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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Denissow.
    »Ein Gedicht von einem spanischen Dichter. Ende der sechziger Jahre in der Zeitschrift ›Ausländische Literatur‹ veröffentlicht.«
    »Gutes Gedächtnis!« Eduard Petrowitsch war beeindruckt.
    »Ich kann mich nicht beklagen. Und Ihr Mann ist ein Stümper. Durch solche Kleinigkeiten wird man überführt.«
    »Jetzt hören Sie aber auf.« Er lachte. »Wer außer Ihnen könnte sich an eine fast dreißig Jahre alte Veröffentlichung erinnern! Das ist reiner Zufall, daß Sie sie nicht vergessen haben.«
    »Woher wissen Sie das, Eduard Petrowitsch. Es ist ein gutes Gedicht, es könnten sich viele daran erinnern, die sich in dieser Zeit der Poesie gewidmet haben. Daß heutzutage unter Polizisten solche Leute nicht mehr zu finden sind, ist etwas anderes. Aber unter erfahrenen Anwälten könnte es solche Menschen durchaus geben. Die Anwälte arbeiten bei uns im Gegensatz zu Detektiven und Ermittlern bis ins hohe Alter. Also gehen Sie kein unnötiges Risiko ein!«
    »Ich schau’ mir die Sache an«, sagte Denissow, der plötzlich ernst geworden war. »Also, kommen wir zur Sache?«
    * * *
    Alan hatte nicht erwartet, daß der Besuch des Gastes sich so hinziehen würde. Es war schon nach sieben, und Eduard Petrowitsch redete immer noch mit ihr. Offenbar blieb sie auch zum Abendessen.
    Alan blickte auf seine Notizen, zog mit der Hand an seinem Bart und fing an, die Auberginen zu putzen. Wenn sie in einer halben Stunde immer noch hier ist, wird er ihr dieses Gemüse servieren!
    * * *
    »Sie haben einen umwerfenden Koch«, sagte Nastja anerkennend. »Er kocht genau so, wie es mir schmeckt. Was soll man machen, Eduard Petrowitsch, wir sind in einer schwierigen Lage. Ich werde mir bis morgen früh überlegen, was ich mit Ihren Gästen anfange.«
    »Wollen Sie mit ihnen sprechen? Ich sorge dafür, daß sie in die STADT gebracht werden. Oder soll ich Sie auf die Datscha fahren?«
    »Ich bin mir darüber noch nicht im klaren. Wenn sie vor Ihnen etwas verbergen, ist es nicht sicher, daß sie mir etwas erzählen. Aber das Mädchen sollte man ins Schwimmbad bringen, ich will einen Punkt vor Ort klären.«
    »Verstanden. Vereinbaren wir, wie wir in Verbindung bleiben. Ich will nicht, daß im Sanatorium in Ihrer Nähe Leute auftauchen, mit denen Sie früher keinen Kontakt hatten, das könnte die Verbrecher hellhörig machen. Sie haben im Zimmer eine Telefonsteckdose . . .«
    »Ja, ich habe es bemerkt.«
    »Heute bekommen Sie einen Anschluß. Sie bekommen einen Telefonapparat, räumen Sie ihn aber weg, wenn Sie ihn nicht benutzen. Und stellen sie ihn bitte auf minimale Lautstärke. Wann soll ich Sie anrufen?«
    »Viertel vor elf. Um diese Zeit komme ich von den Behandlungen.«
    »Um Viertel vor elf rufe ich Sie an.«
    Denissow begleitete Nastja zum Auto, wünschte ihr eine gute Nacht und ging nach oben. Nein, er hatte sich in dem Mädchen nicht geirrt. Wenn sie es nicht schafft, wer dann? Wie alt wird sie wohl sein? Tolja sagte, dreiunddreißig. Kein Mädchen mehr. . . Das ist wahrscheinlich ihre beste Waffe: Sie sieht wie ein Mädchen aus, niemand nimmt sie ernst. Nein, ihre beste Waffe ist der Kopf. Gedächtnis, Denken, Logik, Kalkül. Alles übrige ist nur ein Schutz, damit niemand diese Waffe bemerkt. Ein kluger Kopf, dachte er beinahe zärtlich, was ist sie doch für ein kluger Kopf!
    * * *
    Jurij Fjodorowitsch Marzew lag auf der Couch in seiner geheimen Wohnung, die Arme um die Knie geschlungen. Er hatte eben einen Film angeschaut. Und jetzt stand diese schreckliche Minute bevor, die er so sehr gefürchtet hatte: Der Film hatte fast gar nicht geholfen. Seit seinem letzten Anfall waren nur eineinhalb Monate vergangen. Was weiter? Wann wird man ihm eine neue Medizin geben?
    Sie ist verrückt. Sie hackt ganz bewußt auf mir herum, stieg ein Gedanke in ihm auf. Die Persönlichkeit Marzews begann sich zu spalten, Jurotschka gab immer selbstsicherer und frecher den Ton an, und jetzt hatte Marzew keine Kraft mehr, Widerstand zu leisten. Früher hatte er Kraft aus der Hoffnung gewonnen, daß die ›Medizin‹ ganz sicher helfen würde. Jetzt waren seine Kräfte, Jurotschka zu widerstehen, versiegt.
    »Ich bin Jurij Fjodorowitsch Marzew, Direktor einer englischsprachigen Schule, Lehrer für angelsächsische Sprache und Literatur, ich habe eine Frau und eine fast erwachsene Tochter«, zischte er immer wieder durch die Zähne, bemüht, die launische Stimme des achtjährigen Jungen zu übertönen, der unzufrieden mit der übergroßen

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