An hoechster Stelle
– am falschen Ort zur falschen Zeit.«
Die Person mit Blutgruppe B hatte also den Tatort verlassen, der Himmel mochte wissen, in welchem Zustand und wohin.
Blake überquerte die Straße und schaute sich um. In welche Richtung würde jemand laufen, der nichts wie weg wollte? Nach rechts oder links? Kurzerhand wandte er sich nach links, auch wenn es dafür keinen anderen Grund gab als den, dass dieses junge Paar vorhin ebenfalls in diese Richtung gegangen war.
Er bog um die Ecke und ging noch einen Block weiter, vorbei an Büros, gelegentlich einer Boutique, die alle nach Mitternacht geschlossen gewesen waren.
»Aber da war nicht geschlossen«, murmelte er zufrieden. »Die haben immer offen.«
Auf der anderen Seite der Kreuzung war ein privates Krankenhaus, das St. Mary’s Hospital, wie es auf dem Schild hieß, auf dem zu lesen war, dass auch ein Rettungsdienst, eine Unfallstation und eine Notaufnahme zu dieser Klinik gehörten.
Wenn ich mitten in der Nacht hier blutend stünde, dachte er, wohin würde ich wohl gehen?
Er trat in einen Eingang, zog sein Handy heraus und rief Harry Parker an. »Harry, ich brauche dich.«
»Hast du was gefunden?«
»Sagen wir mal, meine Nase juckt, und falls ich Recht habe, muss ich einen Polizisten dabeihaben.«
»Wo bist du? Gut, ich bin gleich da.«
Die Notaufnahme im St. Mary’s war erstaunlich luxuriös. Dicke Teppiche bedeckten den Boden, bequeme Sessel luden zum Sitzen ein, im Hintergrund erklang leise Musik.
Die Dienst habende Schwester am Empfang sah aus, als sei sie von Armani eingekleidet worden, was vermutlich sogar stimmte.
»Meine Herren?« fragte sie ein wenig misstrauisch. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Harry zeigte seine goldene Dienstmarke vor. »Captain Parker, New York Police Department. Ich brauche einige Auskünfte im Zuge meiner Ermittlungen in einem Mordfall.«
»Dann hole ich besser unseren Verwaltungsdirektor, Mr. Schofield.«
»Machen Sie das, Schätzchen.«
Schofield trug einen blau gestreiften Anzug, war braun gebrannt und durchtrainiert. In seinem eindrucksvollen Büro berichtete Blake ihm das Nötigste – dass es in der Nähe einen Doppelmord gegeben habe und die Möglichkeit bestünde, dass eine dritte Person dabei mehr oder weniger schwer verletzt worden sei.
»Klingt wichtig«, sagte Schofield.
»Nun, mein Freund hier ist vom FBI; ich denke, das zeigt, wie wichtig es ist«, erwiderte Harry Parker.
»Und was wollen Sie von mir?«
Blake griff nach einem Notizblock und kritzelte ein Datum darauf. »Der frühe Morgen dieses Tages. Ist jemand irgendwann nach Mitternacht blutend in die Notaufnahme gekommen?«
»Meine Herren, haben Sie schon mal etwas von ärztlicher Schweigepflicht gehört?«
»Und haben Sie schon mal etwas von einer Vollmacht des Präsidenten gehört?« Blake zog das Dokument hervor und zeigte es ihm.
»Heiliger Gott«, flüsterte Schofield. »Okay, schauen wir mal.«
Er blätterte im Aufnahmeverzeichnis auf seinem Schreibtisch und nickte schließlich. »Hier ist um ein Uhr fünfzehn am fraglichen Tag eine Patientin, eine Jean Wiley, eingetragen. Ihr Gesicht war zerschnitten. Dr. Bryant, der Dienst habende Arzt,
hat sie versorgt.«
»Dr. Bryant hat heute Dienst, Mr. Schofield«, meldete die Schwester am Empfang. »Ich habe ihn vorhin in die Cafeteria gehen sehen.«
»Schön«, sagte Parker. »Zeigen Sie uns doch bitte den Weg, Mr. Schofield.«
Bryant war um die dreißig, ein wenig übergewichtig, hatte eine Brille, dunkles lockiges Haar und einen Bart. Er saß an einem Ecktisch und verspeiste eine Suppe mit französischem Weißbrot.
»Schofield, mein Guter, was für ein Attentat haben Sie diesmal wieder auf mich vor?«
»Diese Herren würden gern mit Ihnen reden. Dr. Bryant hat als Bester seines Jahrgangs in Harvard graduiert«, erklärte er Parker und Blake. »Wir sind glücklich, dass er bei uns ist. Bitte berücksichtigen Sie das, ja?«
»Ach, Clarence«, seufzte Bryant, »hören Sie schon auf, mich zu belobigen. Also, um was geht’s?«
Parker bat Schofield, sie allein zu lassen, stellte sich und Blake vor und erklärte ihm die Sache. »Ich bin sicher, Sie können uns weiterhelfen.«
»Okay, ich denke darüber nach.«
»Ich hole Ihnen einen Kaffee«, sagte Blake.
»Tee, guter Mann, Tee. Ich habe drei Jahre im Guy’s Hospital in London verbracht und bin
Weitere Kostenlose Bücher