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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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brutaler. Die Nachbarschaft hat sich sehr gewandelt, seit Sie und Chloe weggezogen sind. Sally Watson hat das Haus nebenan verkauft, der neue Eigentümer vermietet an Studenten. Das Upchurch-Haus ist zwangsversteigert worden. Wo man hinschaut, Fremde. Wenn ich überhaupt noch ein Plus machen wollte, musste ich schnell handeln.« Sie runzelte die Stirn, vielleicht weil sie seinen befremdeten Ausdruck sah. »Tut mir leid, wenn Sie das trifft, aber es war die richtige Entscheidung.«
    »Sie hätten es uns sagen können.« Er schüttelte den Kopf. »Sie hätten es ihr sagen können.«
    Margie machte die Augen schmal. »Nein, das hätte ich nicht. Das wissen Sie besser als jeder andere.«
    Er öffnete den Mund, schloss ihn aber noch rechtzeitig wieder.
    Sie sagte: »Sie haben es doch selber gesagt, als Sie damals verkaufen wollten: Das Haus kann nichts dafür. Und das kann es ja auch nicht.«
    »Trotzdem …«
    »Also wirklich, Mark.« Sie senkte die Stimme. »Was hätte ich denn machen sollen? Die Interessenten von Ihnen und Chloe inspizieren lassen? Das Haus gehört nicht mehr Ihnen.« In ihrer Stimme klang Ärger durch – so hatte er sie noch nie erlebt. »Glauben Sie denn, ich hätte noch nie vorher ein Haus verkauft, in dem – etwas Unschönes passiert ist? Menschen sterben in Häusern.«
    »Das weiß ich …«
    Margie winkte ab. »Und noch dazu im Victorian Village. Die Häuser da sind achtzig bis hundert Jahre alt. Alle wollen dort kaufen, weil die Häuser Charakter haben. Aber wissen Sie, was Charakter bedeutet? Vor hundert Jahren hat man die Toten drei Tage lang in der Diele aufgebahrt, bevor sie beerdigt wurden. Ich wette, Ihr Brendan war nicht der Erste, der …«
    »Margie«, sagte er.
    Ihr Blick war kämpferisch. Sie trommelte mit den Fingernägeln auf die Tischplatte, schluckte den Rest aber hinunter.
    »Ich verstehe ja, dass Sie das mitnimmt«, sagte sie. »Ich kann mir auch ungefähr vorstellen, was Sie jetzt gerade denken. Aber ich habe Ihr Haus gekauft, weil es mir eine gute Investition schien, ja? Und weil Sie und Chloe mir leidgetan haben, sicher. Aber ich bin nicht Mutter Teresa, Mark. Ich bin nicht rührselig. Ich habe nie behauptet, dass ich für immer dort leben würde. Ich habe es Ihnen abgenommen. Das ist alles.«
    Es ist in guten Händen, hatte sie zu ihm und Chloe gesagt, als Chloe angefangen hatte zu weinen.
    Jetzt schwieg Mark. Sein Gesicht brannte. Margie hatte nicht unrecht, aber er würde den Teufel tun und das laut sagen.
    Sie stieß ihren Stuhl zurück, blieb aber sitzen. »Hören Sie. Es tut mir sehr leid, dass Connie Sie behelligt hat. Ein vernünftiger Mensch hätte das bleiben lassen. Das habe ich ihr bei ihrem Anruf auch gesagt. Und wenn es Sie irgendwie tröstet, ich war nicht sehr freundlich dabei.« Margie schüttelte den Kopf. »Jetzt will sie mich anzeigen.«
    »Kann sie das?«
    Margie verzog das Gesicht, schüttelte dann noch einmal den Kopf und stand auf. Die Audienz war beendet.
    Wenn Reue sie gepackt hatte, dann nur einen Moment lang. Jetzt war sie wieder so geschäftsmäßig wie bei seiner Ankunft. Er versuchte sich an die muntere, lachlustige Frau zu erinnern, die zu ihnen zum Essen gekommen war, nachdem sie frisch eingezogen waren. Die ihre Nase an Brendans winzigem Säuglingsnäschen gerieben hatte, als sie ihn ihr im Büro vorgeführt hatten. Die jedes Jahr zum ersten Advent einen Weihnachtsstern auf ihrer Veranda abgesetzt hatte. Mehrere andere Häuser im Village bekamen auch einen.
    Aber er wusste, Margie war im Prinzip auch jetzt nicht anders als früher. Sie hatte keinen Grund dazu.
    »Mark, es tut mir leid, aber ich habe gleich einen Termin.«
    »Ich gehe schon«, sagte er.
    »Connie Pelham spinnt. Vergessen Sie sie.«
    Er brachte nur ein Nicken zuwege.
    Ihr Ausdruck wurde eine Spur weicher. »Mark, es tut mir leid. Geht es Ihnen gut?«
    »Ja«, sagte er. Dann: »Ich heirate wieder. Im September.«
    »Das ist schön«, sagte sie und lächelte. Es war ein herzliches Lächeln. »Ach, das freut mich für Sie.«
    Vor ein paar Minuten noch hatte er gebebt vor Wut, und jetzt konnte er sich nicht recht losreißen.
    Margie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Das brauche ich wohl eigentlich nicht zu sagen, aber ich tu’s trotzdem. In all den Jahren in dem Haus habe ich nie …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie hastig.
    Sie kam um den Schreibtisch herum und nahm ihn beim Arm. Sie brachte ihn durch die Tür, die Stufen hinunter, den ganzen Weg bis zum Ausgang. »Sie

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