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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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Garten, um dort heimlich eine zu rauchen. Es war noch hell, obwohl es schon zehn Uhr war, und die Gehwegplatten unter ihren nackten Füßen waren noch warm. Sie schloss die Augen. Fühlte sich so Glück an? Es war keine Welle, die über ihr zusammenschlug. Es war langsam, tief und fast alltäglich. Es war ein Glas kühles Wasser, keine Sektschale. Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und genau das Richtige zu tun.
    Endlich war sie auch eine der Millionen Frauen, die seit Anbeginn der Zeit im goldenen Abendlicht standen und darauf warteten, dass ihre Männer von der Jagd zurückkamen oder eben vom Lieferdienst »Chinesische Mauer«. Sie ging über den feuchten Rasen und pflückte ein paar Passionsblumen, die vom Grundstück des Nachbarn zu ihnen herüberwuchsen. Die könnte sie zusammen mit ein paar Teelichtern in einer Schale Wasser schwimmen lassen. Sie hielt eine der Blüten in der Hand und betrachtete sie. In dem äußeren Kreis aus hellgrünen Blütenblättern saß ein Wirbel zarter, blauer Staubfäden, und darin befanden sich ein goldener und ein violetter Ring. Die Mitte bildete wiederum ein grüner Kreis, in dem drei gelbe Staubgefäße saßen. Kaum zu glauben, dass etwas so Wunderschönes in so einem kleinen, heruntergekommenen Vorstadtgarten wuchs.
    »Ich hab dir neulich ganz schön Angst eingejagt, oder?« Joe leckte sich die Spareribs-Soße von den Fingern. »Als ich im Park zu dir gesagt habe, dass ich dich liebe? Ich müsste eigentlich gemein sein und dich zappeln lassen. So funktioniert Dating doch normalerweise, oder?«
    Saffy lachte. »Keine Ahnung. Ich hatte mein letztes Date vor sechs Jahren.« Der Abend mit dem schrecklichen Australier zählte ja bestimmt nicht.
    »Stimmt, du warst ja mit diesem Schauspieler zusammen«, nickte Joe, »Glen.«
    »Greg«, murmelte Saffy, den Mund voller Saté.
    Joe nagte sein Rippchen ab und griff nach dem nächsten. »Okay. Ich lass mal kurz den Höhlenmenschen raushängen.« Er wedelte mit dem Rippchen und schlug sich mit der anderen Hand gegen die Brust. »Er war doch nicht etwa größer, stärker, reicher, witziger oder besser im Bett als ich, oder?«
    Saffy schüttelte den Kopf.
    »Sag’s ruhig. Ich kann damit umgehen.«
    »Nicht größer, nicht stärker, vielleicht mal reicher, aber jetzt wahrscheinlich nicht mehr.«
    Es fühlte sich irgendwie falsch an, hier in Joes Küche mit ihm über Greg zu reden. Als würde sie mit ihnen beiden am Tisch sitzen. Sofort wollte sie wieder eine Zigarette. Sie löffelte Hoisinsoße und gebratene Ente auf einen Wrap und rollte ihn zusammen.
    »Na ja, er muss auf jeden Fall dümmer gewesen sein als ich«, sagte Joe, »wenn er dich hat gehen lassen. Wie der neunjährige große Philosoph Alex zu sagen pflegt: ›Pfff!‹ Hat er dir eigentlich nie angeboten, eine, wie nennt man das, ›ehrbare Frau‹ aus dir zu machen?«
    Wenn es jemals die Gelegenheit gegeben hatte, eine ehrbare Frau zu sein, dann jetzt.
    »Selbst wenn wir verheiratet gewesen wären, mal rein hypothetisch«, sagte Saffy, »hätten wir uns trotzdem getrennt. Es ist doch ganz egal, ob wir verheiratet waren oder nicht.«
    Joe lachte lauthals los. »So was kann auch nur jemand sagen, der nie verheiratet war. Glaub mir.«
    Jetzt hatte Saffy das Gefühl, dass auch noch Joes Frau Shelley mit am Tisch saß.
    Joe sprach nie von ihr, es war offensichtlich immer noch zu schmerzhaft für ihn, und im ganzen Haus hing kein einziges Foto von ihr. Saffy stellte sie sich hübsch, lebhaft und blond vor, die Art Frau, neben der sie sich mit ihrer blassen Haut und den braunen Haaren immer so nichtssagend und langweilig fühlte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Shelley die Richtige gewesen war und sie nur der Trostpreis.
    »Hey!« Joe legte seine Essstäbchen beiseite. »Ich wollte dich nicht traurig machen.«
    Er zog sie auf seinen Schoß und strich ihr das Haar hinter die Ohren. »Manchmal siehst du aus wie ein kleines Mädchen«, sagte er. »Weißt du das?«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Ich küsse die zweiunddreißigjährige Saffy. Und die dreißigjährige, und die fünfundzwanzigjährige«, flüsterte er zwischen den Küssen. »Und die dreiundzwanzigjährige. Und die neunzehnjährige. Ich reise zurück durch die Zeit und küsse jedes Mädchen, das du mal warst. Ich küsse die siebzehnjährige Saffy«, er lachte, »und da höre ich dann wohl lieber auch wieder auf, bevor es seltsam wird.« Joe legte die Arme um sie und drückte sie fest an sich. »Aber

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