Analog 08
als sei er ein Ungeheuer, das ihn gleich verschlingen würde.
„Punlaag, fehlt Ihnen etwas?“ fragte ich.
Er begann, verzweifelt in seiner Sprache zu plappern. Seine Augen waren noch immer auf die Dessert-Skulptur gerichtet. Die Kellner servierten nicht weiter, denn die Unruhe verwirrte sie.
Doris versuchte es mit einigen stockenden Worten in der lokalen Sprache, aber Punlaag ignorierte sie. Er zitterte am ganzen Leib und stand langsam von seinem Stuhl auf. Ein erstauntes Murmeln kam von den Gästen, und Köpfe drehten sich um.
„Garaaba runge unkeerah!“
„Punlaag“, sagte Doris, jetzt wieder in Englisch, „das ist doch nur eine Speise von der Erde in der Gestalt eines Grotuck …“
„Hoteraag trelfon mocht mokaltee!“
„Was sagt er?“ fragte ich verzweifelt. „Ist er krank?“
Doris schüttelte frustriert den Kopf. „Ich verstehe nicht alle Worte. Der Fisch dort hat ihn schrecklich aufgeregt. Er sagt etwas von ‚dem Einsamen’ und das Wort für ‚Sakrileg’. Das ist alles, was ich heraushöre.“
Tobias Mooney war aufgestanden und war um den Tisch herum zu uns unterwegs. Stevens folgte ihm unsicher. Punlaag warf seinen Stuhl um, und Doris und ich packten ihn an den Schultern, um ihn vor dem Umfallen zu bewahren. Ich spürte, wie er in meinem Griff zitterte. Der baumwollähnliche Stoff, den er trug, war feucht vor kaltem Schweiß.
Dann riß er sich plötzlich von uns los, lief auf die Tür am anderen Ende des Raums zu und sprang wie ein Hürdenläufer über einen Hocker, der ihm im Weg stand. Einen Augenblick später war er in der Nacht verschwunden.
Eine schockierte Stille senkte sich über den Raum, während wir alle auf die noch offene Tür starrten.
Am nächsten Morgen stand ich erst spät auf, denn nach der Dinner-Party hatte ich Schwierigkeiten beim Einschlafen gehabt. Trotz einer sündhaft bequemen Luftmatratze war das merkwürdige Ende der Party immer wieder in meinen Gedanken an mir vorübergezogen.
Ich sah mit verklebten Augen durch die schweren Vorhänge an den Fenstern, um den Hafenkomplex zum ersten Mal bei Tageslicht vor mir zu erblicken. Priam, ein Stern vom Typ G im Hauptstadium seiner Entwicklung, sah etwas kleiner als die Sonne aus, wenn man sie von der Erde aus betrachtete. Er hatte sich bereits einige Grad über den Horizont aus dem Wasser erhoben, und sein Spiegelbild tanzte am Rand des Gesichtsfelds in den Wellen. Einige Meilen weit draußen im Meer zog ein Frachter sein Kielwasser hinter sich her. Er war zweifellos zu der Prozeßplattform unterwegs.
Die Docks schienen geschäftig wie ein Bienenschwarm zu sein. Ich konnte die langsamen Bewegungen einiger großer Kräne beobachten, die einige Schiffe im Hafen versorgten. Lastflieger von allen Größen und Formen schwärmten durch die Luft.
Mein Zimmer lag im zwanzigsten Stockwerk des Besucherbaus – im Grunde nichts anderes als ein Luxushotel. Er bestand wie alle anderen Gebäude aus Stein und Glas und war im neuesten Baustil angelegt. Sah man von hier aus dem Zimmerfenster, so konnte man leicht vergessen, daß das hier keine hochindustrialisierte Bündniswelt war.
Das Visiphon meldet sich. Ich überprüfte mein Aussehen durch einen kurzen Blick in den Spiegel des Toilettenschranks, zuckte die Achseln und drückte auf den Empfangsknopf.
Ich war ein wenig überrascht, als ich sah, daß es Doris Mooney war. Sie trug ein einfaches Kleid, dessen Material von hier zu stammen schien. „Guten Morgen, Mr. Brisando“, sagte sie.
„Ich hatte gehofft, daß wir inzwischen beim Vornamen angelangt wären“, sagte ich lächelnd zu ihr.
„Ja, natürlich. Ich rufe Sie an, weil ich Sie fragen möchte, ob Sie daran interessiert sind, mit einigen der Ältesten aus dem Dorf auf der Insel zusammenzutreffen, das ich untersucht habe. Ich kann einfach Punlaags Reaktion bei dem Dinner gestern abend nicht verstehen, und ich möchte herausbekommen, was da los war. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht auch.“
Ich fuhr mit einer Hand durch mein zerzaustes Haar. „Das interessiert mich sogar sehr. Irgend etwas hat den armen Kerl gestern abend total verängstigt.“
„Gut“, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton. „Ich nehme die Mittagsfähre zur Insel. Wir können den ganzen Nachmittag dort bleiben und am frühen Abend zurückkommen …“
In diesem Augenblick kündigte ein Summen an, daß jemand mich anzurufen versuchte.
„Im Augenblick kann ich noch keinen Grund erkennen, warum wir das nicht tun sollten“,
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