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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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getrübte Stimmung aufgefallen. Zum ersten Mal spürte er Zweifel und Vorbehalte. »Ich bin sicher, Alecs Mutter wäre es lieber, ich wäre keine berufstätige Frau, und ganz sicher wäre es ihr lieber, ich wäre Schottin«, sagte sie eines Abends, als sie ihn besuchte. Ihr Ton war leicht, beinahe scherzhaft.
    Â»Hab Geduld«, riet er ihr mit dem vertrauten Du, zu dem sie bei ihrer Versöhnung übergewechselt waren. »Schwiegermütter und Schwiegertöchter … Zwei Frauen, die denselben Mann lieben.« Sie hatte gelächelt und das Thema gewechselt.
    Die magere Brünette war von der Bühne abgegangen, und die Band stimmte die ersten Takte von »That’s Amore« an. Ein halbes Dutzend Paare drängte zur Tanzfläche. Riley fiel eine Gruppe von Leuten auf, die eben ins Lokal kam. Sie strebte auf einen der größeren Tische zu, der den Abend über freigehalten worden war – sechs Männer und fünf aufgetakelte junge Dinger. Kellner eilten herbei und zogen Stühle heraus, eilten wieder davon, um die bestellten Getränke zu holen.
    Ein kurzbeiniger, feister Mann ließ sich auf dem Stuhl mit dem besten Blick auf die Tanzfläche nieder. Riley erkannte ihn sofort – Bernie Perlman. Einer von Perlmans Männern schleppte eine Blondine im pinkfarbenen Kleid zur Tanzfläche. Champagner wurde gebracht, Korken knallten. Die Dunkelhaarige, die neben Perlman saß, legte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Sie sah, dachte Riley, sehr jung und sehr betrunken aus.
    Ein neuer Gast erschien an der Tür des Klubs und blieb einen Moment stehen, ehe er zu Bernie Perlmans Tisch hinüberging. Das Licht des kreisenden Scheinwerfers fing das Gesicht des Neuankömmlings mit dem kurzen, rotblonden Haar ein, bleich und schwammig, mit kleinen Augen unter rötlichen Lidern. Wie ein Geist , hatte Sergeant Davies gesagt.
    Der Mann neigte sich zu Bernie Perlman hinunter und sagte ihm etwas ins Ohr. Perlman reagierte mit einer ärgerlichen Bewegung, die die an seiner Schulter schlafende Brünette überraschte. Mit einem Aufschrei rutschte sie vom Stuhl auf den Boden, wo sie hart mit dem Gesäß aufschlug. Die Gäste rundherum lachten.
    Riley ging durch den Saal zu Perlmans Tisch. Er bot der jungen Frau die Hand und lächelte ihr freundlich zu, als er ihr auf die Füße half. Tränen zogen schwarz verschmierte Streifen in ihr Gesicht. Während sie ihr Kleid glatt strich, schaute Riley auf und begegnete dem Blick des Rotblonden. Mit einem neuerlichen, allerdings ganz anderen Lächeln, warf er dem Mann einen kurzen Blick zu, dann ging er davon.
    India aß mit Marcus Pharoah und seinem Bruder Devlin im Le Caprice.
    Â»Wo ist denn Louise?«, fragte Marcus.
    Â»Sie kann leider nicht.« Devlin Pharoah studierte die Speisekarte. »Es geht ihr nicht besonders gut.«
    Â»Lügner«, sagte Marcus.
    Devlin zuckte mit den Schultern. »Du verlangst eine ganze Menge, Marc.«
    Die beiden Männer tauschten einen Blick. India hatte das Gefühl, sie würden gleich anfangen zu streiten, daher sagte sie schnell: »Ich nehme die Fischfrikadellen und einen Bellini, bitte.« Devlin Pharoah lachte, und der kritische Moment war vorbei.
    Â»Du hast wirklich rührend kindliche Vorlieben«, sagte Marcus. »Babypampe und Sprudel.«
    Â»Sei nicht eklig. Wenn ich kindliche Vorlieben habe, was sagt das dann über dich?«
    Â»Dass ich dich erziehen muss.«
    Sie lachte mitleidig. »Das haben schon viele versucht.«
    Â»Tatsächlich? Ich habe manchmal den Eindruck, du weißt gar nicht, was Erziehung ist.«
    Â»Ich muss Miss Mayhew recht geben«, sagte Devlin Pharoah. »An Fischfrikadellen und einem Bellini ist nichts auszusetzen. Du spielst ja selbst nicht unbedingt nach den Regeln, Marc«, fügte er betont hinzu.
    Â»Im Gegensatz zu India versuche ich wenigstens, den Eindruck zu erwecken, ich täte es.«
    Â»Stimmt nicht«, entgegnete Devlin. »Jedenfalls diesmal nicht.«
    Pharoah lächelte. »Mein kleiner Bruder hat etwas gegen dich, India.«
    Â»Ganz und gar nicht.« Unverhohlene Neugier im Blick, lehnte sich Devlin lässig auf seinem Stuhl zurück. »Im Gegenteil. Ich bin höchst angetan von Miss Mayhew. Wie könnte es auch anders sein? Sie ist bezaubernd.«
    Â»Danke, Mr. Pharoah.«
    Â»Sagen Sie doch Devlin.«
    Â»Hör auf zu flirten, Dev.

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