Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Krimi drin und sehe deshalb schon überall Ratten. Es gibt keinerlei Anlaß zur Beunruhigung. Soll Damir der Alten doch etwas vormachen, was geht mich das an? Soll er doch das gesamte Personal in der ›Doline‹ durchvögeln – geht mich auch nichts an. Ja, er hat mir gefallen, ganze drei Stunden lang. Drei Stunden lang war ich beinah verliebt – für mich ist das neuer Hallenrekord. Sieh an, hast du dich eben auch mal getäuscht. Das Leben geht trotzdem weiter.
    Aber ihre Laune war versaut. Nastja beschloß, heute nicht nur die Kuren, sondern auch das Schwimmen ausfallen zu lassen, und statt dessen in die STADT zu gehen. Die STADT gefiel ihr. Sie war nett und gemütlich, steril sauber und irgendwie unrussisch: der Putz an den Fassaden nicht abgeschlagen, der Straßenbelag nicht ausgefahren, keine Georgier, Armenier, Aserbeidschaner hinter jeder Vitrine in den Geschäftspassagen. Das hieß, Geschäftspassagen gab es, aber dort feilschten russische Jungs so um die sechzehn, siebzehn. Verdienen sich ein Taschengeld, dachte Nastja wohlwollend, was soll daran schlimm sein. Dabei lernen sie gleich Kopfrechnen und danke und bitte sagen.
    Sie ging zu Fuß bis zum Fernmeldeamt und rief ihren Stiefvater an, um ihn zu bitten, Geld zu schicken, geliehen, versteht sich. Leonid Petrowitsch stellte keine weiteren Fragen, er wußte, wie korrekt und pedantisch Nastja in Geldfragen war. Er versprach, die erbetene Summe sofort telegrafisch anzuweisen.
    Nastja kaufte noch einmal eine Handvoll Telefonmünzen, um Ljoscha anzurufen.
    * * *
    Die wollen ihn bescheißen, diese Hunde, die haben vor, ihm Geld abzuknöpfen und ihm dafür eine Falsche unterzujubeln! So läuft das nicht! Denen kommt er noch auf die Schliche, er, Sarip, läßt sich schließlich nicht für blöd verkaufen. Er hat ihnen gesagt, welche Frau er will, was soll das also? Warum geht man nicht einfach zu ihr hin und bietet ihr an, Geld zu verdienen, viel Geld? Denn geizig ist Sarip nicht, er würde es ihr vergolden, Hauptsache, sie wäre einverstanden. Man braucht ihr ja nicht zu sagen, was er am Ende mit ihr vorhat. Über alles andere läßt sich doch reden, es ist nur eine Frage des Preises.
    Die sagen: Geht nicht. Warum nicht? Was unterscheidet sie von den anderen Frauen? Alle Frauen sagen ja für Geld, na ja, fast alle. Für sehr viel Geld aber absolut alle. Die haben doch gar nicht versucht, mit ihr zu reden, sondern gleich ›Geht nicht‹ gesagt. Die lügen doch alle! Haben sie wohl für einen anderen Kunden reserviert oder gleich für sich selbst. Vielleicht ist sie ja die Freundin von einem? Dann wäre klar, warum sie ›Geht nicht‹ sagen. Aber er, Sarip, läßt sich nicht an der Nase herumführen. Er würde das alles selber klären müssen.
    Sarip schlich sich aus seinem Häuschen und ging vorsichtig zum Hauptgebäude hinüber. Da, ein Fenster zum Speisesaal. Gut, daß er im Erdgeschoß lag. Sarip wartete geduldig, bis auch der letzte Kurgast gefrühstückt hatte, doch seine schöne Blondine bekam er nicht zu Gesicht. Was war los mit ihr? Krank? Hatte es womöglich gar nicht gestimmt, als sie sagten, sie sei ein Kurgast, und er Idiot hatte es geglaubt und wartete nun, daß sie mit allen anderen zum Frühstück kam? Vielleicht wohnte sie auch gar nicht hier. Wie konnte er sie bloß ausfindig machen?
    Niedergeschlagen wanderte Sarip durch die Parkallee des Sanatoriums, als er plötzlich in der Ferne eine hellblaue Jacke und lange blonde Haare sah. Sofort wurde sein Mund ganz trocken. Da war sie! Ohne daran zu denken, daß es ihm eigentlich strikt verboten war, das Sanatorium zu verlassen, ging er Nastja hinterher.
    * * *
    Semjon, der Mann mit dem Pferdegesicht, der dunklen Vergangenheit und den falschen Papieren, erarbeitete sich fleißig die am Morgen versprochene Prämie. Höchstpersönlich sah er die gesamte Datenbank durch, fand mindestens ein Dutzend Mädchen, die eine mehr oder weniger große Ähnlichkeit mit der Kamenskaja aufwiesen, beauftragte seine Männer, sorgfältig alle biographischen Angaben zu überprüfen, um festzustellen, bei welchen eine Verwendung in Kategorie ›B‹ in Frage kam. Um in diese Kategorie zu fallen, durfte die Person keine Verwandten und auch sonst niemanden haben, der, beunruhigt durch die lange Abwesenheit, irgendwelche Nachforschungen anstellen könnte. Ebensowenig durfte eine polizeiliche Vorladung existieren oder ein Eintrag im Polizeiregister. Darüber hinaus gab es noch eine ganze Reihe weiterer Anforderungen und

Weitere Kostenlose Bücher