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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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noch ein Glas von dem scheußlichen Punsch, und lassen Sie uns
anstoßen – auf Vitória Castro da Silva!«
    Unterdessen musste Aaron eine endlose Litanei an
Glückwünschen über sich ergehen lassen und unzählige Male dieselben Fragen
beantworten. »Ja, sie ist eine Klientin von mir«, »Nein, sie war heute Abend
leider verhindert«, »Ja, ihr soziales Engagement ist äußerst bemerkenswert.«
Als er es endlich geschafft hatte, sich zu der Gruppe seiner Freunde
durchzuschlagen, standen ihm Schweißperlen auf der Oberlippe.
    »Aaron, Sie sind mir ja einer!«, rief Charles
Witherford und klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Mit diesem Auftritt haben
Sie wirklich den Vogel abgeschossen.«
    »Ja, in der Tat«, bemerkte João Henrique
trocken. »Es muss dir ja in der Seele wehgetan haben, ausgerechnet mit einer
Mission betraut zu werden, von der ich einen Vorteil habe.«
    »Vita ließ sich beim besten Willen nicht von
dieser idiotischen Idee abhalten. Aber ich glaube, sie findet die Vorstellung,
dass sie als große Mäzenin ein Wörtchen bei der Errichtung des Baus mitreden
darf und dir möglicherweise einen Strich durch die Rechnung macht, allzu
verlockend.«
    »Ihr beiden seid furchtbar! Vielleicht hat Vita
einfach nur aus echter Mildtätigkeit gehandelt. Aber sag mal, Aaron, warum ist
sie denn nicht selber hier erschienen?«, wollte Joana wissen.
    »Wahrscheinlich hat sie geahnt, was für eine
todlangweilige Veranstaltung das werden würde«, vermutete Charles. »Je mehr ich
von der Dame höre, desto lieber möchte ich sie endlich kennen lernen. Pedro,
warum laden Sie uns und Ihrc Schwester und natürlich ihren prominenten Herrn
Gemahl nicht einmal zu einem Essen bei Ihnen ein?«
    Pedro antwortete nicht sofort. Er war noch immer
viel zu überwâltigt von der Erkenntnis, dass Vita schwerreich sein musste. Er
hatte nichts davon geahnt. Er hatte sogar geglaubt, dass ihr neues Haus ihre
Mitgift aufzehren und sie an den Rand des Ruins treiben würde. Oder hatte León
so viel Geld? Nein, unmöglich, davon hätte er in den Jahren ihrer Freundschaft
doch etwas bemerkt. »Ja, das planen wir schon seit langem«, hörte er Joana zu
Charles und Loreta sagen. »Aber es ist gar nicht so einfach, all unsere Termine
und Verpflichtungen so zu koordinieren, dass wir einen Abend finden, der uns
allen gut passt.« In Wahrheit, dachte Joana, verhielt es sich ein wenig anders.
Ihre Schwägerin machte sich rar.
    Vita machte zwar viel von sich reden, trat aber
selten persönlich in Erscheinung – welches Ziel auch immer sie damit verfolgte.
»Nur dem wackeren Aaron gewährt Vitória regelmäßige Audienzen«, sagte João
Henrique in maliziösem Ton. »Wahrscheinlich fühlt sie sich schuldig, weil sie
ihm das Herz gebrochen hat.«
    Dona Magda und Dona Carla sahen sich indigniert
an. Ob es stimmte, was sie im Vorbeigehen gehört hatten? Der junge Doktor war
ihnen zwar nicht sehr sympathisch, aber ein Lügner war er ganz bestimmt nicht. »Mein
Gott, Magda! Sollte die Namenspatronin unseres Anbaus etwa eine ... eine
Ehebrecherin sein?« Verschwörerisch steckten die beiden Senhoras die Köpfe
zusammen, um dieses pikante Thema zu erörtern. Vielleicht sollten sie dazu noch
Dona Ana Luiza konsultieren, die mit der Mutter der Schwägerin von Vitória
Castro da Silva in einem Bridgeclub war. Wahrscheinlich konnte ihnen auch Dona
Cândida mehr dazu erzählen, immerhin wohnte sie in direkter Nachbarschaft
dieses Advokaten, der ganz offensichtlich über mehr Vorzüge verfügte, als man
ihm auf den ersten Blick zutraute. Wenn sogar eine so sagenumwobene Person wie
diese Vitória sich mit ihm einließ ...

XXI
    Ein Jahr! Auf den Tag genau ein Jahr lang war
sie nun mit León verheiratet, und ihr Mann war Vitória noch immer so fremd wie
bei der ersten Begegnung. Gut, inzwischen kannte sie Details seines Alltags,
wusste, dass er gern lange schlief, dass er wenig frühstückte, dass er keine
Kapern mochte, dafür aber ganz versessen war auf Oliven und Schokolade, dass er
mehrmals am Tag duschte und mit seinem Eau de Toilette namens Gentleman's Only
geizte, das er aus England mitgebracht hatte. Sie war mit jedem
Quadratzentimeter seines Körpers vertraut, von dem Wirbel an seinem Hinterkopf,
an dem morgens immer die Haare abstanden, bis hin zu den zweiten Zehen, die länger
waren als die großen. Sie wusste, wo er kitzlig war, wie er schmeckte, welche
Berührungen ihn erregten. Und dennoch kam ihr León manchmal vor wie ein
wildfremder Mensch.
    Es gab

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