Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Gehen kann man besser nachdenken. Ich würde mir auch gern ein bißchen die Beine vertreten und meine Gedanken ordnen.«
    »Einverstanden«, sagte sie erfreut. »Aber ich möchte langsam gehen.«
    Sie wanderten lange durch die Straßen, gelegentlich wechselten sie ein paar belanglose Worte, aber meistens schwiegen sie, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Endlich erklärte Alexej, daß er seinen gordischen Knoten gelöst hatte und bereit war, wieder nach Hause zu gehen.
    »Und ich habe gar nichts gelöst«, gestand Nastja traurig. »Der Körper läßt sich nicht betrügen, er weiß, daß er Urlaub hat, und weigert sich, so zu funktionieren, als sei er im Dienst.«
    Sie kehrten nach Hause zurück, und diesmal war es Nastja, die sich daranmachte, das Mittagessen zuzubereiten, beschämt von der Tatsache, daß sie die ganze vergangene Woche die meisten Arbeiten auf ihren Mann abgewälzt hatte. Ljoscha saß in der Küche und beobachtete mit einem Seitenblick Nastjas kulinarische Bemühungen. Der Anblick war reichlich ungewohnt für ihn. Er hatte sich fest vorgenommen, sich nicht einzumischen, aber schließlich ging die Zurückhaltung über seine Kräfte.
    »Warum salzt du das Fleisch, es wird doch trocken«, bemerkte er nervös.
    »Wie denn? Soll ich es nicht salzen?« fragte sie erstaunt.
    »Doch, aber erst später.«
    »Wann?«
    »Nach dem Anbraten, wenn die Poren sich geschlossen haben. Dann bleibt es saftig.«
    »Ist ja hochinteressant«, sagte sie nachdenklich. »Man sieht gleich, daß ich in der Schule schlecht war in Chemie.«
    »Du warst nicht schlecht in Chemie, du kannst ganz einfach nicht kochen«, lachte Ljoscha und versenkte sich wieder in sein Buch. Doch als er bemerkte, daß Nastja Butter in der Pfanne erhitzte, um die in rechteckige Stückchen geschnittenen Kartoffeln darin zu braten, platzte ihm endgültig der Kragen.
    »Hör auf, Nastja«, unterbrach er sie.
    »Was ist los? Mache ich schon wieder etwas falsch?«
    »Wenn du knusprige Bratkartoffeln haben willst, mußt du sie in Pflanzenöl braten, zumindest am Anfang. Später kannst du Margarine oder Butter dazugeben. Und nimm die Hände weg vom Salzfaß!«
    »Darf man die Kartoffeln auch nicht salzen?«
    »Auf keinen Fall, sonst wird Püree daraus. Bratkartoffeln salzt man erst ein paar Minuten vor Schluß.«
    »Ach, laß mich in Ruhe!« winkte sie gekränkt ab. »Warum terrorisierst du mich? Ich gebe mir Mühe, will etwas lernen, und du kritisierst mich nur.«
    »Ich kritisiere dich nicht, Nastja, ich rette nur mein eigenes Mittagessen. Und wenn du wirklich etwas lernen willst, dann frag erst den weisen Tschistjakow, bevor du etwas tust. Und nimm übrigens den Deckel von der Pfanne.«
    »Warum?«
    »Darum. Du willst die Kartoffeln ja braten und nicht dünsten. Wenn die Kartoffeln so werden sollen, wie du sie magst, dann mußt du sie ohne Deckel braten.«
    »Warum?«
    »Nastja, geh mir nicht auf die Nerven! Du warst offenbar nicht nur schlecht in Chemie, sondern auch in Physik. Wie konntest du überhaupt eine naturwissenschaftliche Schule absolvieren, das verstehe ich nicht.«
    »Ich habe in der ganzen Schulzeit bei dir abgeschrieben. Hast du das vergessen? Du hast dich extra aus der Parallelklasse in meine versetzen lassen, um mir bis zur Abschlußprüfung beizustehen.«
    Sie brachen in einmütiges Gelächter aus. In Wirklichkeit war Nastja eine ausgezeichnete Schülerin gewesen, und Ljoscha hatte sich nur in ihre Klasse versetzen lassen, um in ihrer Nähe zu sein.
    Endlich war das Mittagessen mit vereinten Kräften zubereitet und der Tisch gedeckt. Nach dem langen Spaziergang waren beide ausgehungert, und alles, was in anderthalb Stunden mit soviel Mühe zubereitet worden war, war in zehn Minuten aufgegessen.
    »So ist es immer«, stellte Nastja deprimiert fest. »Man gibt sich Mühe, investiert eine Menge Zeit und Energie, und wofür? Zehn Minuten Genuß und ein Berg schmutziges Geschirr. Warum ist alles auf der Welt so ungerecht?«
    »Das Gesetz des Lebens«, kommentierte Tschistjakow philosophisch.
    Nach dem Mittagessen gelang es Nastja endlich, sich zusammenzureißen und auf die Übersetzung zu konzentrieren. Doch gegen acht Uhr kam ein Anruf, der den Frieden in ihrer kleinen Wohnung erneut störte. Am Telefon war Anton Schewzow.
    »Anastasija, es gibt sehr überraschende Neuigkeiten«, sagte er aufgeregt. »Eben hat eine Frau bei uns in der Redaktion angerufen und mitgeteilt, daß sie vor zwei Monaten geheiratet und am Vortag ihrer Trauung

Weitere Kostenlose Bücher