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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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die Beziehung zu Damir auf eine Diskussion über seine Arbeit beschränken ließe, wäre das einfach optimal, genau das, was Nastja brauchte: Analysen anstellen, alle Nuancen ausleuchten, Gesetzmäßigkeiten ableiten. Doch es war lächerlich zu hoffen, daß er bei so etwas mitmachte.
    Irgend etwas störte sie beim Nachdenken. Irgendwelche fremden Geräusche . . . Sie blieb stehen, lauschte. Nein, alles still. Woher dann diese innere Unruhe?
    Einige Schritte vor sich sah sie auf einer Parkbank eine reglose Gestalt sitzen. Als sie näherkam, erkannte sie ihren glücklosen Verehrer wieder, der ihr Geld angeboten hatte. Wie hieß er gleich noch, was hatte Pawel gesagt? Kolja?
    »Guten Abend, Kolja«, sagte sie fröhlich. »Haben Sie jemand gefunden, dem Sie Ihre fünfzigtausend schenken können?«
    »Nein, habe ich nicht«, gab er ebenso fröhlich zu, ohne im geringsten verlegen zu sein. »Setzen Sie sich doch, rauchen wir eine. Gestern habe ich wegen Ihnen einen Hunderter verspielt, heute habe ich ihn zurückgewonnen. Also im Prinzip nichts verloren.«
    »Wie das?« wunderte sich Nastja, während sie sich zu ihm setzte und eine Zigarette nahm.
    »Gestern abend war der Einsatz hunderttausend, und ich habe sie schändlich verspielt. Heute waren bereits zweihundert auf Sie gesetzt, Pawel ist abgeblitzt, und seine zweihunderttausend haben mein Partner und ich geteilt.«
    »Nicht schlecht.« Nastja pfiff durch die Zähne. »Und wenn sich morgen noch ein Kamikaze findet, der es versuchen möchte, mich Widerspenstige zu zähmen?«
    »Der nächste Einsatz ist vierhundert. Der Preis steigt proportional mit der Schwierigkeit der Aufgabe. Was meiner Ansicht nach nur gerecht ist.«
    »Meiner Meinung nach auch. Wer hat sich denn dieses geniale System ausgedacht? Shenja? Oder Pawel?«
    »Shenja. Moment mal, kennen Sie Shenja etwa?«
    »Aber natürlich. Der hat schon versucht, mit mir anzubändeln, bevor er Sie beide in dieses Geschäft mit hineingezogen hat. Aber seien Sie nicht traurig, Kolja, bei ihm hat es auch nicht geklappt.«
    »Ich dachte mir, selber macht er nichts, aber uns immer ausfragen, was wir alles über Sie wissen, sowohl Pawel wie auch mich. Buchstäblich jede Kleinigkeit: Wohin hat sie sich umgedreht, zu wem hat sie hingesehen, was hat sie gesagt. Dieser Fuchs, dieses Schlitzohr! Keinen Ton hat er davon gesagt.«
    Die analytische Maschine begann zu arbeiten, ein greller Blitz schoß durch die Leitungen und brachte Achsen und Zahnräder zum Laufen. Wie angestochen sprang Nastja auf.
    »Ich muß los, verzeihen Sie. Gute Nacht, Kolja.«
    Schnell lief sie durch die Allee zurück. Sogleich kam ein körperloser Schatten hinter den Bäumen hervor und folgte ihr. Kolja Alferow merkte nichts davon. Er tastete die Bank nach seinem weggelegten Handschuh ab und fand dabei zufällig die Zigarettenschachtel, die Nastja zurückgelassen hatte. Er nahm sie und rannte los in die Richtung, in die Nastja verschwunden war, wollte schon den Mund aufmachen, um ihr nachzurufen, als er am Ende der Allee eine große männliche Gestalt erblickte. Der Mann rief laut:
    »Nastja! Anastasija!« und winkte.
    Kolja sah, wie die blaue Jacke auf die männliche Gestalt zuging, wie diese mit herrischer Geste den Arm um Nastja legte, sie an sich drückte und in Richtung Gebäude führte. Mechanisch schob er die fremden Zigaretten in die Tasche und hörte im selben Moment ein seltsames Geräusch – ein Röcheln oder unterdrücktes Husten. Er sprang darauf zu, schob das Gebüsch zur Seite und stand Angesicht zu Angesicht vor einem, den er am allerwenigsten hier erwartet hätte.
    »Du?! Was machst du denn hier . . .«
    * * *
    Shenja Schachnowitsch machte sich zu Starkow auf, um Bericht zu erstatten. Endlich hatte er auch etwas zu berichten. Die vier Monate Wartezeit waren nicht umsonst gewesen. Es begann sich etwas abzuzeichnen.
    Er war zufrieden, daß er mit der sommersprossigen Rotblonden die Richtige ermittelt hatte. In der ›Doline‹ gab es zehn Zweizimmer-Suiten ›Deluxe‹, sie alle unter Kontrolle zu haben, war allein schon physisch unmöglich, aber der geheimnisvolle Makarow, wenn er denn auftauchte, würde natürlich in einem Luxusappartement wohnen. Passenderweise wohnte die Rotblonde neben einer ›Deluxe‹ im ersten Stock, und ausgerechnet in diese ›Deluxe‹ kam die rätselhafte Kamenskaja, die alle auf Distanz hielt und zu niemandem Kontakt hatte. Das hieß, er war auf der richtigen Spur.
    Außerdem waren gestern endlich Autos mit

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