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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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gesucht.
    »Also, du Spitzenadvokat, hast du neue Klienten
akquirieren können?«
    »Leiser, Joana, man hört dich ja im ganzen
Salon. Ja, es sieht ganz gut aus. Bedarf an Anwälten herrscht jedenfalls zur
Genüge, ich muss nur noch ein paar Leute davon überzeugen, dass ich genau ihr
Mann bin.«
    Aarons Haar hatte inzwischen die Überhand über
die Pomade gewonnen, es ragte wirr zu Berge. Er hatte einen Manschettenknopf
verloren, und ein Schnürsenkel hatte sich geöffnet.
    »Du scheinst dich ziemlich ins Zeug gelegt zu
haben.« Joana zuckte ironisch mit den Mundwinkeln. »Wenn ich dich nicht kennen
und achten würde, müsste ich glauben, dass mir ein unfähiger Trottel gegenübersteht.«
    »Aber ich bin ein unfähiger Trottel! Ich bin unfähig,
so gelackt aufzutreten wie etwa dieser hirnlose Senhor Campos dort drüben, und
ich bin ein Trottel, weil ich mir deswegen immer wieder ein schlechtes Gewissen
von dir einreden lasse.«
    »Ach, Aaron, du bist unverbesserlich. Komm, ich
stelle dir einen Mann vor, der dir vielleicht nützlich sein kann. Er leitet die
BMC in Rio, und ich habe das Gefühl, dass ihr gut miteinander auskommt. Eines
habt ihr jedenfalls gemeinsam: Ihr habt beide einen Rotweinfleck auf dem Hemd.«
    Aaron Nogueira und Charles Witherford verstanden
sich auf Anhieb blendend, und Joana zog sich diskret zurück. Wenn die zwei über
eine geschäftliche Beziehung reden sollten, war ihre Anwesenheit überflüssig.
Aber sie beobachtete die beiden Männer, die etwas abseits standen, dem Alkohol
ein wenig zu sorglos zusprachen und dabei eine lebhafte Diskussion führten, die
regelmäßig von dem wiehernden Gelächter des Senhor Witherford und dem hellen
Gegacker Aarons unterbrochen wurde.
    Joana war stolz auf sich. Nichts liebte sie
mehr, als Menschen zusammenzuführen, sei es in beruflichen Angelegenheiten, sei
es in Herzensdingen. Als besonderen Erfolg betrachtete sie ihre Mission aber
nur dann, wenn die Beteiligten ihre Intervention gar nicht zur Kenntnis nahmen –
sie wollte ja nicht als Kuppelmutter gelten! –, sondern im Nachhinein glaubten,
ein glücklicher Zufall habe sie zusammengebracht. Wenn Aaron und Charles weiter
so viel tranken, würden auch sie morgen vergessen haben, dass Joana sie
einander bewusst vorgestellt hatte.
    Schwieriger war es, Aaron mit einer Frau
zusammenzubringen, die zu ihm passte. Er war blind für alle Annäherungsversuche,
die gar nicht mal so selten waren. Zwar war er kein Ausbund an Schönheit, aber
seine freche Art und sein verschmitztes Gesicht kamen bei den Frauen gut an. Warum
musste er sich unbedingt Vita in den Kopf setzen, eine der wenigen Frauen, die
für ihn absolut unerreichbar waren? Sie würde er niemals bekommen, zudem hatte
Joana für ihre Schwägerin andere Pläne. Ein Geniestreich war damals das »zufällige
Zusammentreffen« der beiden im Theater gewesen. Sie hatte es gewusst! Allein
aufgrund Pedros Erzählungen über den Hausarrest seiner ihr damals noch
unbekannten Schwester hatte sie geahnt, dass sich zwischen Vita und León eine
zarte Liebelei anbahnte, und alle darauf folgenden Ereignisse hatten ja
gezeigt, wie sehr sie sich auf ihren Instinkt verlassen konnte. Der einzige
Wermutstropfen war nur, dass sie niemandem, nicht einmal Pedro, von ihren
geschickten Manipulationen erzählen konnte. Es funktionierte nur, wenn keiner
außer ihr davon wusste. Weihte man andere Personen ein, die weniger gut
schauspielern konnten als sie selber, gefährdeten diese mit ihren neugierigen
Blicken und Fragen das ganze Unterfangen. Was für ein schweres Los, immer im
Hintergrund wirken zu müssen! Aber andererseits: Was für eine Befriedigung,
wenn ihre Pläne sich erfüllten! Joana seufzte.
    »Joana, was ist mit Ihnen? Langweilen Sie sich?«
Loreta hatte sich neben sie gestellt, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatte.
    Joana schrak aus ihren Gedanken hoch. »Aber
nein, nein, überhaupt nicht. Ich habe nur über etwas nachgedacht, entschuldigen
Sie bitte.«
    »Haben Sie Lust, mit mir auf den Balkon zu
kommen? Die Nacht ist sternenklar, und man hat von hier einen sagenhaften Blick
auf die Berge.«
    Die beiden jungen Frauen schlenderten durch den
Salon, nach links und rechts nickend, grüßend, lächelnd, Höflichkeiten
verteilend. Es dauerte eine weitere Viertelstunde, bis sie endlich den vom
Zigarrenqualm vernebelten Raum verlassen konnten und sich auf einem großen
Balkon wiederfanden, auf dem sie ein junges Paar beim Austausch von Küssen störten.
Sie lehnten sich an

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