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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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– seine Mutter, vermögend! – schien ungehörig.
    Jetzt war er mit einem Schlag befreit – von seinen Schulden, seiner Jugend, seiner winzigen Wohnung, von hunderterlei Einschränkungen, die seine und Chloes Zukunft beschwerten. Aber ihm fiel keine bessere Antwort ein als: Das kann ich nicht annehmen.
    Deine Mutter hat es so gewollt, sagte Sam. Was hätte sie denn sonst damit machen sollen? Es mir geben? Wenn ich abtrete, bekämst es eh du.
    Und sein Vater lachte. Und Mark begriff, dass Sam sich freute. Es war ihm eine Freude, seinen einzigen Sohn anrufen und sagen zu können: Zweihundertzwölftausend Dollar.
    Möchtest du meinen Rat?, sagte Sam. Kauft euch ein Haus. Das ist das, was deine Mutter sich gewünscht hätte.
    Als Mark aufgelegt hatte, erzählte er Chloe nicht gleich von dem Scheck. Nein, er brachte es nicht einmal über sich, auch nur mit einer Silbe daran zu rühren, bis der Brief in der Post lag – bis er die schwindelerregende Zahl bestätigt sah, sie mit zittrigen Fingern auf dem Papier nachfuhr –, bis er die Summe nach einem überaus liebenswürdigen Plausch mit seinem Kundenbetreuer auf ihr gemeinsames Konto eingezahlt hatte. Chloe war derart aufs Sparen eingestellt, dass er sie nur mit Mühe dazu bekam, mit ihm essen zu gehen, damit er ihr die gute Nachricht eröffnen konnte.
    Im Restaurant schob er ihr den Einzahlungsbeleg über den Tisch und sagte: Überraschung.
    Chloe starrte lange Zeit ungläubig darauf herunter. Soll das ein Witz sein?
    Nein. Seine Hände zitterten, als er es ihr erzählte. Und dann zitterte Chloe auch.
    Oh Molly, sagte Chloe. Oh lieber Gott, danke.
    Noch ehe der Nachtisch kam, waren sie einer Meinung mit Sam: Sie würden einen Teil des Geldes als Anzahlung für ein Haus verwenden. In den folgenden Wochen machten sie abends lange Spaziergänge durch die Viertel, die sie mochten, German Village, Dublin, Bexley, Old Town East. Und natürlich durch das Victorian Village gleich südlich vom Campus – als arme Studenten hatten sie beide dort Zimmer gehabt und sehnsüchtig die großen, verwinkelten Häuser betrachtet. Dann empfahl ihnen Chloes Schulleiter Margie Kinnick, eine Maklerin, die seit Jahren in der Gegend tätig war.
    Sie haben Glück, hatte Margie ihnen lächelnd gesagt, nachdem sie zum ersten Mal durch diese selbe Tür getreten waren und ihr ihre Geschichte erzählt hatten. Wenn Sie es klug anstellen, können Sie jetzt das Haus kaufen, in dem Sie bis an Ihr Lebensende wohnen werden.
    Als der Mann am Empfang seinen Namen aufrief, war Mark den Tränen nahe. Tu’s nicht , sagte er sich.
    Aber er stieg die Stufen dennoch hinauf und fand Margie noch im selben Büro wie früher, hinter demselben großen Eichenholzschreibtisch, vor einem Fenster mit Blick auf nacktes, windgepeitschtes Geäst. Als er mit Chloe hier gewesen war, hatte das üppige Laub dieser Äste das ganze Büro in einen smaragdgrünen Schimmer getaucht. Margie hatte zugenommen und färbte ihr Haar nicht mehr; sie war jetzt grau, vierschrötig, ihr Gesicht zerfurcht. Bei Marks Anblick erschien eine tiefe, dunkle Falte zwischen ihren Brauen. Ihre beiden Handgelenke waren schwer mit Reifen und Kettchen behängt. Ihr Arm klirrte, als sie ihm die Hand gab.
    »Ich habe einen Anruf von Connie Pelham bekommen«, sagte sie ohne Umschweife. »Sie hat mir gesagt, dass sie mit Ihnen gesprochen hat. Ich hätte Sie heute Nachmittag eh angerufen.«
    Der letzte Satz war gelogen, da war Mark sicher. »Sie stand gestern Abend plötzlich vor mir«, sagte er. »Und bei mir daheim war sie auch schon.«
    Margie schloss sekundenlang die Augen. »Ich wünschte, das hätte sie bleiben lassen, Mark.«
    »Hat sie Ihnen dasselbe erzählt wie mir?«
    Margies Stimme war sachlich. »Sie sagte, Sie hätten über – Brendan geredet?«
    Margies Ton erinnerte ihn an seine frühere Therapeutin Gayle – derselbe kleine Aufwärtskringel am Ende eines Satzes, mit dem sie eine Aussage als Frage an ihn zurückgab. Ihn dazu zwang, den Irrsinn selbst auszusprechen.
    »Sie hat gesagt, in dem Haus spukt es.«
    Margie seufzte. »Das hat sie mir auch gesagt.«
    Mark setzte sich in einen der Plüschsessel für Margies Besucher. Er machte eine Geste: ja, weiter?
    Margie spitzte nur die Lippen. Sie hielt sich bedeckt – wie ein Mensch mit einem schlechten Gewissen, dachte er. Na schön. »Ich war etwas überrascht zu hören, dass Sie das Haus verkauft haben«, sagte er.
    »Es war höchste Zeit«, erwiderte Margie ruhig. »Der Markt wird immer

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