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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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hier noch.«
    »Kost und Logis gehen aufs Haus. Sehen Sie mal in die Küche, im Kühlschrank finden Sie reichlich zu essen. Und noch etwas: Für die drei Tage, die Sie hier sind, kümmern wir uns um Ihren Stoff. Sie bekommen alles, und auch noch umsonst. Das gehört zum Vertrag. Aber auch wir haben unsere Verpflichtungen gegenüber der hiesigen Drogenmafia. Details haben Sie nicht zu interessieren, jedenfalls soll Sie draußen keiner sehen. Verstanden?«
    »Nicht ganz, aber ich nehme es zur Kenntnis. Ich bin ein Mann mit Disziplin.«
    »Das ist auch gut so. Falls es klingelt, machen Sie nicht auf. Der, der kommt, hat einen eigenen Schlüssel. Abgemacht? Dann bis heute abend.«
    Als sie wieder unten am Wagen waren, rief Kotik als erstes im Sanatorium an.
    »Wie läuft’s? Alles ruhig? . . . Wohin?! . . . Und wo habt ihr eure Augen gehabt? Zum Teufel mit euch, ihr Volltrottel!«
    Zu Semjon gewandt, sagte er bereits etwas ruhiger:
    »Sarip ist abgehauen in die Stadt, schleicht der Kamenskaja nach, sieht aus, als ob er versucht, sie kennenzulernen. Der Richtung nach, die sie genommen hat, ist sie zum Fernmeldeamt, telefonieren. Wir probieren es, vielleicht können wir ihn abfangen. Los, beweg dich.«
    Semjon wendete schweigend den Wagen und trat aufs Gas.
    »Woher kommt dieser Knallkopf eigentlich?« fragte Kotik nach kurzer Schweigepause. »Der kann uns alles versauen. Wer hat ihn aufgetrieben?«
    »Wie immer. Er ist schon seit fünf Jahren in unserer Kartei, seit er zum ersten Mal geschnappt wurde wegen sexueller Belästigung von Frauen im Stadtpark. Sechzehn Tage hat er damals bekommen, Giraffe hat ihn ins Register eingetragen und ihn heimlich überwacht. Als er sah, daß der Knabe reif war, hat er ihn an Pornos herangeführt, zuerst soft, dann hard core. Also das Übliche. Ließ Doktor kommen, hat sie miteinander bekannt gemacht, Doktor hat gleich gemeint – Schizophrenie, schlug ihm vor, mit uns Kontakt aufzunehmen. Und sofort stand Giraffe wieder auf der Matte. Wer konnte denn ahnen, daß er völlig daneben ist. Gib ihm die Tusse aus 513 –und es läuft. Ansonsten: Ade, du schöne Welt.«
    »Doktor gehört eins verpaßt. Der schaut nicht richtig hin. Laß gut sein, Semjon, ist ja nicht deine Schuld. Wir biegen das schon wieder hin. Gibt’s noch ein Bierchen?«
    »Unterm Rücksitz ist der Karton.«
    Kotik drehte sich schwerfällig nach hinten, streckte den Arm aus und angelte sich eine Dose deutsches Bier. Gierig begann er zu trinken.
    »Setzt bei mir verdammt an, das Bier, ich gehe auf wie ein Hefekloß«, jammerte er und streichelte seinen stattlichen Bauch. »Hab’ einfach nicht die Willenskraft, weiß, daß ich nicht dürfte, und kann nicht nein sagen. Fahr mal langsamer, ich glaube, das ist sie.«
    In der Tat, es war Nastja. Sie hatte Block und Bleistift aus ihrer Tasche genommen, um sich die Öffnungszeiten von Fernmeldeamt, Post und Telegrafenamt, die im selben Gebäude untergebracht waren, genau zu notieren. Sie sah nicht, wie ein hagerer, gebückt gehender Mann mit eingefallenen bleichen Wangen und gefährlichem Funkeln in den Augen von einer nahen Sitzbank aufstand und langsam auf sie zukam.
    Kotiks Reaktionsschnelligkeit war zu beneiden. Mit dem kurzen Satz zu Semjon: »Schaff ihn weg!« stürzte er los, schnitt Sarip den Weg ab und stellte sich so hinter Nastja, daß er ihr mit seinem massiven Körper den Blick verdeckte, falls sie sich umdrehen sollte. Doch sie drehte sich nicht um. Nachdem sie die Öffnungszeiten sorgfältig notiert hatte, steckte sie Block und Bleistift wieder weg und schlenderte gemächlich die Hauptstraße entlang. Aus den Augenwinkeln sah Kotik, wie Semjon auf Sarip zusprang, ihn beim Ellbogen packte und ihn unter vorwurfsvollem Kopfschütteln zum Wagen führte. Die Tür schlug zu, der Motor sprang an, und der Masseur war allein.
    * * *
    Marzew weinte. Er war angewidert von seiner Krankheit, von der schlimmen Geschichte, in die er immer tiefer und tiefer hineingerutscht war. Er zahlte bereits für den dritten Film, nur um durchzuhalten, nur um dieser Frau das Leben zu bewahren, um seine Familie nicht zu zerstören. Schließlich waren sie doch völlig unschuldig! Zwei Mädchen hatten bereits anstelle seiner Mutter sterben müssen. Morgen wären es drei. Und wie vielen hatte er das Leben gerettet?! Wenn es Damir nicht gäbe mit seinen Filmen, hätte jeder Anfall zum Mord an einem unschuldigen Opfer geführt. Was konnte er denn dafür, daß er krank war? Gegen die Natur kam

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