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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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daß er nicht raus darf, nirgendwohin, sonst könnte er alles kaputtmachen. Mir kam’s so vor, als hätte er das begriffen.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr gegen ein Uhr mittags. Vielleicht Viertel nach eins.«
    »Ist danach noch jemand bei ihm gewesen?«
    »Der Chemiker hat ihm das Essen gebracht, das war um drei. Um halb vier kam Kotik, aber da war Sarip schon weg.«
    »Wir treffen folgende Entscheidung: Die Planung wird gestrafft. Mit Assanow fangen wir gleich heute an. Sagt ihm Bescheid. Sind die Mädels bereit?«
    »Sie warten.«
    »Wo ist Damir?«
    »Auf seinem Zimmer.«
    »Warum ist er nicht hier?«
    »Die Kamenskaja ist bei ihm.«
    »So ist das also . . . Die Kamenskaja irgendwohin schaffen, wo wir sie im Blick haben. Sie nicht aus den Augen lassen, bis wir diesen Psychopathen Sarip gefunden haben. Damir Bescheid geben, daß die Arbeit für Assanow heute gemacht werden muß. Was ist mit Marzew?«
    »Der Schauspieler ist bereit.«
    »Hervorragend. Gleich morgen früh die Bestellung von Marzew, und dann nichts wie weg.«
    »Und Sarip? Was wird aus seiner Bestellung?«
    »Sarips Bestellung fällt aus.«
    * * *
    Damir legte den Hörer auf und warf Nastja einen verzweifelten Blick zu.
    »Verzeih, ich muß weg. Ich bin zum Arbeiten in die STADT gekommen, das darf ich nicht ganz vergessen. Du bist mir nicht böse?«
    »Ich freue mich, daß ich endlich selbst zum Arbeiten komme. Ich habe seit heute früh noch keine Zeile übersetzt. Also alles in bester Ordnung.«
    »Darf ich bei dir anklopfen, wenn ich wieder da bin? Ich hoffe, es wird nicht zu spät.«
    »Du darfst.«
    Nastja gab ihm einen flüchtigen Kuß auf die Wange.
    »Komm, ich begleite dich. Dann kann ich gleich bei Regina reinschauen, wie es ihr geht.«
    * * *
    Regina Arkadjewna war bei bester Gesundheit, abgesehen von ihrem entzündeten Fuß, mit dem sie nicht einmal auftreten konnte.
    »Weiß der Teufel«, brummte sie zornig, »eine kerngesunde alte Frau, das Herz einer jungen, und dann so was – völlig unbeweglich. Keinen Tee machen können, nicht mal bis ins Bad kommen. Daran ist der Herbst schuld. Wechselhaftes Wetter, der Luftdruck rauf und runter, mal warm, mal Frost – und mein lieber Fuß reagiert auf alles.«
    »Ich bin nebenan und arbeite, Regina Arkadjewna. Ich gehe nicht weg, falls also etwas sein sollte, klopfen Sie an die Wand, dann komme ich«, bot Nastja ihr an.
    »Danke, Nastjenka, Sie sind sehr gut zu mir.«
    * * *
    Im Pavillon liefen die Vorbereitungen für die Aufnahmen. Assanow befahl, zuerst Kategorie ›B‹ aufzunehmen, das helfe, ihn in Stimmung zu bringen. Er saß in der Ecke auf einem Sofa und versuchte, Vera zum Reden zu bringen, seine Lieblingspartnerin beim Filmen. Er hatte mit ihr bereits einen Film gemacht und war sehr zufrieden gewesen. Das Mädchen saß allerdings ziemlich mißgelaunt da und knackte schweigend Nüsse, die sie aus ihrer Jackentasche hervorholte. Dem Alten schenkte sie keine Aufmerksamkeit.
    »Du bist kein Spielzeug«, bemerkte Assanow unzufrieden, »du bist eine Schauspielerin. Sei so gut und bring dich in Stimmung für die Aufnahme, sonst wird es nichts. Wir können nicht jede Einstellung endlos wiederholen, das weißt du doch.«
    Plötzlich sprang Vera auf, rannte aus dem Pavillon im zweiten Stock und die Treppe hinunter. Ein Typ mit Brille, der beim Aufbauen geholfen hatte, stürzte ihr nach. Zwischen zweiter und erster Etage hatte er sie eingeholt, faßte sie ohne ein Wort um die Schulter und führte sie in ein leeres Zimmer, das früher offensichtlich einmal ein Kinderzimmer gewesen war.
    Das Mädchen wurde von lautlosem Schluchzen geschüttelt.
    »Aber, aber, Kleines, warum denn so verzweifelt? Das ist doch nicht das erste Mal. Noch ein bißchen durchhalten, es dauert doch nicht lange, wenn du dir ordentlich Mühe gibst — eine Klappe noch und Schluß. Alles in allem dreißig Minuten. Hm?«
    »Ich will nicht mehr«, beharrte Vera unter Schluchzen. »Er ist widerlich, er ist alt. Nach dem letzten Mal habe ich noch zwei Monate nachts davon geträumt, wie er mich mit seinen runzligen Händen betatscht. Mit den anderen war es ja einigermaßen erträglich. Aber mit diesem . . . Ich kann ihn nicht mehr sehen.«
    »Vera«, sagte der Typ mit der Brille mit flehender Stimme, »und was soll aus uns werden? Wir lieben uns doch, oder nicht? Wir wollen zusammen sein. Aber laut Gesetz müssen wir noch vier Jahre warten. Ganze vier Jahre! Bis die rum sind, werden wir ja verrückt. Wir haben uns das alles

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