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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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mir richtig gemerkt? Du magst doch diesen Drink?«
    »Stimmt genau. Ich bin gerührt. Aber könnten wir nicht zur Sache kommen?«
    »Gleich.« Er streckte ihr ein Glas hin. »Dräng mich jetzt nicht. Was ich sagen möchte, fällt mir nämlich nicht leicht. Kurz. . . Als ich dich heute morgen nicht fand, bekam ich einen fürchterlichen Schreck, es könnte dir etwas passiert sein. Und dann bekam ich noch einmal einen Schreck, doch aus einem anderen Grund. Kannst du dir denken, weshalb?«
    »Nein.«
    Im Grunde konnte Nastja sich ungefähr vorstellen, was jetzt kommen würde, doch sie zog es vor, die Unwissende zu spielen.
    »Ich bekam einen Schreck, weil ich begriff, daß ich mich mehr in dich verliebt habe, als ich dachte. Ich habe völlig den Kopf verloren. In ein paar Tagen fahre ich ab, vielleicht sehen wir uns niemals wieder. Aber du könntest diese wenigen Tage zu Glückstagen für mich machen. Und ich wiederum werde mir alle Mühe geben, damit dir diese Tage ebenfalls Freude bereiten.«
    »Und wie hast du vor, mir Freude zu bereiten?« fragte Nastja neugierig. »Indem du mich mit Martini abfüllst? Oder hast du noch etwas in petto?«
    »Ich mache alles, was du willst. Wenn du möchtest, führe ich dich zum Essen aus oder wir fahren ins Grüne, zum Picknicken . . . Etwas Konkretes vorzuschlagen fällt mir schwer, schließlich kenne ich deinen Geschmack überhaupt nicht. Was du auch sagst – ich werde es tun.«
    »Würdest du mit mir auch in die Oper gehen?«
    »In die Oper?«
    »Ja. In ›Aida‹ oder den ›Troubadour‹.«
    »Ich erkundige mich, was die nächsten Tage im Stadttheater gespielt wird . . .«
    »Gib dir keine Mühe, ich habe mich bereits erkundigt. Von dem, was mich interessieren würde, läuft nichts. Was soll’s, aber kannst du vielleicht Preference?«
    »Leider nein. Möchtest du Karten spielen?«
    »Eigentlich nicht, aber es wäre eine kleine Ablenkung für abends. Du weißt selbst, daß ich weder ins Restaurant noch ins Grüne fahren werde. Erstens habe ich keine passenden Klamotten, ich bin ins Sanatorium zur Kur gefahren und nicht, um schick Essen zu gehen. Zweitens habe ich wenig Zeit, ich muß die Übersetzung machen. Drittens mache ich mir nichts aus Natur, ein Picknick ist keine Freude für mich. Also, was kannst du mir sonst noch vorschlagen?«
    »Anastasija, machst du dich über mich lustig, oder bild’ ich mir das nur ein?«
    Damir kniete sich neben Nastjas Sessel, nahm ihr vorsichtig das Glas aus der Hand und stellte es zur Seite. Von der Berührung seiner Hände begann in Nastja erneut das Eis zu schmelzen, doch diesmal beobachtete sie sich gleichsam von der Seite. Die analytische Maschine hatte sich eingeschaltet, auch wenn sich Nastja hartnäckig dagegen wehrte.
    Damir küßte sie lange und heftig, und Nastja erwiderte den Kuß ebenso gekonnt und intensiv. Er zögert zu lange, dachte sie und spürte innerlich genau den Schlag des Metronoms, das die Situation kontrollierte. Ein Mann, der von Lust gepackt ist, müßte eigentlich längst weitergehen. Wenn er seine Hände jetzt auch noch auf meinem Rücken läßt und den Keuschen spielt, dann ist alles pure Heuchelei. Oder er hat Angst, mich abzuschrecken. Das hieße, es ist ernst. Offensichtlich braucht er mich wegen irgend etwas. Ich zähle jetzt bis zehn. Wenn er dann immer noch nichts unternimmt, dann hat er einfach nichts begriffen und hält mich für eine alte Jungfer, die man erst lange bearbeiten muß. Was will so ein umwerfender. . . vier. . . Mann wie Damir . . . fünf . . . mit einer häßlichen alten Jungfer . . . sechs . . . wenn er so viel Geld hat. . . sieben . . . und so viele Freundinnen . . . acht. . . und mit der Potenz alles stimmt. . . neun . . . und er außerdem so herrlich küssen kann . . . zehn.
    Sanft machte sich Nastja aus Damirs Umarmung los und griff nach ihrem Glas.
    »Danke, Liebster, deine Küsse sind wirklich berauschend. Aber vielleicht sagst du mir jetzt, wozu du das alles arrangiert hast?«
    »Wie kann ich dich bloß überzeugen?!« rief Damir traurig, was auf Nastja ziemlich ehrlich wirkte. »Lassen wir das erst einmal. Ich möchte dir meine Arbeit zeigen. Regina hat sie noch nicht gesehen. Willst du?«
    Er schloß den Videorecorder an den Fernseher an und legte eine Kassette ein.
    * * *
    »Es gibt unvorhergesehene Komplikationen. Sarip ist verschwunden. Semjon, wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich habe ihn aus der Stadt hergebracht und im Häuschen abgeliefert. Hab’ ihm erklärt,

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