An einem Tag im Winter

Laub von Büschen und Sträuchern. Wenn man mit der Fingerspitze über ein Geländer strich, war sie hinterher schwärzlich gelb.
    Als Ellen am Abend nach Hause gehen wollte, bat Professor Malik sie, in sein Büro zu kommen.
    Â»Sie sind jetzt ein Jahr bei uns, nicht wahr, Ellen?«, fragte er, als sie die Tür schloss.
    Sie bemerkte, dass er mit den Fingern über ein Blatt Papier strich, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag, sah seine gerunzelte Stirn und verspürte einen Anflug von Furcht. Begannen nicht so häufig Gespräche, die mit Sätzen wie: Ich hoffe sehr, Sie finden einen Tätigkeitsbereich, der Ihren Fähigkeiten besser entspricht, endeten, oder mit: Ich bedaure, dass sich die Dinge nicht so entwickelt haben, wie ich es mir gewünscht hätte ?
    Â»Ich hoffe, Sie sind mit meiner Arbeit zufrieden, Professor«, sagte sie.
    Â»Sehr, sehr.« Das Stirnrunzeln vertiefte sich. »Tatsächlich ist das genau mein Problem.«
    Â»Ich verstehe nicht.«
    Â»Bitte, setzen Sie sich doch, Ellen. Sie leisten ausgezeichnete Arbeit. Sie arbeiten schnell und gründlich und sind äußerst zuverlässig. Ich kann nur sagen, Sie sind ein großer Gewinn für unser Krankenhaus, und ich bin sicher, Sie haben hier eine lange und erfolgreiche Karriere vor sich, wenn Sie sich entschließen sollten, bei uns zu bleiben. Gerade deshalb ist mir das hier so unverständlich.« Er tippte mit einem schmalen braunen Finger auf das Blatt Papier, das vor ihm lag.
    Â»Was ist das denn?«
    Â»Das ist der Brief, den der Kollege Pharoah mir letztes Jahr geschrieben hat, als ich ihm mitteilte, ich erwöge, Ihnen den Posten hier zu geben.«
    Sie war ohne Zeugnis aus Gildersleve entlassen worden. »Aber ich hatte Ihnen doch bei unserem Gespräch gesagt, dass mir fristlos gekündigt wurde.«
    Â»Ja, das weiß ich. Sie haben mir damals gesagt, dass Pharoah Sie nicht für geeignet hielt, die Position bei ihm auszufüllen, und der Meinung war, Sie würden sich an anderer Stelle besser bewähren. Aber ich wollte Pharoas Seite hören.«
    Es kränkte sie immer noch. Pharoah hatte sie als zweitklassig abgetan, sie eines Platzes in Gildersleve Hall für nicht würdig befunden.
    Â»Hat Kollege Pharoah bei Ihrer Entlassung damals irgendeine spezielle Kritik an Ihrer Arbeit geübt?«, fragte Malik.
    Â»Nein.«
    Â»Ganz sicher nicht?«
    Â»Nein. Ich erinnere mich an jedes Wort dieses Gesprächs. So etwas vergisst man nicht. Es gab keine spezielle Kritik. Lediglich die Andeutung, ich sei zweite Garnitur.«
    Â»Nun, das sehe ich ganz anders.«
    Ellen entspannte sich erleichtert. Es war, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen worden. »Danke, Professor«, sagte sie. »Das bedeutet mir sehr viel.«
    Â»Ich habe mir lange überlegt, ob ich die Angelegenheit überhaupt zur Sprache bringen soll. Aber ich denke, das bin ich Ihnen schuldig.«
    Â»Ich nehme an, Dr. Pharoahs Beurteilung war nicht gerade schmeichelhaft?«
    Â»Ich würde es anders ausdrücken.« Malik drehte das Blatt Papier herum, sodass sie den Text lesen konnte, und sagte ruhig: »Ich würde seine Äußerungen als diffamierend bezeichnen.«
    Ellen begann zu lesen. Als sie den mit Maschine geschriebenen Text das erste Mal überflog, war sie unfähig, ihn aufzunehmen. Also versuchte sie es noch einmal. Die Worte trafen sie wie Bombeneinschläge, schmerzhaft und betäubend. Nachlässig … ließ zu wünschen übrig … häufig verfehlt . Und, am verletzendsten: Es hätte ihrer Arbeit ohne Zweifel gutgetan, wenn sie weniger Zeit darauf verwendet hätte, mit den männlichen Mitarbeitern zu flirten. Der Schock und die Demütigung raubten ihr den Atem.
    Sie schob sich die Haare hinter die Ohren, kaum fähig, einen Ton herauszubringen. »Das stimmt alles überhaupt nicht.«
    Â»Ja, das ist mir schon vor einiger Zeit klar geworden.«
    Entsetzlich zu denken, dass er diesen Schrieb gelesen hatte. Sie hörte Malik sagen: »Das alles deckt sich mit meiner Einschätzung Ihrer Person und Ihrer Arbeit nicht im Geringsten. Wie ich schon sagte, Sie leisten ausgezeichnete Arbeit. Wenn Sie also bei Ihrer Tätigkeit in Gildersleve Hall keine speziellen Schwierigkeiten hatten –«
    Â»Nein, die hatte ich nicht. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
    Â»Es tut mir leid, wenn dieser Brief Sie