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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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gesehen. Ebenfalls in der Metro.«
    Nastja spürte, wie ihr heiß wurde. Sie begriff, daß endlich der Punkt gefunden war, nach dem sie so lange gesucht hatte. Wenn der Faden nur nicht wieder abriß!
    »Dascha, beruhige dich und erzähle. Langsam, der Reihe nach, spring nicht von einem Punkt zum anderen. Und versuche, so genau wie möglich zu sein, laß nichts weg, und übertreibe nichts.«
    Idiotin, tadelte sie sich innerlich sofort. Du hast dich doch eben erst davon überzeugt, daß sie keine dumme Gans ist. Warum beleidigst du sie schon wieder?
    Doch zum Glück dachte Dascha nicht daran, beleidigt zu sein.
    . . . An jenem Tag hatte sie eine Freundin besucht und war von dort zur Metrostation »Taganskaja« gefahren, wo sie mit Sascha verabredet war. Die Freundin hatte ein kleines Kind und einen sehr ulkigen Hund. Während die Mutter mit ihrer Besucherin in der Küche Tee trank, bemächtigten sich die beiden, Kind und Hund, Daschas Handtasche, die sie auf dem Fußboden im Flur zurückgelassen hatte. Als den beiden Freundinnen die anhaltende, verdächtige Stille in der Wohnung aufgefallen war und sie nachsehen gingen, entdeckten sie, daß der Dreikäsehoch der Reihe nach den Geschmack der Gegenstände kostete, die er Daschas Handtasche entwendet hatte, während der Spaniel Goscha sich mit derselben Hingabe mit seinem Teil der Beute beschäftigte. Der ganze Inhalt der Handtasche war kunterbunt auf dem Fußboden verstreut. Notizbuch, Schlüssel, Papiertaschentücher, Handschuhe. Dascha hatte nicht mehr viel Zeit, sie wollte Sascha nicht warten lassen, deshalb sammelte sie ihre Habe in großer Eile auf, stopfte sie hastig in die Handtasche zurück und lief zur Metro.
    Während sie bereits auf der Rolltreppe stand, fiel ihr plötzlich ein, Goscha könnte irgendeinen lebenswichtigen Gegenstand aus ihrer Handtasche irgendwo in der Wohnung vergraben haben. Sie öffnete ihre Handtasche und begann in ihr zu kramen. Sie ertastete den Wohnungsschlüssel, aber der Schlüssel zum Safe war nicht auffindbar. Der Geschäftsführer des »Orion« hatte den Verkäuferinnen oft genug eingeschärft, daß sie mit dem Schlüssel zum Safe besonders sorgsam umgehen müßten.
    Nachdem sie die Rolltreppe verlassen hatte, verlangsamte sie ihren Schritt und begann noch einmal zu suchen. Notfalls mußte sie noch einmal zur Wohnung ihrer Freundin zurücklaufen. Zwar würde sie dann zu spät zum Treffen mit Sascha kommen, aber das war immer noch besser, als sich am nächsten Tag die Strafpredigt des Direktors anzuhören.
    Sie geriet in den Gegenstrom der Fahrgäste, die soeben die Bahn verlassen hatten und zur Rolltreppe drängten. Mühsam zwängte sie sich durch die Masse hindurch zu einer etwas ruhigeren Stelle des Bahnsteigs. Direkt vor ihr öffnete ein Mann in einem braunen Regenmantel eine Aktentasche, machte eine ungeschickte Bewegung, und der ganze Inhalt der Tasche ergoß sich auf den Boden. Dascha stand dicht neben ihm und kramte beharrlich in ihrer Handtasche. Der Mann im Regenmantel begann, die verlorenen Gegenstände wieder aufzusammeln, dabei bewegte er sich seltsam verkrampft, so, als würde ihm etwas weh tun. Ein vorübergehender junger Mann bückte sich, hob ein abseits liegendes Feuerzeug auf und reichte es dem Mann. Der junge Mann trug einen sehr auffälligen Ring am Finger, und Daschas Blick saugte sich daran regelrecht fest. Der Ring stellte etwas in der Art eines Kettenpanzers dar. Die zwischen den Kettengliedern angeordneten schwarzen Steine bildeten irgendein mysteriöses Symbol.
    Dascha begriff plötzlich, daß sie sich geradezu unanständig benahm. Sie stand da und starrte einen völlig fremden Mann an. Sie hob die Augen schüchtern zu dem Gesicht des Dicken im Regenmantel, dem der junge Mann mit dem Ring soeben das Feuerzeug gereicht hatte, und schickte sich zu einem freundlichen Lächeln an, stieß aber mit einem so kalten und bösen Blick zusammen, daß sie sofort weiterlief.
    Nachdem sie den Übergang zur anderen Station überquert hatte, setzte sie die Suche nach dem unseligen Schlüssel fort und verpaßte deshalb sogar ihre Bahn. Aber Gott sei Dank war der Schlüssel dann doch in ihrer Handtasche.
    Kaum hatte sie sich mit den anderen Fahrgästen in die nächste Bahn gezwängt, spürte sie plötzlich eine Hand zwischen ihren Beinen. Schon seit ihrer Kindheit kannte Dascha diese perversen Lustmolche, die sie in öffentlichen Verkehrsmitteln belästigten. Sie drehte sich abrupt um und blickte in ein blasses,

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