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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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konzentrieren.
    »Ich weiß natürlich auch nicht, was da genau passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass das alles nur ein Missverständnis ist. Conor würde dich und die Zwillinge nie verlassen, Jess. Er liebt dich, und daran wird sich auch nichts ändern.«
    Aber das glaubte sie selbst nicht mehr so richtig. Als sie Conor angerufen hatte, um ein Treffen wegen der Zwillinge auszumachen, hatte sie eigentlich damit gerechnet, dass er völlig fertig wäre. Stattdessen hatte er überraschend gefasst gewirkt.
    »Was hat er am Telefon gesagt?« Saffy fiel auf, dass Jess’ Nägel abgeknabbert waren. Seit wann kaute sie denn an den Nägeln? »Hat er irgendetwas über mich gesagt?«
    Das hatte er nicht, aber Luke tauchte auf einmal neben Saffy auf und bewahrte sie damit davor, das zugeben zu müssen.
    »Entschuldigung«, sagte er höflich, »wie früh ist es?«
    »Wie spät ist es, Luke«, berichtigte ihn Jess automatisch.
    Saffy sah auf die Uhr. »Halb zwölf.«
    »Dann muss ich jetzt groß«, flüsterte er.
    Jess versuchte, ihn abzuwimmeln. »Das kannst du auch später, zu Hause bei Saffys Mum.«
    »Bei Fremden kann ich nicht.« Luke sah besorgt aus. »Das fühlt sich doof an und komisch.«
    Saffy wusste genau, wovon er redete.
    »Mein Gott«, stöhnte Jess. »Okay, dann geh hier im Pub. Aber du bist zu groß, um bei den Frauen reinzugehen, und ich kann nicht zu den Männern mitkommen, du musst also alleine gehen. Lizzie! Geh mit.«
    Die Zwillinge trabten gehorsam ab.
    »Und wischt euch ordentlich den Po ab!«, rief Jess ihnen über die Schulter nach.
    Und redet nicht mit fremden Männern , hätte Saffy ihnen am liebsten noch hinterhergerufen, aber es saßen ja noch zwei fremde Männer mit ihnen im Biergarten, und denen wollte sie nicht lauthals mitteilen, dass jetzt zwei kleine Kinder allein auf die Toilette gingen.
    Jess kratzte etwas Klebriges von der Tischplatte. Sie hatte gehofft, es würde ihr helfen, über alles zu reden, aber das tat es nicht. Sie hatte das nie gekonnt, sich anderen gegenüber zu öffnen, wie Frauen das untereinander taten. Sie hatte nie einen Grund dazu gehabt. Und jetzt, wo sie es gern getan hätte, hatte sie Angst. Angst, dass es wahr werden könnte, wenn sie laut aussprach, was sie dachte. Sie liebte das Leben, das sie mit Conor und den Zwillingen hatte. Es war kein besonderes Leben und ziemlich chaotisch, aber es war real. Sie hatte gedacht, er würde es genauso lieben. Aber für ihn war es nicht genug. Sie waren ihm nicht genug. Er wollte Geld und Ruhm, und sie wusste genau, was das mit einem Menschen machte. Es würde ihn verändern. Es hatte ja schon angefangen.
    »Du hättest ihn neulich sehen sollen, Saffy.« Sie biss sich auf die Lippe. »Du hättest das Blut auf seinem Hemd sehen sollen, weil er diesen armen Jungen geschlagen hatte.«
    »Wein doch nicht, Jess«, sagte Saffy sanft. »Alles wird wieder gut. Versprochen.« Langsam wurde es wärmer, und der Biergarten entwickelte einen ekelhaft feuchten Geruch, von dem ihr schlecht wurde.
    »Nichts wird gut. Wie soll das denn jemals wieder gut werden? Wir stecken richtig in der Scheiße, Saffy. Er ist bei den Nachhilfekursen gefeuert worden, und bei St. Peter’s wird er auch rausfliegen. Ich hab in den letzten sechs Wochen genau dreihundert Euro verdient. Wovon sollen wir denn leben?«
    Der Pitbullwelpe spazierte über den Kies zu ihnen herüber und pinkelte an ihr Tischbein, genau neben Jess’ Fuß, aber sie schien das gar nicht zu bemerken.
    »Hey, Süße«, rief einer der Männer vom Nebentisch leise, »willst du auch mal ziehen?«
    Jess drehte sich zu ihnen herum. »Sicher nicht! Wir unterhalten uns hier gerade!«
    »Mach dir mal keine Hoffnungen, Mädchen«, grinste der Mann, »ich meinte nicht dich. Ich meinte deine Freundin.«
    Jill kam zur Tür, bevor Saffy aufschließen konnte. Sie trug Makeup und ein langes, grünes Kleid und hatte anstelle des üblichen Kopftuchs ihre Perücke aufgesetzt. Das Kleid war nicht besonders hübsch, hochgeschlossen und altmodisch. Sie hatte es vorn etwas ausgestopft, es sah irgendwie falsch aus. Aber es war schön, dass sie sich Mühe gab. Normalerweise zog sie sich gar nicht an, wenn sie nicht gerade zur Chemo musste.
    »Du siehst toll aus, Mum!«, sagte Saffy.
    »Ich wollte die Kinder nicht erschrecken«, flüsterte Jill.
    »Hallo Lizzie«, sagte sie zu Luke, der ein pinkfarbenes T-Shirt trug.
    »Den halten alle für ein Mädchen«, sagte Lizzie, »aber das macht ihm nichts aus.«
    Lizzie

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