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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Stimmen. Während sie die Turnschuhe anzog und sich einen langen weißen Schal um den Hals legte, trat ein Mann auf den Balkon und sagte ziemlich laut zu Regina Arkadjewna: »Ist ja recht, Tante Rina, murren Sie nicht, ich rauche auf dem Balkon. Oh, ist das kalt! Sie sind keine Tante, sondern eine Giftschlange, Sie sind fähig, Ihren einzigen Neffen zu quälen.«
    Nastja erstarrte mit der Jacke in der Hand. Jura! Jura Korotkow ist da! Das süße Knüppelchen! Was hatte er diesmal für eine Intrige gesponnen? Soll ich warten, bis Jura mit seiner Geschichte daherkommt, oder soll ich mich als erste bei ihm vorstellen?
    Nastja beschloß abzuwarten. Das Auftauchen Juras auf dem Balkon deutete sie nicht als Einladung, sondern als Warnung, damit sie, Nastja, sich im entscheidenden Moment nicht verriet. Und wenn sie sich schon Zeit ließ, dann richtig, dachte Nastja, und machte sich auf zu ihrem Spaziergang.
    Die Bekanntschaft kam kurz vor dem Abendessen zustande, nachdem Nastja einen ausgiebigen Spaziergang gemacht hatte und mit ihrem Arbeitspensum zufrieden war. Jura Korotkow wurde ihr als Regina Arkadjewnas Neffe vorgestellt. Nastja gab sich gelangweilt und äußerte den Wunsch, sich möglichst schnell zurückzuziehen.
    »Darf ich Sie nach dem Abendessen auf einen Spaziergang einladen?« fragte der Neffe Jura galant.
    »Danke«, antwortete Nastja mit matter Stimme. »Ich war heute schon spazieren.«
    »Und zum Tanz? Tanzen Sie?« Der Neffe blieb hartnäckig.
    »Ich tanze nicht. Aber ich kann tanzen. Freilich macht mir das keinen Spaß und langweilt mich, aber ich kann meinen Körper wenn nötig zwingen, Tanzfiguren zu vollführen. Ich selbst, Nastja Kamenskaja, tanze nicht.«
    Zu Nastjas Glück betrat Damir ohne zu klopfen Reginas Zimmer.
    »Ich hoffe, ich störe nicht?« Er blickte fragend die Lehrerin und dann Nastja an, während er Jura demonstrativ ignorierte.
    »Natürlich, Jura, ich gehe mit Vergnügen mit Ihnen tanzen«, zwitscherte Nastja. »Wissen Sie was? Gehen wir zu mir, trinken wir Kaffee statt zu Abend zu essen und danach gehen wir zum Tanzen. Regina Arkadjewna und Damir Lutfirachmanowitsch können sich auch ohne uns unterhalten.«
    Regina Arkadjewna und Damir konnten nicht einmal den Mund aufmachen, da hatte Nastja Korotkow schon mit einem schelmischen Lächeln an der Hand genommen und war verschwunden. Durch die Tür hörte sie noch:
    »Laß dir das eine Lehre sein, Damir. Du hast keine Ahnung, wie man einer Frau den Hof macht. Der schnappt sie dir direkt vor der Nase weg.«
    In ihrem Zimmer führte Nastja Korotkow ins Bad und ließ endlich einem hysterischen Lachen freien Lauf, wobei sie ihr Gesicht in seinem dicken Pullover verbarg. Als sie sich beruhigt hatte, gingen sie ins Zimmer. Nastja machte den Wasserkocher an und fragte flüsternd:
    »Sollen wir jetzt reden oder warten wir bis zum Tanzen?«
    »Besser beim Tanzen«, antwortete Jura ebenso leise. »Jetzt reden wir einfach drauf los. Die Balkontür deiner Nachbarin ist offen, erzähl mir von dem Roman, den du übersetzt. Möglichst ausführlich und mit Kommentaren. Damit es lustig wird.«
    Die Zeit verging so langsam, daß Nastja schon auf den Flur hinausgehen und den Uhrzeiger vordrehen wollte, damit sie endlich zum Tanzen gehen konnten. Noch mehr als eine Stunde bis dahin!
    Schließlich waren sie auf der Tanzfläche, wo sie eng umschlungen langsam von einem Fuß auf den anderen traten und sich daran freuten, daß die Musik so laut war, obwohl sie das ansonsten gestört hätte. Wange an Wange und den Mund direkt am Ohr des Partners unterhielten sich Nastja Kamenskaja und Jura Korotkow.
    »Gut, daß Damir gekommen ist. Andernfalls wäre ich gezwungen gewesen, auch das Tanzen zu verweigern.«
    »Wieso? Willst du deinen Ruf wahren?«
    »Eigentlich schon. Erstens war ich die ganze Woche kein einziges Mal tanzen, und es wäre schon komisch, wenn ich jetzt mit dir tanzen ginge. Zweitens geht man davon aus, daß ich mit Damir ein Verhältnis hatte und er mich sitzengelassen hat. Deshalb tue ich so gelangweilt und reagiere nicht auf deine Vorschläge. Ich will nicht Spazierengehen oder ins Kino oder zum Tanzen. . . Aber nein, Damir kam vorbei, und sofort wollte ich mit dir zum Tanzen gehen. Ein ideales Zusammentreffen.«
    »Nun gut, und wenn dieser Damir nicht gekommen wäre?«
    »Ich hätte abgewartet, was weiter passiert. Dem Tanzen hätte ich natürlich nicht zugestimmt, aber du hättest begonnen, mich auszufragen und auf jede erdenkliche Weise zu

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