An einem Tag im Januar
dieses Kind auf ihrem Teppich spielen, in einem Bettchen gleich über den Gang schlafen würde?
»Möchtest du darüber reden?«
»Vielleicht morgen«, sagte er. »Erst schauen wir, dass wir das mit heute Abend hinkriegen.«
»Du wirkst so bedrückt.«
»Alles in Ordnung. Wirklich.«
Sie ließ den Kopf nach vorn kippen. »Sie haben versucht, es dir auszureden, stimmt’s? Sam jedenfalls.«
»Mmmh.«
» Verdammt …«
»Ärger dich nicht. Was hast du denn erwartet?«
Chloe schüttelte den Kopf. »Sie haben keine Ahnung. Sie haben einfach keine Ahnung.«
»Nein.«
»Und du hast es ihr wirklich gesagt?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie küsste ihn noch einmal. Fordernd. Ließ die Hand zu seinem Reißverschluss hinuntergleiten. Auf der Fahrt hierher hatte er sich gesorgt, wie er seine Neuigkeiten ausblenden oder gar Begehren empfinden sollte, aber diese Bedenken wurden noch im selben Moment zerstreut. Er zerrte an Chloes T-Shirt, ihrem Gürtel. Er hatte sich heute den Hass einer guten Frau verdient, und doch war hier Chloe mit ihrem Körper, ihrem Gesicht, ihren Kornblumenaugen, sanft glänzend so dicht vor den seinen. Die ihn vorwärtstrieb. Die ihm dankte.
Ihm sein Vertrauen vergalt, seinen Glauben.
Hinterher, im Schlafzimmer, konnte Mark nicht an sich halten: »Chloe? Darf ich dich etwas fragen?«
Chloe hob den Kopf von seiner Schulterbeuge und nickte.
»Was passiert, wenn er fort ist. Wenn er dort ist und wir hier?«
Chloe stützte sich auf den Ellbogen auf. »Wir machen weiter. Du und ich.«
»Ganz sicher?«
Sie hielt seinem Blick stand. »Ich hab’s dir gesagt. Ich kann nicht ohne dich leben. Nicht noch einmal.«
Noch mehr Fragen drängten sich ihm auf: Wirst du mich auch lieben, falls sich das hier als Irrweg herausstellt? Wirst du mich auch lieben, wenn ich der Vater von Allies Kind bin? Doch trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war, wagte er es nicht.
»Kann ich dich was fragen?«, fragte Chloe.
»Natürlich.«
»Es ist nur eine Idee«, sagte sie.
»Sag’s mir.«
Sie setzte sich auf und zog die Decke um die Schultern. Dann eröffnete sie ihm etwas befangen ihren Plan. Sie hatte eine Menge Geld auf ihrem Konto. Sie war schon immer sparsam gewesen – in den sieben Jahren seit Brendans Tod hatte sie praktisch nichts für sich ausgegeben, keinen Urlaub gemacht, und ihr Anteil aus dem Verkauf des alten Hauses war so gut wie unangetastet. Insgesamt, sagte sie, hatte sie etwas über hunderttausend Dollar auf der Bank.
»Das ist fast die Hälfte von dem, was das Haus jetzt wert ist«, sagte sie. »Connie und ihr Exmann wollen es unbedingt loswerden. Und er ist bei einer Bank.«
Mark begann zu verstehen.
Selbst ohne Marks Geld, sagte Chloe, könnte sie die Finanzierung vermutlich hinbekommen. Connies Exmann würde ihr mit dem Darlehen helfen. Aber … wenn Mark wollte … für sie beide zusammen wäre die neue Hypothek ein Klacks.
Sie streichelte seine Hand. »Wir könnten richtig von vorn anfangen. Du und ich, in unserem Haus.«
Er atmete ein und wieder aus.
»Es ist unser Haus«, sagte Chloe. »Für mich ist es immer unsres geblieben.«
»Aber«, sagte er schließlich, »wäre das nicht ein bisschen seltsam? Wenn wir da sind, nachdem er gegangen ist?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Wir waren einmal glücklich dort. Wir könnten es wieder sein. Das liegt ganz an uns, oder?«
Mark sah Allison vor der Haustür in der Locust Avenue stehen, ein dunkelhaariges Kleinkind auf der Hüfte. Hörte ihre eisige Stimme: Hallo, Chloe.
»Es ist unser Haus.« Chloe schmiegte die Wange an seine Brust. »Es fühlt sich verkehrt an ohne uns. Weiter hab ich noch gar nicht gedacht.«
Chloe schlief. Mark verspürte keinerlei Müdigkeit. Die Ereignisse des Tages, die unwägbare Zukunft türmten sich als drohende Schatten vor ihm auf. Er stand auf und ging nackt zur Toilette, dann weiter in die Küche, wo er sich an die Spüle lehnte und ein Glas Wasser hinunterstürzte.
Sie beide in ihrem alten Haus – das war eine Zukunft, die ihm in diesem Moment ähnlich unausdenkbar schien wie der Himmel. Wie die Vorstellung, wieder ein Kind zu haben.
Er hatte sein Glas gerade in die Spülmaschine geräumt, als sein Blick auf Chloes Handtasche fiel, die offen auf der Anrichte lag, gleich neben dem ausdampfenden Gewürzkuchen, den sie vorhin noch schnell für die Pelhams gebacken hatte. Ein ledernes Scheckbuch lugte daraus hervor.
Chloe schlief allem Anschein nach immer noch fest. Vorsichtig zog er das Buch
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