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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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dem Kirchlein aushob, war mehrere Schritte breit und bereits knietief.
    Noch in der Nacht musste er mit der Arbeit begonnen haben. Janna erinnerte sich, dass er das Moskitonetz über der Essecke aufgehängt und für sie eine Decke auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Sie war auch sofort darauf eingeschlafen. Er selbst hatte die Nacht offenbar auf einem der Hocker verbracht. Und den Verband des Mönchs irgendwann erneuert. Janna ordnete ihr durchgeschwitztes Kleid und trat zwischen Blumenbeeten hindurch, denen man ansah, dass er die Männer hindurchgeschleift hatte. Er hatte sein Hemd über einen Ast geworfen. Seine schmalen Zöpfe schwangen auf seinem Rücken hin und her, während er die Schaufel in die sandige Erde stieß, das Blatt tiefer trat, den Griff umfasste und den Aushub kraftvoll auf einen Haufen warf. Seine Muskeln schienen mit dem Licht zu spielen, das sich auf seiner schweißnassen Haut spiegelte. Ab und zu schüttelte er die mit einem Verband umwickelte linke Hand aus.
    Auch er hatte seinen Schrecken an diesem Ort davongetragen. Davon war zwar wenig zu bemerken, dennoch war es wohl angebracht, ein wenig netter zu ihm zu sein. Großer Gott, dieser christliche Ort muss der Grund dafür sein, dass mir ein solcher Gedanke kommt . Sie wollte sich mit einem Räuspern bemerkbar machen. Da warf er schon einen dunklen Blick über die Schulter.
    «Ich möchte Ihnen helfen», sagte sie und rang sich ein Lächeln ab.
    «Wobei?»
    Ahnte dieser großgewachsene Klotz das wirklich nicht? «Beim Graben natürlich. Sie müssen müde sein.»
    Er stieß einen Laut aus, der so ungläubig wie höhnisch klang, und arbeitete weiter.
    «Ich sehe doch, dass Ihre Hand Ihnen zu schaffen macht.»
    Diesmal ließ er sich immerhin dazu herab, sich aufzurichten. Er langte nach einem Zipfel seines Hemdes und wischte sich damit über das Gesicht. «Ich bin sicher, in deinem kühlen Land kann man sich viel Zeit lassen, die Toten unter die Erde zu bringen. Hier ist das anders.»
    Sie musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Und dass es ihr zuwider gewesen wäre. Nun meinte sie auch einen süßlichen Geruch wahrzunehmen, der von einem flachen palmblattgedeckten Hügel ausging. Sie kehrte in das Küchenhaus zurück, um zu sehen, ob der Mönch vielleicht erwacht war. Unter dem Spruch an der Wand hatte sie einen kleinen Namen entdeckt: Franziskus von Assisi. Also war der Mönch ein Franziskaner. Sie setzte sich an den Tisch und versuchte sich im Beten.

    «Durst …» Er hob den Kopf. Janna eilte, frisches Wasser zu holen, und hob das Moskitonetz an. Sie kniete neben dem Mönch. «Können Sie mich verstehen?»
    Seine schmalen Lippen bewegten sich. Sie gab ihm zu trinken und tupfte die Tropfen von seinem Kinn. Plötzlich leuchtete Klarheit in seinen trüben Augen auf. «Ein Engel», murmelte er, glücklich seufzend. «Wenn’s nur wirklich der Himmel wäre und nicht die Küche. Was ist … Ah, mein Kopf.»
    «Kein Himmel und kein Engel», erwiderte sie.
    «Wie kommt … eine Frau …» Seine Züge bebten. Langsam ließ sie seinen Kopf auf das Kissen sinken, das Arturo ihm untergelegt hatte. «Ich bin Frater Christoph.» Er sagte es so leise, dass sie das Ohr dicht an seinen Mund halten musste. Gleichfalls wollte sie sich vorstellen; da stöhnte er so erbarmungswürdig, dass sie zurückzuckte. Der arme Mann musste furchtbare Schmerzen haben.
    «Braune … Flasche.»
    Wie? Oh, sie verstand. Hastig kramte sie in dem Korb eines der Fläschchen hervor. Sie entkorke es und schnupperte. Ja, diesen Geruch kannte sie; man hatte dieses Mittel früher bei jeder Unpässlichkeit eingenommen. Sogar Gisela hatte es als Kind bekommen, wenn sie besonders quengelig gewesen war. Irgendwann hatte es geheißen, Laudanum sei schädlich, und sehr zum Verdruss Frau Wellhorns hatte der Vater es weggeschlossen. Janna hielt Bruder Christoph das Fläschchen an den Mund. Schon nach zwei kleinen Schlucken war er eingeschlafen.
    Sie stand auf und ordnete das Moskitonetz. Als sie Arturo bemerkte, erschrak sie. Sein Blick, seine ganze Ausstrahlung überschütteten sie mit Misstrauen. Er stellte eine Waschschüssel auf dem Tisch ab und schlüpfte unter das Netz. Janna wandte sich ab. Während er den Kranken wusch, redete er mit ihm, doch leise, und sie mochte nicht lauschen. Aber einen Blick über die Schulter wagen, das tat sie. Was ein Mensch wohl tun musste, um so sanft von ihm behandelt zu werden? Auch er sah über die Schulter. Ihre Blicke trafen sich; ihr Kopf

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