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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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nach dem verzweifelten Kampf an, die Fassung zu bewahren. Waren es wirklich nur Tränen, die er zu unterdrücken versuchte? Oder den Drang, seiner Verzweiflung Luft zu machen, indem er mit seinem Offizierssäbel um sich schlug? Vor Jahren hatte sie auf der Straße gesehen, wie eine Frau sich über einen toten Soldaten geworfen hatte, dann wieder aufgesprungen und jene, die ihn ihr gebracht hatten, mit den Fingernägeln angegangen war. Ob es ihr gelungen war, ihnen die Gesichter zu zerkratzen, hatte Janna nicht gesehen – Frau Wellhorn hatte sie rasch weitergezogen.
    Der Durst trieb sie zum Brunnen. So leise wie möglich zog sie einen Eimer des erdigen Wassers herauf. Arturo kam vom Friedhof und verschwand in der Kirche. Den Geräuschen nach stellte er das Innere auf den Kopf. Janna zuckte zusammen, als eine Bank herausflog. Eine zweite folgte. Dann hörte sie Hammerschläge. Worte, die wie Flüche klangen. Als er herausstapfte, floh sie in ein Gebüsch und raffte einen losen Ast auf.
    «Mädchen, komm heraus!», schrie er.
    «Ich denke nicht daran!»
    Plötzlich war er da, packte sie am Kragen ihres Spenzers und zerrte sie zurück auf den Dorfplatz. Den Ast riss er ihr aus den Händen und warf ihn fort. «¡Carajo!», zischte er einen unziemlichen Fluch. «Was soll das?»
    Sie krümmte die Finger. Ihre Nägel waren längst nicht mehr glatt. Er würde es spüren.
    Zum Brunnen wollte er sie zerren. Zum Brunnen! Sie schlug nach ihm; es gelang ihr, einen roten Strich über seine Wange zu ziehen. Eine Sekunde später flammte ihre eigene Wange von der kräftigsten Ohrfeige ihres Lebens.
    «Hier», er stieß ihr ein Blatt Papier vor die Brust. «Lies mir das vor.»
    Das Blatt flatterte in ihren zittrigen Fingern. Sie musste erst die Schmerzen und die Tränen wegblinzeln. Verwirrt starrte sie darauf, während er sich einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete, um den Schweiß seiner Arbeit abzuwaschen. Es war kein Papier, sondern ein altes Pergament, das an den Falzkanten auseinanderzubrechen drohte.
    «Was soll das sein?»
    «Die Lage eines Goldschatzes.»
    «Bitte?» Sie ließ den Bogen sinken. Das musste ein Scherz sein. «Wie …»
    «Du sollst keine Fragen stellen, Mädchen, sondern lesen.»
    «Aber das geht nicht so ohne weiteres!»
    «Warum nicht?»
    «Herrgott noch mal – weil das hier ein paar Jahrhunderte alt zu sein scheint, und damals pflegten sich die Leute etwas anders auszudrücken als heute! Daher könnte alles, was Sie darüber wissen, hilfreich sein!»
    Er baute sich vor ihr auf. So dicht, dass er sie fast berührte. In ihm brodelte die Ungeduld. Das Schaufeln der Gräber hatte dafür gesorgt, dass sich seine vielen Nackenzöpfe gelöst hatten und ihm die blauschwarzen Strähnen wild um die Schultern fielen. Das Brunnenwasser troff über sein schmutziges Gesicht und seine nackte Brust. Janna konnte nicht anders, als den Kopf in den Nacken zu legen und ihn anzustarren wie ein Tier, das vom Blick einer Schlange gebannt wurde. Er roch nach Schweiß, Erde und Mann. Ihre Nasenflügel bebten.
    Er sagte etwas, das nicht durch die Watte in ihren Ohren drang. Sie keuchte auf, als seine Hand in ihren Nacken fasste und sie schüttelte.
    «Hör gefälligst zu, ich werde die Geschichte nicht wiederholen. Frater Christoph hat sie mir erzählt, als ich noch ein Junge war. Irgendwann vor langer Zeit kam ein Mann aus dem Landesinneren. Hier schrieb er diesen Brief an die Welser, und dann starb er an einem Fieber. Den Brief bewahrten die Franziskaner auf, bis er irgendwann in Vergessenheit geriet. Frater Christoph hatte ihn in irgendeinem alten Eisenkasten wiedergefunden. Er verriet mir damals, dass er die Lage eines Schatzes beschreibt. Nur herausrücken wollte er den verdammten Brief nie. Genügt dir das, Mädchen?»
    Er trat wieder an den Brunnen und zog noch einen Eimer mit Wasser herauf, das er sich über den Körper goss.
    Janna betrachtete das alte Pergament. «Und jetzt hat er Ihnen den Brief endlich auf dem Sterbebett gegeben?»
    «Er hat mir nur verraten, wo er versteckt war. Ich hatte gehofft, er sagt mir noch, was er darin gelesen hat, aber leider war er dazu nicht mehr in der Lage.»
    Aha, das also war der Grund seines Rumorens in der Kirche gewesen; dort irgendwo war das Pergament verborgen gewesen. «Und jetzt wollen Sie diesen Schatz holen?»
    Darauf gab er keine Antwort, aber das war auch nicht nötig; sie konnte sich die vollständige Geschichte zusammenreimen: Vermutlich träumte dieser habgierige

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