dienstmädchen gewesen sein. Aber als einzigem Erben gehörte die Plantage samt Anwesen irgendwann ihm. Er war dabei, als ich geblendet wurde.»
    «Wie kam es dazu?»
    «Ich hatte einen Aufstand angezettelt.» Ángel lachte heiser. «Weil ich anfangs wie du dachte: Wieso hauen die Sklaven nicht ab? Ich hätte abwarten und es herausfinden sollen, dann wäre mir das Elend erspart geblieben.»
    Anfangs … Offenbar ertrug Ángel das Los der Blindheit schon sehr lange.
    «Ja, und warum endete ich nicht im Wald oder im Fluss?», stellte er eine Frage, die Arturo noch nicht in den Sinn gekommen war. «Weil der Kakao nicht ohne Blessuren aus der Sache herauskam und deshalb fand, dass es an der Zeit für eine schlimmere Bestrafung war. Seitdem sind alle brav. Aber nun sag schon, weshalb bist du hergekommen?»
    Verdammt. Verdammt! Arturo ballte eine Faust, weil er es

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